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Kinowunder: Deutsche Filme erobern Cannes!

28.08.2025, 10.09 Uhr
Am 28. August starten gleich mehrere bemerkenswerte Filme in den Kinos: "In die Sonne schauen", Mascha Schilinskis gefeierter Cannes-Beitrag, Aronofskys "Caught Stealing" und die Neuauflage von "Der Rosenkrieg" mit Olivia Colman und Benedict Cumberbatch.

"Caught Stealing", "Die Rosenschlacht" und "In die Sonne schauen", Mascha Schilinskis gefeiertes Drama, das über einen Zeitraum von rund 100 Jahren vier Mädchenfiguren auf einem Bauernhof in Sachsen-Anhalt porträtiert: Das sind die wichtigsten Kinostarts am 28. August.

Dass deutsche Filme in Cannes für Furore sorgen, geschieht eher selten. Genau das gelang allerdings im Frühjahr 2025 Mascha Schilinskis zweiter Regiearbeit "In die Sonne schauen", die nicht nur für ihre ambitionierte Erzählweise, sondern auch für ihre formale Gestaltung gefeiert wurde. Der verdiente Lohn: der Preis der Jury (zusammen mit "Sirāt" von Óliver Laxe), die drittwichtigste Auszeichnung des altehrwürdigen Festivals an der Croisette. Freuen durften sich die Macher außerdem über eine andere Jury-Entscheidung: "In die Sonne schauen" geht für Deutschland ins Oscar-Rennen. Ob es das knapp 100 Jahre umspannende Drama tatsächlich in die Verleihung schafft, stellt sich im Januar 2026 heraus, wenn die fünf nominierten Werke in der Kategorie "Bester Internationaler Film" bekanntgegeben werden. Außerdem neu im Kino: "Caught Stealing", ein Großstadtthriller von Darren Aronofsky, und "Die Rosenschlacht", eine Neuinterpretation von Danny DeVitos "Der Rosenkrieg" (1989), in der sich Oscar-Preisträgerin Olivia Colman und Benedict Cumberbatch das Eheleben zur Hölle machen.

In die Sonne schauen

Das deutsche Kino ist anspruchslos, setzt in erster Linie auf seichte Komödien und spielt international längst keine Rolle mehr. Immer wieder sehen sich Filmemacher hierzulande mit eben diesen Vorwürfe konfrontiert. Völlig aus der Luft gegriffen sind sie sicherlich nicht. Einfach alles zu verteufeln, ist aber wenig zielführend. Bei genauem Hinschauen gibt es durchaus positive Bespiele – Leinwandarbeiten wie "In die Sonne schauen" beweisen, dass auch in Deutschland kraftvolle, mutige, kompromisslose Werke entstehen können.

Nach ihrem intimen Debüt "Die Tochter" (2017), das eine Dreiecksbeziehung zwischen zwei getrennt lebenden Elternteilen und der gemeinsamen Tochter schildert, wagt sich Mascha Schilinski mit "In die Sonne schauen" an ein wahrlich episches Unterfangen. Vier unterschiedliche Leben und vier unterschiedliche Epochen bilden die Grundlagen ihres Dramas, in dem es nicht zuletzt um weibliche Traumata, weiblichen Schmerz und dunkle Kapitel in der deutschen Geschichte geht.



Handlungsort ist ein Vierseithof im Norden Sachsen-Anhalts, auf dem über die Jahrzehnte mehrere Mädchen und junge Frauen aufwachsen. Anstelle einer chronologischen Handlung präsentiert die auch als Koautorin involvierte Regisseurin ein filmisches Mosaik, das zwischen den Zeiten hin- und herspringt. Was die verschiedenen Ebenen miteinander verbindet: Den Protagonistinnen offenbaren sich irgendwann auf teils unheimliche Weise die Spuren der Vergangenheit auf dem einsam gelegenen Anwesen.

In den 1910er-Jahren bringt die kleine Alma (Hanna Heckt) in Erfahrung, dass sie nach ihrer verstorbenen Schwester benannt wurde. Fortan glaubt sie, ebenfalls dem Tod geweiht zu sein. Rund 30 Jahre später entwickelt die Jugendliche Erika (Lea Drinda) eine morbide Faszination für ihren Onkel, der im Zweiten Weltkrieg ein Bein verloren hat. Angelika (Lena Urzendowsky) wiederum wird in der DDR der 1980er-Jahre groß und wandelt auf dem schmalen Grat zwischen Todessehnsucht und Lebensgier. In den 2020er-Jahren schließlich verbringt Nelly (Zoë Baier) mit ihre Familie die Zeit auf dem inzwischen stark heruntergekommenen Hof. Das Mädchen wirkt geborgen. Doch intensive Träume und die Last früherer Geschehnisse machen Nelly zu schaffen. Als sich ein tragisches Ereignis an dem Ort wiederholt, verschwimmen die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart noch mehr.

Caught Stealing

Mit "The Whale" (2022), einem Kammerspiel um einen stark übergewichtigen Dozenten, der sich vor seinem nahenden Tod mit seiner Ex-Frau und seiner Tochter aussöhnen möchte, verhalf Darren Aronofsky Brendan Fraser zu einem furiosen Comeback. Neben zahlreichen anderen Preisen konnte der Hauptdarsteller für seine anrührende Performance auch einen Oscar entgegennehmen.

Nach diesem eher stillen und nachdenklichen Film meldet sich der "Black Swan"-Regisseur nun mit einem adrenalingetränkten, schwarzhumorigen Großstadtthriller auf der großen Leinwand zurück. "Caught Stealing" basiert auf dem gleichnamigen Roman des US-Schriftstellers Charlie Huston, der die Drehbuchadaption seines eigenen Stoffes übernahm.

Im Mittelpunkt steht ein junger Mann namens Hank (Austin Butler), der auf der Highschool als Baseball-Wunderkind galt. Inzwischen verdingt er sich allerdings in New York als Barkeeper und findet das Leben mit seiner Freundin Yvonne (Zoë Kravitz) auch ohne große Sportkarriere ganz in Ordnung. Dann aber erklärt er sich bereit, für ein paar Tage auf die Katze seines Nachbarn Russ (Matt Smith) aufzupassen – und steckt auf einmal tief im Schlamassel. Denn plötzlich steht die halbe Unterwelt bei ihm auf der Matte.

Die Rosenschlacht

1989 machten sich Kathleen Turner und Michael Douglas als scheidungswillige Partner in Danny DeVitos rabenschwarzer Komödie "Der Rosenkrieg" das Leben gegenseitig so schwer wie möglich. Laut Duden fand der Titel Eingang in die deutsche Umgangssprache als Bezeichnung für eine sich bis zur Selbstzerfleischung steigernde Auseinandersetzung zwischen Eheleuten. Der Originalname des Films ("The War of the Roses") nimmt übrigens Bezug auf die sogenannten englischen "Rosenkriege" im 15. Jahrhundert, bei denen die Adelshäuser York (weiße Wappen-Rose) und Lancaster (rote Rose) um die Thronfolge kämpften.

DeVitos Kassenschlager, eine Adaption des gleichnamigen Romans von Warren Adler, erfährt mit "Die Rosenschlacht" nun eine Neuauflage. Dabei am Steuer: der komödienerprobte Jay Roach ("Meine Braut, ihr Vater und ich"), der den Film nach einem Drehbuch des zweifach oscarnominierten Autors Tony McNamara ("The Favourite – Intrigen und Irrsinn" und "Poor Things") inszenierte. Auch dieses Mal tragen mit Olivia Colman und Benedict Cumberbatch zwei prominente Darsteller die sich immer weiter drehende Eskalationsspirale.

Erfolgreiche Karrieren, eine liebevolle Ehe und tolle Kinder – Ivy (Colman) und Theo (Cumberbatch) scheinen ein Leben wie aus dem Bilderbuch zu führen. Doch wie so oft tun sich hinter der Fassade tiefe Abgründe auf. Als Theo beruflich strauchelt, während Ivy weiter durchstartet, finden sich die beiden in einem Netz aus Konkurrenzdenken und versteckten Ressentiments wieder. Schon bald bleibt es nicht mehr bloß bei Wortgefechten...


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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