Sportreporter im Interview

Jörg Dahlmann: "Mein Buch sollte kein 'eititei' werden"

10.03.2022, 11.37 Uhr
von Felix Förster
Jörg Dahlmann hat unter anderem für das ZDF, Sport1, SAT.1 und Sky gearbeitet.
Jörg Dahlmann hat unter anderem für das ZDF, Sport1, SAT.1 und Sky gearbeitet.  Fotoquelle: Michael Philipp Bader

Jörg Dahlmann hat in 40 Jahren als Sport-Reporter fast alles erlebt: Triumphe, großen Sport und Rauswürfe. In seiner Autobiografie blickt er nun zurück. prisma hat mit ihm über seine schönsten Erlebnisse, seine außergewöhnlichsten Begegnungen und seinen Rauswurf bei Sky gesprochen.

Ihr Buch ist wirklich sehr unterhaltsam, und wie man es als Sport- und Fußballinteressierter nicht anders von Ihnen erwartet hätte, keine Sekunde langweilig. Es ist ein wahres Anekdoten-Trommelfeuer...

Jörg Dahlmann: Ich musste sogar noch kürzen (lacht), denn ich hatte viel zu viel geschrieben. Ich wusste erst gar nicht, wie viele Seiten das hinterher sind. Und da musste ich sogar noch 180 Seiten raus streichen, damit es nicht zu dick wird.

Wie kamen Sie auf die Idee, ein Buch zu schreiben?

Jörg Dahlmann: Ulli Potofski, mein alter Reporter-Kollege und Freund, hatte das angeregt. Parallel dazu kamen zwei Journalisten-Kollegen auf mich zu und fragten mich, ob sie nicht eine Biografie über mich schreiben sollen. Das war allerdings schon vor der Rauswurf-Geschichte bei Sky. Als das dann bei Sky passiert war, habe ich mich mit den beiden Kollegen zusammengesetzt und mit ihnen gesprochen, der eine arbeitet für die FAZ, der andere für Bild online. Sie wollten immer noch das Buch über mich schreiben, doch ich habe mir gedacht, wenn, dann möchte ich eine Autobiografie schreiben. Ich habe dann mit einer ersten Gliederung angefangen und gemerkt, dass ich Spaß am Schreiben habe.

Ihr Buch strotzt nur so vor Anekdoten und hat eine sehr hohe Info-Dichte. Haben Sie in den ganzen Jahren, die Sie im Buch beleuchten, Tagebuch geführt?

Jörg Dahlmann: Nein, das Einzige, das ich mir immer aufgeschrieben habe, waren meine Einsätze als Reporter. Die Anekdoten habe ich mir nicht aufgeschrieben. Als ich dann für das Buch mit Stichworten angefangen habe, gab es eine Kettenreaktion und alles sprudelte aus mir heraus. Das war sehr schön zu erleben. Mir fielen dann immer mehr Dinge wieder ein. Letztlich habe ich dann aus dem privaten Bereich einiges gestrichen, vor allem aus der Jugend- und Studentenzeit, weil dies für den Leser ja nicht so interessant ist wie die anderen Geschichten.

Sie blicken auf Ihr ereignisreiches Leben als Sportreporter zurück. Im Laufe der Jahre haben Sie da wirklich viel erlebt: Die Anfänge bei einer Zeitung, dann das studentische Engagement beim ZDF, die Anfänge mit den Legenden dort, dann die Zeit bei Premiere und SAT.1, Champions League bei tm3, DSF, das jetzt Sport1 heißt, und zuletzt Sky. Sie haben ja fast alle Sender durch. Wo war es am schönsten für Sie? Kann man das so einfach beantworten?

Jörg Dahlmann: Schwierig, aber die unbeschwerteste Zeit war sicherlich bei SAT.1 mit der Sendung "ran". Damals in den 90er-Jahren vor der Kirch-Krise spielte Geld gar keine Rolle, das haben wir so rausgepulvert und dadurch alle Möglichkeiten gehabt. Wir konnten alle Ideen umsetzen, das geht so heute gar nicht mehr. Die Anfänge beim ZDF waren natürlich auch außerordentlich schön. Ich kann da eigentlich keine Rangliste erstellen.

Das Konzept von ran war auch für die Fernsehzuschauer ganz neu. Sie sind da um einiges boulevardesker an den Sport herangegangen, haben dadurch aber auch viele Türen geöffnet.

Jörg Dahlmann: "ran" und auch "Anpfiff" vorher auf RTL haben dafür gesorgt, dass sich viel mehr Frauen für den Fußball interessiert haben. Dadurch, dass auch die Geschichten hinter den Spielern erzählt wurden, mehr gemenschelt wurde, haben wir ein ganz neues Publikum erreicht. Vorher war es ja eine reine Männer-Domäne.

Einerseits sind Sie sich in den Jahren stilistisch meist treu geblieben, wenn man an die typische Jörg-Dahlmann-Übertragung denkt, andererseits spricht Ihr beruflicher Werdegang aber auch für viel Flexibilität. Sie mussten neue Trends aufgreifen, sich an neue Formate gewöhnen, sich da anpassen. Erklären Sie dieses Paradoxon, einerseits immer Jörg Dahlmann zu bleiben, andererseits immer irgendwo hineinpassen zu müssen.

Jörg Dahlmann: Es war sicherlich nicht immer einfach, und deshalb bin ich auch öfters angeeckt, weil ich die Dinge eben anders sehe als die, die das von oben aus den Chef-Etagen heraus betrachten. Aber trotzdem war mein Motto häufig "Augen zu und durch". Man steht desöfteren vor der Wahl "Mach ich das jetzt oder nicht" und damit meine ich weniger die Arbeit als Kommentator bei Live-Spielen, wenn man spontan ist und gar nicht lange nachdenken kann, sondern die Nachberichterstattung. Da habe ich dann öfter gedacht "Komm ich mach das jetzt". Gutes Beispiel ist die Geschichte des Wechselfehlers von Otto Rehhagel damals beim 1. FC Kaiserslautern, als nach seinen Wechseln auf einmal vier Ausländer auf dem Platz standen. Wir waren uns ja erst gar nicht sicher, war das wirklich so, hatten aber die Extrakamera auf Otto gerichtet. Da haben wir den Nerv getroffen…

Das war ja auch so ein Stilmittel von Ihnen, die Extrakamera. Wenn Dahlmann dran war, dann wurde auch mal ein Zuschauer beim Wurstessen auf der Tribüne gezeigt…

Jörg Dahlmann: ...oder Beate Rehhagel in Super-Slow-Mo beim Schminken ihrer Lippen.

Auch Ihr Kommentar bei Jay-Jay Okochas Traumtor gegen den jungen Oliver Kahn ist legendär, als Sie einen Rauswurf riskierten, weil sie den Bericht einfach eigenhändig verlängert haben. Sie haben auch nie gefürchtet, sich unbeliebt zu machen oder in die Nesseln zu setzen, wenn es die journalistische Arbeit und Wahrheitsfindung forderte. Bei Otto Rehhagel und Lautern beispielsweise haben Sie sich damals ja nicht so beliebt gemacht.

Jörg Dahlmann: In erster Linie war ich immer Journalist. Ich hatte da immer zwei Vorbilder, mit denen ich auch beim ZDF zusammengearbeitet habe: Rolf Töpperwien und Günter-Peter Ploog. Beide sind ja auch in diese Richtung gegangen, ihre Herangehensweise war auch ein bisschen boulevardesker, ein bisschen bunter. Ein großer Vorteil für mich war, dass ich als Journalist groß geworden bin, als es mit ARD und ZDF nur zwei Sender gab. Die ARD hat damals schlicht nur abgebildet, die haben nur die Szenen auf dem Platz gezeigt, vielleicht mal ganz selten ein Interview danach. Wir beim ZDF haben etwas mehr nachgehakt, uns den Spieler des Spiels besorgt, den Schiedsrichter...

Sie zählen in Ihrem Buch auch eine Menge Namen auf, die damals beim ZDF waren: Christa Gierke, Magdalena Müller, Hermann Ohletz, Doris Papperitz, Klaus Angermann, Rolf Kramer, Reiner Deike, Jochen Bouhs und Günter-Peter Ploog, Béla Réthy, Thomas Herrmann, Rolf Töpperwien und ich könnte noch ewig weiter aufzählen. Das war ja eine eigentlich kaum zu fassende Menge an talentierten, aber dabei völlig unterschiedlichen Sport-Experten. War das damals eine Goldgräberzeit?

Jörg Dahlmann: Ja, vor allem aus dem schon genannten Grund, dass es nur zwei große Sender gab. Dadurch war man viel mehr im Fokus. Wir hatten etwa beim Aktuellen Sport Studio Riesenquoten. Auf der Ebene gab es einfach keine andere Sendung. Ein wenig ging noch Blickpunkt Sport vom Bayerischen Rundfunk in diese Richtung. Die waren auch immer sehr pfiffig.

Sie erzählen von Ihrem Kollegen im ZDF, Klaus Angermann, der einfach ohne Skript 15 Minuten in der Sprecherkabine frei über seine Sportart reden konnte…

Jörg Dahlmann: ...Klasse Typ.

Da waren die Reporter die Experten. Was halten Sie denn im Vergleich zu damals von der Flut an Ex-Sportlern, die heute an der Seite der Reporter und Kommentatoren stehen?

Jörg Dahlmann: Das finde ich gut, denn es hat einen Mehrwert, weil die Menschen, die selbst einmal gerodelt sind und die Abfahrt, die Streif, selbst mal heruntergefahren sind, ganz anders darüber reden können als einer, der hobbymäßig einen Berg herunterwedelt oder mit einem Schlitten einen kleinen Abhang herunterfährt. Diese richtigen Experten sind schon eine Hausnummer mit Stallgeruch. Auch beim Fußball finde ich Experten gut und wichtig, ich selbst bin nur bis zur Kreisklasse gekommen (lacht).

Sie lassen in Ihrem Buch auch Wegbegleiter und Promis mit sogenannten "Einwürfen" zu Wort kommen. Das ist ja eher ungewöhnlich. Wie kam es dazu?

Jörg Dahlmann: Ich hatte die Idee, ein paar Leute zu fragen, etwas über mich zu schreiben, und habe denen auch völlig freie Hand gelassen. Deshalb sind auch ganz unterschiedliche Einwürfe dabei herausgekommen. So sind beispielsweise die Unterschiede zwischen Töppis und Johannes B. Kerners Ausführungen zu erklären. Der eine hat ein paar Zeilen, der andere vier Seiten geschrieben (lacht).

Reinhold Beckmanns Einwurf über Sie ist bemerkenswert und geht ziemlich in die Tiefe, wenn er schreibt "Ein Kommentator, der jedem gefallen will, hat schon verloren. Jörg fand in jedem Spiel eine Szene, aus der er großes Kino machte". Heute erscheinen viele Kommentatoren in ihrer eigenen Wichtigkeit gefangen. Das geht dann schon so weit, dass sie eine ganz eigene, dunkle Stimme aufsetzen und die Sätze nach hinten abfallend betonen, dauernd vom "Stürmer in der Box", abkippender Acht, asynchronen Außenverteidigern oder ähnlichem fachsimpeln. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Jörg Dahlmann: Na ja, den Vorwurf, sich wichtig zu nehmen, kann man uns ja auch machen. Das ist ja ein Vorwurf, der schnell im Raum steht, und damit muss man leben. Jeder, der diesen Job macht, etwas Außergewöhnliches wagt und versucht, vom 08/15 wegzukommen, der muss sich auch gefallen lassen, dass er kritisiert wird, und es nicht alle gut finden.

Sie sind entwaffnend ehrlich in dem Buch und äußern sich sehr häufig sehr nett über Ihre Weggefährten. Ein paar Zeitgenossen bekommen aber auch etwas ab. Welche Reaktionen erwarten Sie da?

Jörg Dahlmann: Ich habe mir gedacht, wenn ich ein Buch schreibe, dann soll das nicht so "eititei" werden. Dann möchte ich schon sagen, wer mir gefallen hat und wer nicht. Natürlich ist das subjektiv. Dass Sky sein Fett wegbekommt, war klar. Aber natürlich gab es auch vorher schon Stolpersteine, über die ich im Nachhinein sage, das war überzogen. Ich bin zum Beispiel beim SAT.1-Frühstücksfernsehen rausgeflogen, weil ich dort die DFB-Pokal-Auslosung im ZDF bei meinem Freund JBK angekündigt hatte. Die waren bei SAT.1 noch immer sauer, dass ihre Zukunftshoffnung Johannes B. Kerner zur Konkurrenz abgewandert war. Die Ankündigung war natürlich auch ein wenig provokant von mir, aber da muss man als Sender eigentlich drüberstehen. Trotzdem muss ich sagen, dass ich mich ja häufig ungerecht behandelt gefühlt habe, ich aber nicht immer ungerecht behandelt worden bin. Da bin ich durchaus selbstkritisch.

Der erste Teil des Buchs beschäftigt sich dann mit Ihrer Entlassung bei Sky wegen zweier Aussagen von Ihnen, einmal über Sophia Thomalla ("Na ja, für eine Kuschelnacht mit Sophia Thomalla würde ich mich auch auf die Bank setzen.") und dann der Ausspruch "Land der Sushis", aus dem ein japanischer Spieler kommt. Sie gehen, abgesehen von Ihrer persönlichen Erfahrung mit dem Sender, auch allgemein mit Sky und den Verantwortlichen relativ hart ins Gericht…

Jörg Dahlmann: Das "relativ" können Sie streichen (lacht). Die in der Führungsetage machen einfach keinen guten Job. Sky hat so viele Möglichkeiten, doch dann sehe ich das Management von denen. Schauen Sie sich doch die Zweitliga-Konferenz an, das ist doch fürchterlich. Anstatt das wie in der Bundesliga zu machen, volle Möhre, wird da Geld gespart, keiner hingeschickt, der ein ganzes Spiel vor Ort macht. Auch bei der Bundesliga: Früher gab es da ein Riesenstudio mit zig Experten, Social-Media-Experten, Daten-Experten, da war großes Kino. Jetzt sitzen da Didi Hamann und Michael Leopold zu zweit. Das ist immer ein schmaler Grat, die Kollegen selbst holen das Beste heraus. Dadurch dass Sky so viele Rechte verloren hat, muss man doch das, was man noch hat, richtig toll präsentieren, mit Hochglanz. Das machen die aber nicht, und das kann ich nicht verstehen. Dafür hauen die Kohle für diese Sendung am Sonntag heraus, dabei möchten die Zuschauer Live-Fußball sehen und die gehen dann zu DAZN. Live muss man stark machen und das Drumherum.

Diese beiden Geschichten, warum Sie bei Sky rausgeflogen sind, beschäftigen die Sie noch? Werden Sie noch darauf angesprochen oder ist das ad acta gelegt?

Jörg Dahlmann: Ich werde von unglaublich vielen Menschen angesprochen, die das völlig albern finden. Neulich war ich in Dortmund bei der Übertragung einer Sport1-Sendung. Im Kreis der Kollegen haben mir das alle bestätigt. Die haben sich damals bei Sky einfach verrannt und sich durch Twitter und Online-Medien unter Druck setzen lassen. Das ist eine Art von Journalismus, die mir nicht gefällt.

Es gibt ja diese Shitstorm-Taktik, dass man sagt, wir lassen den Sturm erst einmal durchblasen, reagieren zunächst gar nicht und stellen uns dann vor den Mitarbeiter. Dann kommt in dieser aufgeregten Blase schnell der nächste Sturm und der alte ist vergessen. So müsste man es eigentlich machen.

Jörg Dahlmann: Die Verantwortlichen haben sich leider anders entschieden.

Welche Pläne haben Sie denn jetzt? Sie leben auf Mallorca und in Wiesbaden. Wollen Sie noch einmal in den Medien arbeiten?

Jörg Dahlmann: Das kann ich nicht beantworten, bisher habe ich keine Anfragen. Die Sache ist ja auch, dass Sky mir geschadet hat. Das war damals eine Lose-Lose-Situation für alle Beteiligten. Was ich den Verantwortlichen einfach vorwerfe: Bevor man jemanden an den Pranger stellt, muss man ihm doch wenigstens einmal die Chance geben, sich zu äußern. In beiden Fällen, sowohl bei Thomalla als auch bei Sushi war das nicht der Fall.

Wenn es Anfragen gäbe, wären Sie aber nicht abgeneigt?

Jörg Dahlmann: Natürlich nicht, ich bin Vollblut-Reporter und der Job macht mir Spaß. Aber ich kann auch die Leute verstehen, die meine Art der Reportagen nicht mögen. Das geht mir ja genauso, ich mag auch nicht alle Kollegen und bei manchen schalte ich einfach ab.

Was waren denn bei den vielen Erlebnissen die Höhepunkte während Ihrer Karriere als Reporter?

Jörg Dahlmann: Highlight war sicherlich die Rehhagel-Geschichte, für die ich ja auch mit dem Deutschen Fernsehpreis prämiert wurde. Da war ich zusammen mit den Kollegen sehr stolz, dass wir das so hinbekommen haben. Auch das Interview mit Louis van Gaal war toll, als er damals Trainer bei den Bayern war. (Anmerkung der Redaktion: Dahlmann wurde vom Niederländer wegen seiner Fragen angegangen, wehrte sich aber mit dem Hinweis, er wäre Journalist und müsse so fragen).

Ein Klassiker, heute noch auf YouTube zu bewundern…

Jörg Dahlmann: Ja, aber das ist so eine Sache. Die Leute, die das gucken, sind in erster Linie Bayern-Fans und die sind erst einmal irritiert. "Der geht da unseren Trainer an."

Aber die Hälfte mag die Bayern ja nicht, bei denen sind Sie dann gut angesehen…

Jörg Dahlmann: (lacht) Ja natürlich, aber die melden sich nicht. Es melden sich nur die Leute, die das schlecht finden. Es ruft ja keiner an, der sagt, der hat aber mal Mut gezeigt. Da war ich auch stolz, dass ich nicht eingeknickt bin und dagegengehalten habe. Und die Zeitgeschichte hat mir ja Recht gegeben, es war bei den Bayern damals nicht alles in Ordnung. Bemerkenswert war, als Uli Hoeneß mich dann anrief. Ich saß in der S-Bahn, und auf einmal ruft mich Uli Hoeneß an. Zunächst dachte ich wirklich, das wäre jetzt Matze Knop oder irgendeiner, der die Stimme imitiert. Hoeneß hat mich vorher und nachher nie wieder angerufen, und plötzlich habe ich ihn in der S-Bahn an der Strippe (lacht). Er meinte zu mir: "Ne, was die da mit Ihnen machen, das ist nicht Bayern-like".

Uli Hoeneß spielte ja vorher schon einmal eine Rolle in Ihrer Karriere, als Sie den damaligen Dortmund-Trainer Michael Skibbe in einer Reportage dazwischen hatten und er Ihnen sagte, jetzt machen Sie aber mal halblang mit der Kritik am BVB.

Jörg Dahlmann: Damals trafen wir uns bei einer Veranstaltung oder einem Spiel – genau weiß ich das nicht mehr – und da sagte Hoeneß zu mir: "Ich bin ja wirklich kein Dortmund-Fan, das können Sie mir glauben. Aber die haben Sie zu hart rangenommen." So ist Uli Hoeneß. Er überzieht und übertreibt manchmal, aber er ist menschlich geblieben.

Am Ende des Buches gehen Sie auch auf Ihre Krebserkrankungen ein. Die Krankheit wurde dreimal bei Ihnen diagnostiziert. Sie plädieren sehr vehement für die Krebsvorsorge.

Jörg Dahlmann: Ich wollte das unbedingt thematisieren und ich habe keine Probleme, darüber zu sprechen. Es kann nur fördern, Menschen dazu anzutreiben, eine Vorsorgeuntersuchung zu machen. Mich ärgert bei dem Thema, dass häufig keine Blutuntersuchungen gemacht werden, um nach einem Gen-Defekt zu suchen. Sind die eigenen Geschwister, die eigenen Kinder gefährdet? Das müsste normalerweise immer mit untersucht werden, wird es aber in vielen Fällen einfach nicht. Dafür habe ich wenig Verständnis. Blut abnehmen, es einschicken und konkret nach einem Gen-Fehler untersuchen lassen! Das ist so wichtig, und das versuche ich auch durch mein Buch zu erreichen, dass diesbezüglich Fortschritte gemacht werden. Die Ärzte müssen diese Nachlässigkeit ablegen.

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