Warnung vor der AfD

So reagiert Amerika auf Jan Böhmermanns New York Times-Video

26.02.2025, 09.17 Uhr
Jan Böhmermanns Antwort auf Elon Musk und die AfD in der New York Times: Ein Blick auf die darauffolgenden Reaktionen in Amerika.
Jan Böhmermanns Antwort auf Elon Musk und die AfD in der New York Times: Ein Blick auf die darauffolgenden Reaktionen in Amerika.   Fotoquelle: © ZDF

Jan Böhmermann hat es wieder geschafft. Einer seiner Beiträge avanciert in Deutschland zum Top-Gesprächsthema. Veröffentlicht hat er diesen allerdings nicht in seiner Sendung „ZDF Magazin Royale“ oder überhaupt in einem deutschen Medium. Stattdessen war sein Video als Gastbeitrag auf der Internetplattform der „New York Times“ – also bei einer der weltweit renommiertesten Tageszeitungen – zu sehen. Doch worum ging es und wie waren die Reaktionen in den USA darauf?

Was waren die Themen von Böhmermanns Video und was hat es mit den USA zu tun?

In dem rund neunminütigen Vortrag warnt der als deutscher Satiriker und Comedian vorgestellte Böhmermann nicht nur vor der AfD. Er schlägt auch gleich zu Beginn eine Brücke in die USA. Dazu begrüßt er sein Publikum demonstrativ aus dem Land, das laut Elon Musks Aussagen gerettet werden müsse. Auch wenn das Thema ernst ist, bleibt der Tenor selbstironisch und satirisch – typisch Böhmermann eben. Nachdem er ausführlich die Gefahr einer erstarkenden AfD verdeutlicht und Verbindungen zur Nazi-Vergangenheit Deutschlands hergestellt hat, benutzt er Musks berüchtigt gewordene Nazi-Geste als Aufhänger. Böhmermann sieht darin offensichtlich ein Symptom, das zeigt, dass immer mehr rechte Kräfte sich zwar davon distanzieren, „Nazis“ zu sein, aber gleichzeitig politisch zumindest in Teilen wie solche handeln. Am Ende fasst der Satiriker die Motivation der AfD ironisch folgendermaßen zusammen: „They just want Germany to be great again.“ Damit spielt er überdeutlich auf die Agenda von Donald Trump an.

Wie sind die Reaktionen in den USA?

Während in Deutschland viele der großen Medien über Jan Böhmermanns Video berichtet haben, waren die medialen Reaktionen in den USA bislang eher verhalten. Andrew Selepak, Kommunikationswissenschaftler an der University of Florida, erklärt das folgendermaßen: „Erstens wissen sehr wenige Amerikaner, wer er ist, und zweitens interessieren sich die meisten nicht für deutsche Politik.“ Allerdings lobte der bekannte Journalist und Medienkritiker Jeff Jarvis („Was würde Google tun?“) den Gastbeitrag des Deutschen ausdrücklich. Er erklärte sogar, der Satiriker leiste „eine bessere Arbeit bei der Berichterstattung über den aufkommenden Faschismus als die New York Times.“ Die Kommentare, die sich auf der Webseite der Zeitung finden, verdeutlichen die politische Teilung, die aktuell in den USA fast allgegenwärtig scheint. Diese reichen von „ausgezeichnetes Video“ bis zur heftigen Kritik an links-liberaler Politik.

„Berliner Zeitung“ falsch abgebogen?

Rauer und tendenziell ablehnender ist der Ton auf Elon Musks – vor allem in den USA beliebter – Plattform X. Hier finden sich Kommentare mit zustimmenden Worten bis zu nicht zitierfähigen Beleidigungen, die wohl mehrheitlich von „rechts“ stammen dürften. Bemerkenswert ist der Beitrag eines Doktoranden an der Columbia University in New York, dem die „Berliner Zeitung“ Raum gibt, um in einem Artikel Jan Böhmermann ziemlich reißerisch „dummdreiste Geschichtsklitterung“ vorzuwerfen. Bei der Lektüre stellt sich allerdings recht schnell die Frage, ob das Blatt – bei deren Berichterstattung einige einen „Rechtsruck“ sehen – möglicherweise Probleme hatte, einen geeigneten Autor zu finden. Denn der ist nicht etwa Politologe oder Geschichtswissenschaftler. Stattdessen beschäftigt er sich mit den Beziehungen zwischen Literatur, Philosophie, Psychologie und Recht um 1800/1900 sowie mit Autoren wie Kafka, Kleist, Musil oder Schiller. Seine Doktorarbeit schreibt der Deutsche übrigens im Bereich Literaturwissenschaft.

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