Neue Sky-Serie "Bad Behaviour"

Jana McKinnon im Interview: "Australier wollen keinen Stress"

11.08.2023, 11.44 Uhr
von Aylin Rauh

Durch "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" wurde die österreichisch-australische Schauspielerin Jana McKinnon bekannt. Nun ist sie in der Sky-Serie "Bad Behaviour" zu sehen.

In der Amazon-Serie "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" (2021) hat Jana McKinnon einen bleibenden Eindruck hinterlassen. In dem Remake des Spielfilms von Regisseur Ulrich Edel von 1981 verkörperte sie die Rolle der Christiane F. – der große Wendepunkt in der Karriere der 24-Jährigen. "Es ist eine Geschichte, die jeder kennt, dementsprechend waren viele Leute an der Serie interessiert", erklärt die Tochter einer Österreicherin und eines Australiers ihren großen Durchbruch als Schauspielerin. Dabei, so verrät sie im Interview, wollte sie diesen beruflichen Weg ursprünglich gar nicht einschlagen: "Das ist zufällig passiert. Eine Freundin meiner Mutter hat Regie studiert und mich für ihre Kurzfilme ins Boot geholt." Und dann kam eben eines zum anderen. "Ich hatte bis jetzt ziemliches Glück und war oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort", konstatiert Jana McKinnon, die nun in der australischen Miniserie "Bad Behaviour" Furore macht (ab Freitag, 11. August, auf Sky und WOW). "Ich habe mich noch nie so wohl und sicher gefühlt, wie an diesem Set", schwärmt sie.

prisma: Sie waren in den letzten Wochen in Australien. Wie war's?

Jana McKinnon: Super schön! Ich lebe gerade zwischen Österreich und Australien, und verbringe sehr viel Zeit da. Ich wohne ganz oben im Norden in den Tropen, wo es richtig heiß wird und Monsunzeit gibt. Das ist schon anders als in Europa. Die Natur ist wahnsinnig schön dort. Jeden Tag geht's an den Strand oder zu einem Wasserfall, wo tropisches Obst gegessen wird. Das ist ziemlich schön!

prisma: Klingt jedenfalls paradiesisch!

McKinnon: Ja, es ist ein Traum! Manchmal bin ich dort und denke mir: Verrückt, dass das mein Leben ist. Man kann hier einfach leben wie im Urlaub.

prisma: Könnten Sie sich vorstellen, ganz nach Australien zu ziehen?

McKinnon: Nein, ich glaube nicht. Ich mag es, beides zu haben. Natürlich kann ich es mir vorstellen, für einen längeren Zeitraum oder phasenweise, in Australien zu leben, aber ich würde zu sehr meine Familie in Österreich vermissen. Zudem gibt es in Österreich Dinge, die es in Australien nicht gibt. Wie bestimmte Lebensmittel oder auch eine Art von Kulturverständnis. Dadurch, dass ich in Wien aufwuchs, bin ich sehr verwöhnt, was Kulturprogramm angeht. Und das vermisse ich schon, wenn ich in Australien bin. So etwas gibt es dort nur in großen Städten. In Wien gibt es viele Festivals. Auch Theater, Tanz oder Kino – was immer ich gerade will, das genieße ich sehr.

"Missen will ich nichts von alldem"

prisma: Wie war das für Sie in Österreich und Australien aufzuwachsen?

McKinnon: Wunderschön und herzzerreißend. Sowohl in Österreich als auch in Australien habe ich ein soziales Umfeld, das man auch immer wieder regelmäßig hinter sich lässt, wenn man so durch die Welt pendelt wie ich. Man liebt diese beiden Welten, aber kann sie nie gleichzeitig haben. Ich habe nie alle meine Freunde oder Familienmitglieder am selben Ort. Dadurch habe ich das Gefühl, nie zu 100 Prozent zu Hause zu sein. Die Frage nach der Heimat ist für mich entsprechend schwierig. Aber es ist auch ein Luxus, weil man verschiedene Kulturen und Sprachen kennt. Missen will ich nichts von alldem.

prisma: Inwiefern unterscheiden sich die Australier von den Österreichern?

McKinnon: Die Australier sind sehr gemütlich, da sind sie den Österreichern fast ähnlich. Sie wollen keinen Stress. Die Menschen dort genießen einfach ihr Leben und gönnen von ganzem Herzen. Sie haben eine entspannte und positive Sicht aufs Leben, wollen es sich einfach machen und sind sehr hilfsbereit. Das ist für mich sehr typisch australisch. Und sie sind sehr sozial. Man fängt ständig mit Leuten ein Gespräch an, die man gar nicht kennt. Diese Einstellung der Australier lasse ich auch in meinen persönlichen Alltag miteinfließen.

prisma: Sind Sie in Australien als Schauspielerin bekannt?

McKinnon: Würde ich nicht sagen. In Australien stehe ich noch ganz am Anfang. "Bad Behaviour" war mein erstes australisches Projekt. Was ein großes Geschenk war, weil es eine Hauptrolle war und ich mit einem tollen Cast eine intensive Geschichte mit verschiedenen Zeitebenen spielen durfte.

prisma: Also war die Produktion ein neues Terrain für Sie?

McKinnon: Auf jeden Fall, aber das war nicht der Grund, weshalb ich zugesagt habe. Ich habe in erster Linie zugesagt, weil ich das Drehbuch spannend fand. Ich war sehr in den Bann gezogen und konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Das ist immer ein gutes Zeichen. Ich wusste, dass die Rolle viel hergibt. Außerdem fand ich die Arbeit der Regisseurin Corrie Chen toll. Da musste ich mir gar nicht die Frage stellen, ob ich den Charakter spielen möchte

"Ich hatte bis jetzt ziemliches Glück"

prisma: Wollten Sie schon immer Schauspielerin werden?

McKinnon: Mein Weg zur Schauspielerei war sehr unkonventionell, weil es nie mein Traum war. Das ist zufällig passiert. Eine Freundin meiner Mutter hat Regie studiert und mich für ihre Kurzfilme ins Boot geholt. Wofür ich aber im Erwachsenenalter geblieben bin, ist der Teamaspekt und die Tatsache, dass man mit verschiedenen Menschen an einer Vision arbeitet, um gemeinsam eine Geschichte zu erzählen. Das beflügelt mich, ich liebe Teamarbeit. Außerdem liebe ich es, Menschen am Set bei ihrer Arbeit zu beobachten.

prisma: Empfinden Sie als junge Schauspielerin die Entertainment-Branche als hart?

McKinnon: Ich hatte bis jetzt ziemliches Glück und war oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Mir wurde viel Vertrauen geschenkt, um Hauptrollen zu spielen. Deshalb war ich schon im jungen Alter sehr privilegiert in der Branche. Aber ich weiß, dass viele Leute Erfahrungen machen, die unterschiedlich zu meinen sind.

prisma: Sie sind als Nachwuchsschauspielerin sehr bekannt im deutschsprachigen Raum. Ab wann kam der Wendepunkt Ihrer Karriere?

McKinnon: Definitiv durch "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo". Es ist eine Geschichte, die jeder kennt, dementsprechend waren viele Leute an der Serie interessiert. Aber dadurch, dass die Produktion in der Corona-Zeit veröffentlicht wurde, habe ich die Aufmerksamkeit nicht wirklich gespürt. Ich würde aber schon sagen, dass die Serie für mich innerhalb der Filmbranche etwas verändert hat und ich in Castings und Rollenangebote mehr miteingebunden werde.

"Ich habe mich noch nie so wohl und sicher gefühlt, wie an diesem Set"

prisma: In "Bad Behaviour" geht es hauptsächlich um Mobbing. War das schwierig für Sie, eine Rolle zu spielen, die im Erwachsenenalter mit Traumata aus ihrer Schulzeit leben muss?

McKinnon: Ich habe mich noch nie so wohl und sicher gefühlt, wie an diesem Set. Von der Produktionsseite aus haben wir viel Unterstützung erhalten. Aber auch unter uns Schauspielern war es gut: Wir standen uns sehr nahe. Ich habe es noch nie erlebt, dass mich so oft jemand nach einer heftigen Szene gefragt hat, wie es mir geht oder ob ich etwas brauche. Wir haben gegenseitig auf uns aufgepasst, und es wurde ein toller Rahmen von unserer Produzentin geschaffen, damit man sich wohlfühlt und an das düstere Thema sicher rangehen kann. Es war also einfach, in diese Emotionen und Zustände einzusteigen, weil wir nach dem Cut alle wieder sehr liebevoll miteinander umgegangen sind. Wir hatten auch eine tolle Intinmacy-Koordinatorin, die sich um uns gekümmert hat. Das ist in Australien Standard.

prisma: Wie würden Sie traumatisch Erlebnisse aufarbeiten? Etwa mit therapeutischer Unterstützung?

McKinnon: Das Schöne an der Serie ist, dass man genau diese Reise sieht. So wie bei meiner Rolle Jo: Sie war nicht nur Opfer, sondern auch Täterin, weil sie Portia (Markella Kavenagh, d. Red.) unbedingt gefallen wollte. Sie hat alles verdrängt und sich lange mit den Ereignissen nicht befasst. Doch aufgrund von bestimmten Konfrontationen muss sie sich damit befassen. Mit der Zeit realisiert sie, dass sie sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen und sich eingestehen muss, dass sie mit ihrem Verhalten anderen Menschen wehgetan hat. Das ist das Schmerzhafteste, was sich ein Mensch eingestehen kann. Es wird gerade viel über mentale Gesundheit und Therapie an sich gesprochen, das ist eine tolle Entwicklung. Deswegen finde ich die Geschichte in "Bad Behaviour" auch so wichtig.

prisma: In welchem Projekt sind Sie nach "Bad Behaviour" zu sehen?

McKinnon: Es erscheint noch dieses Jahr ein Film auf Prime Video, den ich letztes Jahr gedreht habe: Wir haben den ersten Teil der "Silber"-Buchreihe von Kerstin Gier verfilmt, in der ich die Hauptrolle Liv spiele. Während den Dreharbeiten durfte ich viele Stunts machen – Dinge, die für mich als Schauspielerin neu waren. Umso mehr freue ich mich auf die Veröffentlichung!

(Sky zeigt die vierteilige australische Dramaserie "Bad Behaviour" ab 11. August an zwei Freitagen um 20.15 Uhr in Doppelfolgen zum ersten Mal im deutschen Fernsehen – wahlweise auf Deutsch oder in der Originalfassung. Anschließend stehen die vier Episoden auch auf Abruf zur Verfügung.)


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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