Fantasy-Serien

"Die Ringe der Macht" vs. "House Of The Dragon"

29.11.2022, 15.00 Uhr
von Marcus Italiani
Morfydd Clark als Galadries in "Die Ringe der Macht" und Matt Smith als Prinz Daemon Targaryen in "House of the Dragon".
Morfydd Clark als Galadries in "Die Ringe der Macht" und Matt Smith als Prinz Daemon Targaryen in "House of the Dragon".  Fotoquelle: Amazon Studios / © [2022] Home Box Office/Sky Deutschland

Streaming-Fans sind sich einig: Die beiden epischen Fantasy-Serien "Die Ringe der Macht" (Original: "The Lord Of The Rings: The Rings of Power") und "House Of The Dragon" waren die meist erwarteten Streaming-Formate des Jahres 2022. Haben sie die Erwartungen der Fans erfüllt? Was haben sie gemeinsam? Wie sehr steigern sie die Vorfreude auf die Fortsetzungen? Diese Fragen möchten wir im Folgenden erörtern.

Wo sind "Die Ringe der Macht" und "House Of The Dragon" zu sehen?

Das "Herr der Ringe"-Prequel wurde von Amazon Studios für den Streaming-Anbieter Amazon Prime Video produziert und ist dort exklusiv zu sehen. "House of the Dragon" wurde wie die Mutterserie "GoT" von HBO produziert. Die deutsche "Heimat" der HBO-Serien ist Sky. Dort und beim dazugehörigen Streaming-Anbieter sind die Folgen von "House of Dragon" abrufbar.

Wann spielen "Die Ringe der Macht" und "House Of The Dragon"?

Bei beiden Formaten handelt es sich um Prequels. Das bedeutet, dass ihre Handlung zeitlich vor derjenigen der jeweiligen Originalserie liegt.

"Die Ringe der Macht" – Handlung

Im Falle von "Die Ringe der Macht" sind dies die Dreiteiler "Der Herr der Ringe" und "Der Hobbit". Die Fantasy-Saga des britischen Autors J.R.R. Tolkien beschreibt den epochalen Kampf Gut gegen Böse in Mittelerde, einer Region in der Fantasiewelt Arda. Der ultraböse dunkle Herrscher Sauron knechtet die Völker mittels eines von mehreren "Ringen der Macht". Die Prequel-Serie zeigt die Entstehung dieser Ringe im sogenannten „"Zweiten Zeitalter" Mittelerdes, das 3441 Jahre umfasste und dem dritten Zeitalter vorgelagert ist, welches wiederum den Geschehnissen in "Der Herr der Ringe" einen zeitlichen Rahmen gibt.

Der Zuschauer begleitet legendäre Figuren wie Galadriel, Sauron oder Isildur dabei, das Schicksal der Bewohner Mittelerdes zu schmieden und sich durch epochale Schlachten und Scharmützel zu schlagen.

"House Of The Dragon" – Handlung

Die HBO-Serie "House Of The Dragon" ist ein Prequel zu George R.R. Martins Erfolgs-Epos "Game Of Thrones: Das Lied von Eis und Feuer" und spielt 200 Jahre vor den Geschehnissen der populären Serie. Es geht um die schicksalhaften Wandlungen innerhalb des Machtgefüges rund um die Herrscherfamilie Targaryen, die Westeros auf Basis ihrer Fähigkeit regiert, Drachen zu zähmen. Westeros ist einer von vier Kontinenten einer fiktiven Welt. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Thronerbin Rhaenyra, Tochter des Königs Viserys, die sich im weiteren Verlauf der ersten Staffel immer wieder mit Angriffen auf ihren Erbanspruch ausgesetzt sieht. Denn die Fürsten in Westeros stehen der Herrschaft einer Frau skeptisch gegenüber. Als ihr Vater wieder heiratet und Söhne zeugt, droht die ohnehin fragile Einheit des Reichs zu zerbrechen.

Als Zuschauer wird man Zeuge politischer Intrigen, fortwährender Machtkämpfe und einer an pornografischer Wort- und Bildsprache kratzenden Darstellung von Gewalt und Erotik.

Kritik "Die Ringe der Macht"

Zuschauer der Amazon-Serie "Die Ringe der Macht", die auf fünf Staffeln angelegt ist und ein Gesamtbudget von rund einer Milliarde Dollar haben soll, sind entweder begeistert oder abgestoßen, etwas dazwischen scheint nur selten zu existieren. So schreibt ein User auf der Amazon-Seite: "(...) beantwortet Fragen zu Herr der Ringe und passt." Ein anderer urteilt: "…mir persönlich ist aber selten etwas mit so wenig Seele und Substanz untergekommen. Die Dialoge bewegen sich teilweise zwischen bescheuert und total unnötig." Die Filmkritik-Seite "MovieAmphs" weißt auf die nichtssagenden und redundanten Dialoge, die schlechten schauspielerischen Leistungen, die Drehbuchschwächen beim falschen Verwenden von möglichen Schlüsselszenen und die Sinnbrüche hin. Positive Bewertungen, wie sie unter anderem bei kino.de zu finden sind, sprechen hingegen von einer respektvollen und bildgewaltigen Umsetzung des Mythos, der hinter der Geschichte steht.

Auf eine politische Ebene wurde die Diskussion um "Die Ringe der Macht" ebenfalls gehoben. Einige Zuschauer störten sich daran, dass die Serien-Macher offenbar eine "Woke-Checkliste" abgearbeitet hätten, indem sie möglichst viele People of color sowie weibliche Figuren in Führungspositionen im Skript untergebracht hätten. Andere Zuschauer reagieren auf diese Kritik mit Rassismus- und Sexismus-Vorwürfen und argumentieren unter anderem, dass Tolkien nicht auf die Hautfarbe seiner Charaktere eingegangen sei und keine Probleme mit weiblichen Herrscherfiguren gehabt hätte. Morfydd Clark, die in der Serie die Hauptfigur Galadriel spielt, wurde bereits vor dem Ausstrahlen der ersten Folge mit Häme überzogen. Seit die erste Staffel läuft, ist die Kritik nicht verstummt und nimmt teilweise absurde Ausmaße an. Clark sagte dazu dem Magazin "GQ": "Ich verstehe, dass Fans mit ganzem Herzen an einer Sache hängen und nicht wollen, dass damit etwas passiert, was sich für sie falsch anfühlt. Und das ist für mich auch völlig in Ordnung. Sie können ihre Kritik äußern, aber ich hoffe, dass sie dennoch mit einer nötigen Offenheit an die Serie gehen. Und dann gibt es Kritik – von wenigen Fans – die ich absolut nicht akzeptieren kann, die sich lautstark über die starken Frauenrollen und den zu diversen Cast beschweren. Das ignoriere ich, weil diese Kritik inakzeptabel ist und nichts, worüber ich auch nur diskutieren will."

Insgesamt deuten alle Kritiken darauf hin, dass der eigentliche Star der Serie das Tolkien-Universum an sich ist. Die Welt, in der das Epos spielt, ist lebendig, verwundbar und wird revitalisiert. Besonders gut kommt das auch in der Entstehung des Landes Mordor zur Geltung.

Kritik zu "House of Dragon"

Bei "House Of The Dragon" ist hingegen nicht Westeros der zentrale Fixpunkt, sondern die immens komplexen Charaktere, die mit großen Dialogen und charakterlicher Tiefe und Wandlungsfähigkeit sehr viel menschlicher wirken und damit auch größere Identifikationsmöglichkeiten bieten als die edlen Helden oder bösen Schurken in "Die Ringe der Macht". Besonders deutlich wird das an der Figur des Prinzen Daemon Targaryen, der in einem Moment der eiskalte Killer ist und im anderen wieder als väterlicher Freund und Kämpfer für die Gerechtigkeit auftritt und das Publikum – und das ist entscheidend – an seinen Gedanken und Gefühlen teilhaben lässt. Eine Figur, die so geschrieben ist, verlangt einem Schauspieler dementsprechend mehr ab.

Allerdings findet die Handlung zu einem großen Teil in düsteren Räumen und Hallen statt, sodass die großartigen Kulissen, die es teilweise auch hier zu sehen gibt, weit weniger Wirkung entfalten können. Zumeist wird das Interesse bei Außenaufnahmen auch umgehend auf startende, landende oder überfliegende Drachen gelegt.

Einigkeit eines bestimmten Teils von Kritikern besteht traurigerweise darin, Figuren mit dunkler Hautfarbe oder von vermeintlich schwachem Geschlecht eine glaubwürdige Führungsposition abzusprechen. In einem Interview mit dem Magazin "Men's Health" sagt Steve Toussaint, der den mächtigen Corlys Velaryon darstellt: "Diese Leute sind glücklich, wenn sie fliegende Drachen, Menschen mit weißen Haaren und violetten Augen sehen. Aber ein reicher schwarzer Typ? Das geht nun wirklich zu weit."

Auch interessant:

Fazit:

Auch, wenn beide Serien auf die eine oder andere Weise polarisieren mögen, so freut sich der überwiegende Teil doch auf die Fortsetzungen, die vielleicht schon Ende 2023 ("Die Ringe der Macht") beziehungsweise 2024 ("House of the Dragon") ihren Weg auf die Bildschirme finden werden. Denn egal, was man von Setting, Skript, Dialogen oder den dargebotenen Schauspielkünsten hält: Es dürfte kaum jemanden geben, der nicht wissen will, wie Sauron seine nächsten Schachzüge plant oder Westeros im Bruderkrieg versinkt. Die Cliffhanger beider Serien sind dafür einfach zu stark.

Das könnte Sie auch interessieren