Erster deutscher Amazon-Film

"One Night Off": Mit einem Baby ins Nachtleben

Im ersten deutschen Amazon-Film "One Night Off" nimmz ein Partylöwe sein Baby mit ins Nachtleben. Das endet wenig überraschend im Chaos.

Ein Freiluftkonzert, eine tanzende und schwitzende Menschenmenge und ausgelassene Stimmung: In der Eingangsszene von "One Night Off" (ab 29. Dezember, Amazon) könnte einen angesichts der Corona-bedingten Kulturabstinenz Wehmut befallen. Auch Noah (Emilio Sakraya) und seine hochschwangere Freundin Marie (Milena Tscharntke) können das Treiben nur kurz genießen. Die Fruchtblase platzt, die Schwangere wird per Crowdsurfing aus der Menge gebracht, um im Medizinzelt von einem headbangenden Metal-Sanitäter bei der Geburt begleitet zu werden. So überladen und verrückt wie in den ersten fünf Minuten geht der erste deutsche Amazon-Film zwar nicht weiter, für reichlich Skurrilitäten ist dennoch gesorgt.

Vatersein bringt Noah ziemlich an seine Grenzen, erst recht weil er von Maries herrischer Schwester Sarah (Carol Schuler) sowieso als Versager gesehen wird. Ihr Kontrollzwang geht sogar so weit, dass sie sich ein Jahr freischaufeln würde, in dem sie sich um ihren Neffen kümmern würde – nur um zu verhindern, dass Noah das Kind verkorkst. Doch so schnell lässt sich Noah nicht aus der Bahn drängen: Als Marie erstmals nach der Geburt beruflich ein Wochenende weg ist, sieht Noah seine Chance gekommen, sich als fürsorglicher Aufpasser zu beweisen – was reichlich in die Hose geht.

Wie es der Zufall beziehungsweise das Drehbuch von Murmel Claußen ("Der Schuh des Manitu") und Doron Wisotzky ("What a Man") vorsehen, steigt ausgerechnet an jenem Wochenende das letzte Konzert in Noahs Lieblingsclub. Hin- und hergerissen zwischen Vaterpflichten und seiner Vergangenheit als Partybiest lässt er sich von seinem degenerierten Kiffer-Kumpel Baumi (Andreas Helgi Schmid) schließlich zu einer Partynacht mit Baby im Gepäck überreden. Doch die kontrollsüchtige Sarah hat bereits Fährte aufgenommen.

Seichte Unterhaltung für einen spaßigen Filmeabend

Eine verrückte Partynacht steht bei weitem nicht zum ersten Mal im Mittelpunkt eines Films. Neue Facetten kann Regisseur Martin Schreier ("Traumfabrik") dem Genre nicht entlocken. Für einen spaßigen Filmabend reicht die seichte und ziemlich vorhersehbar geratene Komödie "One Night Off" dennoch aus. Ein großer Wurf ist Amazon mit seiner ersten deutschen Filmeigenproduktion aber nicht gelungen.

Dafür sind nächtliche Begegnungen mit düster dreinblickenden Gangstern, die sich als Kinderexperten herausstellen, einfach etwas zu platt. Selbiges gilt für Martin Semmelrogge, der sich in einer abstrusen Szene als verlotterter Obdachloser mit Noah in einem Müllcontainer um einige Beutel Muttermilch prügelt. Immerhin: Carol Schuler, ihres Zeichens "Tatort"-Kommissarin in der Schweiz, scheint richtig Spaß an ihrer Rolle zu haben. Zunächst macht sie Noah nach allen Regeln der Kunst zum Sündenbock, um später nach dem Genuss von Haschmuffins völlig verstrahlt durch die Gegend zu taumeln.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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