Neue Serie

"Yellowjackets": bösartiges Drama zum Soundtrack der 90er

von Eric Leimann

Diese Serie begeistert die USA: Ein talentiertes weibliches Fußball-Team stürzt in den 90ern mit dem Flugzeug in der Wildnis ab. Monatelang kämpfen die Teenager dort ums Überleben. 25 Jahre später verhandeln die von Stars wie Christina Ricci oder Juliette Lewis gespielten Frauen die Schuld von einst.

Es kommt nicht oft vor, dass beim amerikanischen Film- und Serien-Bewertungsportal "Rotten Tomatoes" 100 Prozent der US-Kritiker überzeugt sind. Im Falle der Showtime-Serie "Yellowjackets", die in Deutschland ab 28. Dezember bei Sky Atlantic (oder auf Abruf bei Sky Ticket und Sky Q) läuft, war dies jedoch der Fall. Mit einer Nominierung als "Beste Dramaserie" sowie der famosen Melanie Lynskey als "Hauptdarstellerin" hat sich wenige Wochen nach US-Start auch schon der renommierte Critics' Choice Television Awards auf "Yellowjackets" als eine der wichtigsten Serien in diesen Monaten festgelegt. Die Preise werden am 9. Januar verliehen, pikanterweise am gleichen Tag wie die zuletzt wegen mangelnder Diversität in die Kritik geratenen Golden Globes. Doch auch unabhängig vom Kritiker-Hype lässt sich feststellen: "Yellowjackets" ist eine der spannendsten, bösartigsten und unterhaltsamsten Drama-Serien der letzten Zeit.

Die Grundidee ist nicht neu, sondern beim alten "Herr der Fliegen"-Topos abgekupfert: Eine Gruppe Jugendlicher, hier ist es ein hochtalentiertes weibliches Fußballteam, ist per Flugzeug auf dem Weg zu einem wichtigen Turnier. Doch die Gruppe stürzt mit dem gecharterten Privatflugzeug Mitte der 90er in der kanadischen Wildnis ab. Es gibt Tote, doch viele der Mädchen und ein paar wenige männliche Mitglieder aus dem Staff überleben. Die erhoffte Rettung bleibt – warum auch immer – aus, die Gruppe muss sich für viele Monate in der Wildnis einrichten. Erzählt wird jedoch noch auf zwei weiteren Zeitebenen. Einmal erfährt man, was vor dem Absturz im Team, das aus Freundinnen, Konkurrentinnen und durchaus vielen Intrigen besteht, passiert ist. Und man sieht die Mädchen von einst 25 Jahre später als erwachsene Frauen Anfang 40.

Dabei sind die reiferen Rollen durchaus prominent besetzt: Die 90er-Jahre-Jungstars Juliette Lewis und Christina Ricci geben – famos – die ausgeklinkte Drogenkonsumentin (Lewis) sowie den weiblichen Nerd der Truppe (Ricci). Die großartige Neuseeländerin Melanie Lnyskey, die schon im sträflich unterschätzten HBO-Serien-Meisterwerk "Togetherness" eine der tiefgründigsten, berührendsten Versionen der frustrierten Hausfrau und Mutter gab, spielt eine weitere Hauptrolle. Die vierte Figur, die in der Jetztzeit näher verfolgt wird – zumindest in den der Presse bislang zugänglich gemachten ersten drei Folgen -, ist die von Tawny Cypress verkörperte schwarze Politikerin Taissa, die mit ihrer Partnerin und Sohn scheinbar das erfolgreichste Leben der überlebenden Highschool Girls von einst führt.

Die stets im Raum schwebende Frage der zehnmal etwa 60 Minuten langen Episoden, die Sky immer dienstags in Doppelfolgen ausstrahlt, ist jedoch: Was ist damals in der Wildnis geschehen, das die Leben der Frauen bis heute beschäftigt? Es geht um Schuld, Coming of Age, Freundschaft, Horror und durchaus viel dunkel gemalte Psychologie, die manchmal schwarzhumorig knallig, dann aber wieder überraschend subtil daher kommt.

Erfunden wurde die Serie von Autorenteam Ashley Lyle und Bart Nickerson, die bislang bei Projekten wie "The Originals", "Narcos" und "Narcos Mexico" mitgeschrieben und produziert haben. Dass sie die 90er-Jahre als junge Leute selbst erlebt haben könnten, davon zeugt ein sehr pointierter und geschmackvoller Soundtrack mit vielen (weiblichen) Indie- und Punkrockperlen jener Zeit: das wunderbare "Miss World" von Hole oder auch Songs von Liz Phair, PJ Harvey oder Portishead scheinen die brettharten Mädchen-Intrigen und Kämpfe manchmal gar nachträglich zu kommentieren.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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