"Die Story im Ersten"

"Kampf ums Klima": zwischen Natur- und Klimaschutz

01.11.2022, 09.55 Uhr
von Martina Maier

Immer häufiger prallen Natur- und Klimaschützer aufeinander. Woran liegt die zunehmend brisante Mischung begründet, will eine ARD-Doku wissen.

ARD
Die Story im Ersten: Kampf ums Klima
Dokumentation • 01.11.2022 • 22:50 Uhr

Drei vor zwölf sei es für unser Klima, heißt es. Oder, etwa nach Greta Thunberg, fünf nach zwölf. Die Folgen der Erderwärmung sind längst spürbar. Immer hitziger werden auch die Diskussionen, die sich Klimaaktivisten und Klimawandel-Leugner auf ihren Demos liefern. Da werden schon mal die eigenen Hände auf Autobahnen oder – wie zuletzt in Melbourne – auf Picassobildern festgeklebt oder aber von der Gegenseite die Installationen von Windkraftanlagen boykottiert. Thomas Aders und Nick Schader spüren für "Die Story im Ersten: Kampf ums Klima" Vertreter beider Lager auf und erläutern Hintergründe: nicht nur für die wachsende Protestbereitschaft, sondern auch für zunehmende körperliche Gewalt. Immer häufiger prallen dabei anscheinend auch Klima- und Naturschützer aufeinander. Oder geht es manchen Gegnern beispielsweise der Windkraft um etwas ganz anderes?

Momentan ist Gas aus Russland keine Option. Doch auch schon vor dem Angriff Putins auf die Ukraine war längst klar, dass erneuerbaren Energien die Zukunft gehört. Jetzt werden die Heizungen heruntergedreht und die Lichter gedimmt, um möglichst viel Strom einzusparen, denn über Nacht lassen sich keine Windparks, Solaranlagen und Ähnliches errichten. Wenn es nach dem Wunsch mancher Gegner geht, soll Ersteres möglichst überhaupt nicht passieren. Eins ihrer Lieblings-Hassobjekte ist der zukünftige Windpark im Reinhardswald, der zur größten Anlage Hessens werden soll: Geplant sind 20 Windkraftanlagen, die nach Aussagen der Betreiber für mindestens 20 Jahre rund 105.000 Haushalte mit Strom versorgen sollen. Als Standorte ausgewählt seien Waldbereiche, die durch Sturm und Borkenkäferbefall stark geschädigt seien, so dass nur wenige Bäume gefällt werden müssten. Klimaaktivisten dagegen stellen hier den Klima- über den Naturschutz und argumentieren, dass die Errichtung der Windräder leider alternativlos sei.

Immer wieder reichten die Gegner des Windparks Klagen ein und erwirkten im Mai einen vorläufigen Baustopp zugunsten der im Baubereich überwinternden Haselmaus. Das Internet ist überschwemmt mit Internetauftritten teils aggressiver Bürgerinitiativen. So ist es kein Wunder, dass sich die Realisierung des Projekts immer weiter verzögert.

Dazu kommt die viel zitierte deutsche Bürokratie, die ein Fortschreiten der Energiewende hemmt. 55 Aktenordner voller Papierkrieg für ein einziges Windrad sind im Film zu sehen, und das ist keine Ausnahme. Nach Ansicht der Autoren steht die deutsche Politik zwischen den Fronten und kauft mehr klimaschädliche Energie ein, als sie eigentlich will. Eine klare Linie scheint zu fehlen. Dabei ist die Sachlage klar: Der Film beleuchtet auch die wissenschaftliche Seite und zeigt unter anderem den Klimaexperten Professor Rahmstorf, der wie "99 Prozent der Wissenschaftler" vor immer schnellerer Erderwärmung warnt. Vielleicht sind auf dieser Grundlage ein paar Windräder im Wald das kleinere Übel.

Die Story im Ersten: Kampf ums Klima – Di. 01.11. – ARD: 22.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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