Regisseur im Interview

Sönke Wortmann: "Als Fußballprofi wäre ich sicher nicht so erfolgreich geworden"

31.10.2022, 11.42 Uhr
von Beate Werthschulte
Sönke Wortmann bei der Filmpremiere von "Der Nachname" in Köln.
Sönke Wortmann bei der Filmpremiere von "Der Nachname" in Köln.  Fotoquelle: IMAGO/Malte Ossowski/SVEN SIMON

Bereits sein erster Kinofilm "Allein unter Frauen" lockte 1991 mehr als eine Million Zuschauer in die Kinos, es folgten viele weitere Erfolge wie "Der bewegte Mann", "Contra" und natürlich "Das Wunder von Bern" sowie 2018 "Der Vorname". Vor Kurzem ist Sönke Wortmanns neuester Film in die Kinos gekommen: "Der Nachname".

Herr Wortmann, vor einigen Tagen ist Ihr Film "Der Nachname" in die deutschen Kinos gekommen. Es handelt sich um die Fortsetzung Ihrer Erfolgskomödie "Der Vorname". Worum geht es denn?
Sönke Wortmann: Die Handlung setzt zwei Jahre nach dem letzten Familientreffen ein. Dieses Mal findet das Gefecht auf der Finca der von Iris Berben gespielten Mutter Dorothea auf Lanzarote statt. Sie hat inzwischen geheiratet und den Nachnamen ihres Mannes – König – angenommen. Das entfacht dann erneut Diskussionen …

Die Hauptdarsteller sind ja alle wieder mit an Bord, und das Premierenpublikum hat den Film bereits sehr gefeiert. Wie kam es zu der Fortsetzung?
Wenn ein Film sehr erfolgreich war, ist die Chance groß, dass auch die Fortsetzung wieder ein Erfolg wird – das wissen natürlich auch die Produzenten und hatten deshalb die Idee, diese Fortsetzung zu drehen. Mich hat das Drehbuch sofort begeistert, und auch alle anderen waren sehr gern wieder dabei. Das Wichtigste ist aber natürlich, dass der Film dem Publikum gefällt.

Als Filmregisseur und auch als Produzent sind Sie inzwischen seit mehr als 30 Jahren sehr erfolgreich. Nach welchen Kriterien suchen Sie Ihre Projekte aus?
Ich entscheide das meistens nach Gefühl, es müssen interessante Figuren sein, die sich in einer interessanten Geschichte bewegen. Entweder werden mir solche Geschichten angeboten, oder ich lese beispielsweise einen Roman, dessen Thema ich spannend finde und für geeignet halte.

Anstatt sich für ein Regiestudium zu entscheiden und Filme zu drehen, hätten Sie auch Fußballprofi werden können. Warum ist es nicht dazu gekommen?
Als Fußballprofi wäre ich sicher nicht so erfolgreich geworden. Zwar habe ich in meiner Jugend ganz gut gespielt und es immerhin in die dritte Liga geschafft, aber mir war schnell klar, dass ich für eine große Karriere nicht gut genug war. Und da es mir immer wichtig ist, dass das, was ich mache, auch gute Erfolgssausichten hat, habe ich mich dagegen entschieden.

Wie kam es dann dazu, dass Sie Regisseur wurden?
Nach dem Fußball wusste ich erstmal nicht, was ich beruflich machen könnte und habe als Taxifahrer gearbeitet. Ich mochte aber Kino und Filme und hatte gehört, dass es in München – dort lebte ich damals – die Hochschule für Fernsehen und Film gibt. Also habe ich mich beworben und gehörte zu den 14 von einigen Hundert Bewerbern, die genommen wurden. Von dem Moment an wusste ich, wohin es gehen könnte.

Sie arbeiten ja nicht nur als Regisseur von Kinofilmen, sondern haben mit "Charité" auch eine der erfolgreichsten Fernsehserien gedreht, zudem inszenieren Sie Theaterstücke. Da gibt es doch sicher Unterschiede.
Zunächst einmal gibt es einen großen gemeinsamen Nenner, und das sind die Schauspielerinnen und Schauspieler. Die Arbeit mit ihnen steht immer im Mittelpunkt und macht mir sehr viel Spaß. Mit ihnen gemeinsam etwas zu entwickeln, das dann das Publikum berührt, ist großartig. Sicher ist es bei einem Film leichter, andere Welten, andere Realitäten zu erschaffen, aber es geht in der Hauptsache immer um diese intensive Zusammenarbeit.

Neben Ihrer Arbeit als Regisseur schreiben Sie auch, im vergangenen Jahr ist Ihr erster Roman „Es gilt das gesprochene Wort“ erschienen, in dem es unter anderem um einen Redenschreiber des Außenministers geht, der eine Frau liebt, die nicht sprechen kann – die Rezensionen sind durchweg positiv. Wussten Sie, dass Sie ein guter Schreiber sind?
Nein, das wusste ich nicht, aber ich wollte gern etwas Neues ausprobieren. Ich habe dann mal 20 Seiten geschrieben und diese einem Literaturagenten gezeigt, der sie gleich bei einem Verlag unterbringen wollte. Und während des Schreibens hat sich dann die Geschichte entwickelt.

Was machen Sie lieber: Filme drehen oder Bücher schreiben?
Da ich ein absoluter Teamplayer bin, macht mir die Arbeit als Regisseur deutlich mehr Spaß. Beim Schreiben arbeitet man ja die meiste Zeit allein vor sich hin.

Sollen trotzdem weitere Romane folgen?
Das weiß ich noch nicht – dafür müsste mir eine gute Geschichte zufliegen.

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