Doku im Ersten

"Reeperbahn Spezialeinheit FD65": Sondertruppe für das Rotlichtmilieu

30.10.2022, 10.22 Uhr
von Rupert Sommer

Der Kriminalist Wolfgang Sielaff warnte schon Anfang der 1980er-Jahre vor dem Einfluss des organisierten Verbrechens im Rotlichtmilieu von Hamburg. Ein Dokumentarfilm blickt zurück auf seine Pionierarbeit.

ARD
Reeperbahn Spezialeinheit FD65
Dokumentarfilm • 30.10.2022 • 21:45 Uhr

Das Rotlicht-Milieu und die Mafia werden in Filmen und Serien gerne mal romantisiert und fälschlicherweise weichgezeichnet. Der taffe neue Dokumentarfilm "Reeperbahn Spezialeinheit FD65", den das Erste in deutscher Erstausstrahlung zeigt, wählt eine ganz andere, deutlichere und abgeklärte Sprache. Es geht um den Kampf gegen organisierte Verbrecherstrukturen, denen die deutsche Polizei viel zu lange sträflicherweise nicht adäquat anging. Einen Unterschied machte der Hamburger Kriminalist Wolfgang Sielaff, der schon Anfang der 1980er-Jahre die Gründung einer Sondertruppe durchsetzte – die Fachdirektion 65. Der Film von Georg Tschurtschenthaler zeichnet seine Pionierarbeit nach.

Schon Ende der 1970er-Jahre ließ sich kaum mehr übersehen, dass man es in Hamburg mit Mafia-ähnlichen Strukturen zu tun habe, wie Sielaff, der Gründer der FD65, im Rückblick sagt. Er musste sich gegen den Widerstand vieler Politiker durchsetzen, die oft die Zeichen der Zeit verkannten oder bewusst ignorierten. Vorbild für die Hamburger Bekämpfer der organisierten Kriminalität war ein US-Vorbild – das FBI.

Im FD65 kamen 45 der besten Ermittlerinnen und Ermittler zusammen, um sich Kriminellen entgegenzustellen, die man heute unter Reizbegriffen wie "Clan-Bosse" in den Schlagzeilen findet. Erzählt wird im Dokumentarfilm von Kriminalern, aber auch von Polizeireportern, Zuhältern, Prostituierten und Politikern, vom Rotlichtmilieu, der Reeperbahn und dem Katz-und-Maus-Spiel zwischen der Fachdirektion 65 und ihren Gegenspielern wie etwa dem Wilfrid Schulz, dem sogenannten "Paten von St. Pauli". Herauskommt eine teilweise erschreckend aktuelle Retro-Reise in die 1980er-Jahre zurück auf die nicht nur sündigste, sondern auch "schmutzigsten Meile der Welt", wie es im Film fern aller verlogenen Sentimentalitäten heißt.

"Reeperbahn Spezialeinheit FD65" mit vielen Original-Interviews, szenischen Bildern und bisher unveröffentlichtem Archivmaterial wurde auch in einer Serienfassung produziert, die erstmalig auf dem Filmfest Hamburg zu sehen war. Die fünf Teile der Serie sind ab Donnerstag, 27. Oktober, auch in der ARD-Mediathek zu finden.

Reeperbahn Spezialeinheit FD65 – So. 30.10. – ARD: 21.45 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren