"Verschickungskinder – Missbrauch und Gewalt bei Kinderkuren": Unbarmherziges Nachkriegskonzept
Bis weit nach dem Krieg wurden Kinder in Heime geschickt, um sich dort zu erholen. Doch die so genannten "Verschickungskinder" mussten dort häufig körperliche und psychische Qualen erleiden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Kinder bis weit in die Sechzigerjahre hinein von ihren Familien zur Erholung in Kinderheime geschickt. Frische Luft, Körperertüchtigung und Gewichtszunahme sollten das Ergebnis der so genannten "Verschickungen" sein, die bis zu sechs Wochen währten. Doch der Heimaufenthalt wurde häufig zur körperlichen wie psychischen Plage, wie die Autorin Lena Gilhaus an Weihnachten 2016 erstmals vom eigenen Vater erfuhr. "ARD History: Verschickungskinder – Missbrauch und Gewalt bei Kinderkuren" erzählt nun von dieser bislang kaum beleuchteten Nachkriegsgeschichte.
Verschollene Dokumente kommen ans Licht
Lena Gilhaus begann zu recherchieren, sie ging den Erlebnissen ihres Vaters nach und brachte ein Buch heraus, nach dessen Veröffentlichung sich zahlreiche Betroffene meldeten. Über 15 Millionen Kinder sollen es gewesen sein, die nach 1945 in Heime verschickt wurden und dort nicht selten Qualen erlitten. Die Gewalt reichte von der Zwangsernährung bis hin zu schwerem sexuellem Missbrauch.
Die Heimbetreiber von damals, so überhaupt auffindbar, behaupteten, dass alle Dokumente längst verschollen seien. Doch Lena Gilhaus findet Dokumente der Heimbetreiber und ihrer Organisationen in den Archiven, jetzt erzählt sie von Verdrängung und Schweigen. Dass die Wurzeln eines unbarmherzigen Kurkonzepts weit vor der Zeit des Nationalsozialismus liegen, fand die Autorin auf der gemeinsam mit ihrem Veter unternommenen Recherchereise in die Vergangenheit heraus.
ARD History: Verschickungskinder – Missbrauch und Gewalt bei Kinderkuren – Mo. 03.07. – ARD: 23.00 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH