Preisgekrönte Krimi-Folge

"Polizeiruf 110: Sabine": Eine junge Mutter auf Rachefeldzug

02.07.2023, 08.21 Uhr
von Eric Leimann

Die Folge "Polizeiruf 110: Sabine" wurde bereits 2022  mit einem Grimmepreis ausgezeichnet. In dem Rostock-Thriller will sich eine verzweifelte, junge Mutter (Luise Heyer) das Leben nehmen. Doch dann entscheidet sie sich dafür, lieber einen Rachefeldzug zu starten. 

ARD
Polizeiruf 110: Sabine
Kriminalfilm • 02.07.2023 • 20:15 Uhr

Sabine (Luise Heyer) ist ein Häufchen Elend. Die alleinerziehende Mutter des neunjährigen Jonas (Ilja Bultmann) hat gerade noch die Kraft, ihrem Sohn ein Frühstück einzupacken und sich später zu einem Gespräch mit der Lehrerin zu treffen. Eigentlich soll ihr kluger Sohn bald auf ein Gymnasium gehen, findet sie. Doch die Grundschul-Pädagogin ist dagegen, denn, so unterstellt sie Sabine: Kann diese Mutter ihren Sohn denn in Drucksituationen begleiten? Tatsächlich plant Sabine ihren Abgang aus einem Leben, in dem sie trotz Abrackerns von früh bis spät noch als "Aufstockerin" zum Amt gehen muss. Vom Arbeitslohn allein kann sie nicht leben – eine Schande. Als Sabine – der Sohn ist mittlerweile beim Vater, ebenfalls eine prekäre Existenz – schon die Waffe gegen sich selbst richtet, hört sie aus der Nachbarwohnung die Schreie jener Frau, die dort regelmäßig von ihrem Mann verprügelt wird. Wer stört hier beim Selbstmord? Plötzlich durchfährt Sabine eine Art Energiewelle. Mit der Waffe in der Hand wird sie zur Rächerin des Prekariats und der Verzweifelten.

Geldgier gebiert offenbar gute Ausreden

Eingebettet ist der emotional dichte und wuchtige Rostock-Thriller "Polizeiruf 110: Sabine", der seine Premiere im Frühjahr 2021 hatte, in die Krisen-Geschichte der Arunia-Werft, wo Sabine als Küchenhilfe arbeitet. Der Betrieb soll abgewickelt werden, nachdem er zuvor vom Staat lange subventioniert wurde – und mittlerweile sogar Gewinne macht. Doch die jungen Manager schielen auf den attraktiven Abwicklungs-Bonus plus einen Platz im Aufsichtsrat des Mutterkonzerns. Trotzdem finden sie, man handele perspektivisch im Sinne der Marktentwicklung. Geldgier gebiert offenbar gute Ausreden.

Das führt den Zuschauer zu Krisenkapitel drei – denn auch bei den Ermittlern ist emotionale Schieflage angesagt: Alexander Bukow (Charly Hübner) muss den Tod seines Unterwelt-Vaters verarbeiten. Bei einer privaten Trauerfeier taucht seine lange entfremdete Halbschwester (Hübners Ehefrau Lina Beckmann und mittlerweile an seinerstatt als Ermittlerin zu sehen) auf. Und dann ist da ja noch die frische und natürlich sehr komplizierte Liebesgeschichte zu seiner langjährigen Berufspartnerin Katrin König (Anneke Kim Sarnau).

Sehenswerte "Polizeiruf"-Folge

"Sabine" ist mit Sicherheit einer der stärksten Filme des ohnehin starken Rostocker Polizeiruf-Oeuvres. Zu verdanken ist dies neben dem starken Plot und einem fast schon beängstigend spannenden Drehbuch (Florian Oeller) und der schauspielerischen Ausnahmeleistung Luise Heyers, die für ihren Part den Preis des Deutschen Fernsehkrimi-Festivals 2021 für als beste Darstellerin erhielt. Wie die 38-Jährige, die im Hape Kerkeling-Biopic "Der Junge muss an die frische Luft" dessen suizidale Mutter spielte, die titelgebende "Sabine" zeichnet, ist Schauspielkunst auf allerhöchstem Niveau. In Hollywood wäre die Berlinerin mit dieser Leistung wohl eine heiße Oscar-Kandidatin gewesen.

Polizeiruf 110: Sabine – So. 02.07. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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