Offener Brief als Protest

"Weltspiegel" soll neuen Sendeplatz in der "Todeszone" bekommen

Die geplante Verlegung des ARD-"Weltspiegels" auf einen Sendeplatz am späten Abend empört viele Journalisten. Sie protestieren gegen diese Entscheidung.

Seit fast 60 Jahren berichtet der "Weltspiegel" über politische, kulturelle und alltagsnahe Themen aus aller Welt. Nun soll das traditionsreiche Auslandsmagazin der ARD von seinem prominenten Sendeplatz weichen: Statt wie bislang am frühen Sonntagabend zwischen 19.20 bis 20.00 Uhr soll die Sendung montags nach den "Tagesthemen", also um 22.50 Uhr, ausgestrahlt werden. Dies geht aus einem offenen Brief hervor, in welchem Journalisten und Journalistinnen, Redakteure und Redakteurinnen gegen die Entscheidung protestieren.

45 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner zeigen sich "schockiert" über die geplante Entscheidung der neuen ARD-Programmdirektorin Christine Strobl. Konkret heißt es in dem Schreiben: "Der 'Weltspiegel' gehört zum Kernauftrag der ARD. Hier werden Auslandsinhalte hintergründig beleuchtet. Nirgendwo ist das verzweigte Netz von Korrespondent:innen besser sichtbar als im 'Weltspiegel'." Dies sei ein Alleinstellungsmerkmal, "das die ARD zu Recht offensiv bewirbt".

Die Verschiebung des seit 58 Jahren eingeübten Sendeplatzes sei eine "drastische Schwächung der Auslandsberichterstattung im Ersten": Alle anderen Magazine im Ersten seien unter der Woche vor den "Tagesthemen" platziert, argumentieren die Verfasserinnen und Verfasser: "Allein das Ausland sendet dann in der 'Todeszone'", fügen sie hinzu, "denn nach allem, was wir jahrelang von der Medienforschung der ARD gehört haben, suchen die Zuschauer zu so später Uhrzeit keine Magazinform mehr".

Außerdem bemängelt das Schreiben eine geplante Reduktion der Sendeplätze: Von ursprünglich 44 oder 45 Ausgaben sollten künftig wohl nur 39 entstehen. Die "Weltspiegel-Reportage" soll entfallen und "möglicherweise auch das Format 'Weltspiegel Extra'". Die Verfasserinnen und Verfasser konkludieren: "Das klingt gerade so, als würden wir nicht in einer zunehmend vernetzten Welt leben, in der politische Krisen und Kriege, Pandemien, Klimawandel und andere globale Themen permanent und zunehmend unser Leben beeinflussen."

Beendet wird der Brief mit dem Aufruf: "Nehmen wir als ARD die hintergründige Auslandsberichterstattung ernst, muss sich dies auch im Sendeplatz widerspiegeln. Und das ist aus unserer Sicht ein Sendeplatz in der Primetime vor den 'Tagesthemen'. Oder natürlich der eingeübte Sendeplatz sonntags 19.20 Uhr."

Bereits 2019 hatte es unter Volker Herres Überlegungen hinsichtlich einer Verlegung des "Weltspiegel" gegeben. Damals war das Vorhaben an starkem Widerstand prominenter Redakteurinnen und Redakteure dagegen gescheitert.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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