Miniserie bei ZDFneo

"Am Ende – Die Macht der Kränkung (1-3)": Ein Todesfall aus sechs Perspektiven

17.05.2023, 07.59 Uhr
von Eric Leimann

Die sechsteilige Miniserie "Am Ende – Die Macht der Kränkung" erzählt die Geschichte von David (Golo Euler), der viel zu jung stirbt. Sein Leben wird auf mehreren Zeitebenen in Rückblenden gezeigt und nimmt in jeder Folge Davids Leben aus einer anderen Perspektive in den Blick. 

ZDFneo
Am Ende – Die Macht der Kränkung (1-3)
Miniserie • 17.05.2023 • 21:45 Uhr

2021 erhielt die ORF/ZDF-Koproduktion "Am Anschlag – Die Macht der Kränkung" von Regisseur Umut Dağ ("Tatort: Das Monster von Kassel") zumeist sehr positive Kritiken. Auch wegen des ungewöhnlichen Ansatzes der Miniserie, deren Grundidee dem Sachbuch "Die Macht der Kränkung" von Reinhard Haller entnommen ist. Erzählt wurde die Geschichte des Amoklaufes in einem Einkaufszentrum. Jede Folge stellte dabei eine Figur dar, die mit dem tragischen Ereignis jenes Tages zu tun hatte. Die Grundthese des Stoffes, ein wenig auf Küchenpsychologie heruntergebrochen, lautet: Jede unserer Interaktionen hat einen Effekt. Keine menschliche Äußerung versandet ohne Effekt. Auch kleinste Handlungen können wie der berühmte Flügelschlag des Schmetterlings einen Sturm erzeugen oder übersetzt formuliert: ein menschliches Drama in Gang setzen. Die österreichische Autorin Agnes Pluch des "Am Anschlag"-Stoffes hat nun eine neue Serie unter dieser Prämisse erfunden: "Am Ende – Die Macht der Kränkung" ist bereits ab 5. Mai in der ZDFmediathek abrufbar und am 17. und 24. Mai, um 21.45 Uhr, bei ZDFneo zu sehen (pro Abend drei Folgen).

Trauer und Wunden des Lebens

Erzählt wird von Julia (Angelina Häntsch, in jung: Luise Hart) und David (Golo Euler, in jung: Philip Froissant), die schon lange ein Paar sind. In der Jetztzeit haben sie einen fast erwachsenen Sohn, der sich aber schon fast ein Jahr im Ausland befindet. Als David schwer erkrankt und stirbt, wird sein Leben auf mehreren Zeitebenen und aus sechs Perspektiven in Rückblenden erzählt. Dabei kommen – in dieser Folgenreihenfolge – er selbst, Schwester Mirjam (Antonia Bill, in jung: Lilia Herrmann), Freund Roko (Mohamed Achour, in jung: Rojan Juan Barani), seine Mutter (Barbara Auer, in jung: Henriette Richter-Röhl), Ehefrau Julia und Sohn Leon (Léon Orlandianyi) zu Wort. Es geht um Trauer und Wunden des Lebens, die sich über das gesamte Figuren-Ensemble ausbreiten. Wie Wellen um einen Stein, den man in einen Teich wirft, ein in der Serie mit bedeutungsschwer-dräuendem Grundton öfter bemühter Vergleich.

Leidensfähigkeit sollte man mitbringen

Die sechsmal 45 Minuten "Am Ende – Die Macht der Kränkung" sind äußerst prominent besetzt und das multiperspektivische Erzählen eines Lebens und Sterbens klingt nach einem spannenden Serienansatz. Dennoch kommt die Zweitauflage der "Kränkungs"-Serie erzählerisch irgendwie nicht so recht vom Fleck. Der Plot wirkt wie von der Stange, die Konflikte und Lebensereignisse der Protagonisten scheinen in tausendundeinem Melodram dieser Welt schon einmal – und vielfach besser – durchgespielt worden zu sein. Handlungen, Konflikte und Dialoge sind erwartbar. Zusammen mit der unter schweren Geigen allgegenwärtigen Trauer und den Schuldgefühlen dieser Serie müssen Zuschauende schon ein gehöriges Maß an Leidensfähigkeit und Leidenslust mitbringen, um die schwerfällige Serie aushalten zu können.

Am Ende – Die Macht der Kränkung (1-3) – Mi. 17.05. – ZDFneo: 21.45 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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