ARTE-Dreiteiler

"Putins Gift (1/3)": Morde im Auftrag des Staates

16.05.2023, 07.59 Uhr
von Wilfried Geldner

Wer an der Täterschaft russischer Geheimdienste bei den Giftanschlägen auf russische Oppositionelle im In- und Ausland zuvor noch gezweifelt hatte, wurde spätestens durch den Überfall auf die Ukraine eines Besseren belehrt. Putin setzt auf Aggression und schreckt vor keinerlei Gewaltmethoden zurück, wie der ARTE-Dreiteiler "Putins Gift" beweist.

ARTE
Putins Gift (1/3)
Dokumentation • 16.05.2023 • 20:15 Uhr

Im August 2020 hat der Giftanschlag auf den russischen Oppositionellen Aleksej Nawalny weltweit für Entsetzen gesorgt. Doch Nawalny ist kein Einzelfall – Gift-Attentate haben in Russland eine gewisse Tradition. "Man muss es laut sagen: Im 21. Jahrhundert agiert in einem europäischen Land eine professionelle Gruppe von Mördern im Auftrag des Staates", sagt der Oppositionelle Wladimir Kara-Mursa, "sie hat die Aufgabe, die politischen Gegner des Regimes zu liquidieren. In diesem Fall die politischen Gegner Wladimir Putins". – Im ARTE-Dreiteiler "Putins Gift" von Jennifer Deschamps (ARTE France, 2023) werden vier Anschläge untersucht, die alle eine ähnliche Handschrift tragen.

2006 verstarb der ehemalige russische Agent Alexander Litwinenko an den Folgen einer Polonium-Vergiftung. Eine britische Kommission unter der Leitung des Richters Sir Robert Owen kam zu dem Ergebnis, dass der Mord vom russischen Geheimdienst in Auftrag gegeben wurde. Der Oppositionelle Wladimir Kara-Mursa leitete die Stiftung "Open Russia" des Putin-Kritikers Michail Chodorkowskij, Anschläge auf ihn erfolgten 2015 und 2017. Medienrecherchen ergaben, dass dieselben Geheimdienstmitarbeiter wie bei Nawalny beteiligt waren. Der russische Ex-Agent Sergej Skripal und seine Tochter Julia überlebten 2018 einen Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok, das ihnen im britischen Salisbury Geheimagenten auf die Türklinke schmierten. Der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny schließlich befindet sich nach einem Giftanschlag im August 2020 seit 2022 in sibirischer Haft.

Gift als Mittel der Strategie der Macht

Im ARTE-Dreiteiler werden alle vier Fälle auf ihre Gemeinsamkeiten untersucht. "Hinter jeder dieser Affären verbirgt sich ein Machtkampf um diplomatische und geostrategische Fragen. Kämpfe um Einfluss", heißt es in einem Kommentar der Autorin. "Jeder Giftanschlag offenbart die Hintergründe eines unglaublichen Schachspiels in der Tradition des Kalten Krieges und verkörpert, was seit Beginn des Konflikts mit der Ukraine auf dem Spiel steht." Jeder dieser Giftanschläge stehe "für einen Teilaspekt der russischen Strategie, die darauf abzielt, die alte Macht wiederzuerlangen und die russischen Interessen auf der internationalen Bühne durchzusetzen".

Der Dokumentation gingen langjährige Recherchen voraus, Als Zeitzeugen sind amerikanische und europäische Experten vertreten, aber auch ehemalige Vertraute Putins sowie Sir Robert Owen, jener Richter, der Wladimir Putin als "Auftraggeber" des Anschlags auf Alexander Litwinenko bezeichnete.

ARTE sendet den Dreiteiler am 16.05., um 20.15 Uhr. In der Mediathek vom 16. bis 22. Mai 2023 verfügbar.

Putins Gift (1/3) – Di. 16.05. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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