Film im ZDF

"Das Versprechen": Erstaunlich leichte Tragikomödie

von Wilfried Geldner

Bendix Vater hat Depressionen, Jule verletzt sich selbst. In ihrer Einsamkeit finden die beiden Jugendlichen – er ist elf, sie 16 – zusammen und helfen einander.

ZDF
Das Versprechen
Drama • 26.04.2021 • 20:15 Uhr

Schon wieder ein Krimi? Das jedenfalls denkt man am Beginn dieses Montagsfilms im ZDF. Ein Junge setzt sich eine Sturmhaube auf und greift zur Pistole. Am Bankschalter schiebt er der Beamtin einen Zettel zu, auf dem steht: "Überfall! Geben Sie alles Geld heraus!" – Die Szene ist jedoch ein geschickter Teaser, denn in den folgenden 90 Minuten geht es um nicht weniger als die Themen Depression und Jugendpsychiatrie – so etwas könnte sich als höchst sperrig und pädagogisierend erweisen. Doch im ZDF-Film "Das Versprechen" schaffen es Beate Langmaak (Drehbuch) und Till Endermann (Regie), die Geschichte der Freundschaft zweier Jugendlicher empathisch und ohne Anbiederei zu erzählen. Mika Tritto als elfjähriger Bendix, der selbstlos für seinen in depressiven Vater sorgt, und Ella Morgen als 16-jährige Jule, die aus scheinbar geringem Anlass schier unglaubliche Wutanfälle bekommt, helfen einander bei ihren Problemen. Was für eine Duo!

Zufällig trifft Bendix nach einem Berliner Sponsorenlauf auf Jule. Die drückt sich auf ihrem Unterschenkel gerade eine brennende Zigarette aus und reagiert ganz wild, als Bendix sie fragt, ob das denn nicht weh tue. Bei Jule führen solche Fragen leicht zu enormen Wutanfällen, wie Bendix zu spüren bekommt. Jule gerät dann außer sich. Es sei nicht die Pubertät, was sie plage und sie suche sich das nicht freiwillig aus, wirft sie Bendix entgegen. Ihre Anfälle kämen "wie eine Springflut" über sie. Bendix ist von Jule fasziniert, er scheint ihren rigorosen Umgang zu genießen.

Bendix muss sich um seinen Vater kümmern

Mag sein, das rührt von der Hilflosigkeit und den depressiven Zuständen des eigenen Vaters nach dem Tod der Mutter her. Fabian (Andreas Döhler) ist S-Bahn-Fahrer bei den Berliner Verkehrsbetrieben. Er sieht die Welt schwarz und kalt. Wie unter einer Schneedecke fühlt er sich, einmal fährt er gar an einer Station vorbei, mitten hinein ins Dunkel. Aber Vater und Sohn verstehen sich, sie sprechen miteinander über die Probleme, der Vater entschuldigt sich. Bendix, den er "Dixie" nennt, kocht für ihn und putzt, er sagt ihm auch, wann er als S-Bahnfahrer zur Arbeit gehen muss.

Gut, dass da Jule mit ihren Wutausbrüchen immer wieder dazwischenfährt. Es wäre sonst alles doch allzu lieb und utopisch verträumt. Jule ist es dann auch, die Bendix mit in ihre psychiartrische Tagesklinik nimmt, wo der Jüngere viel über die dortigen Gepflogenheiten erfährt. Als Gegenleistung dafür musste er ihr eine Pistole besorgen. Aus Plastik zwar, aber Jule setzt sie sich schon mal an den Mund.

Die Dramaturgie der sanften Lebenshilfe will es, dass hier keiner schlicht durch den anderen gerettet wird. Die Klinik-Therapeutin (Barbara Auer) und ein Jugendsamtsleiter greifen (leider) helfend ein. Am Ende ist Jule ein Stück selbstsicherer geworden und Bendix, der seinem Vater beim Zelten versprochen hat, ihn nie allein zu lassen, geht nun doch in eine Pflegefamilie, damit sich der Vater mit dem Aufenthalt in einer Klinik helfen lassen kann.

Das ist dann doch in seiner Direktheit ein wenig zu schön, um wahr zu sein. Man merkt die schöne Absicht, über psychische Krankheiten aufzuklären, doch nimmt man sie in diesem Fall gerne hin. Die Hochglanzbilder in ihrer stets ausgesuchten Optik und das intensive Spiel der Akteure machen aus einem eigentlich sperrigen Stoff eine letztlich erstaunlich leichte Tragikomödie.

Das Versprechen – Mo. 26.04. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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