Der Teppich von Bayeux: ein jahrhundertealter Comic

Der handbestickte Teppich von Bayeux erzähölt von der Eroberung Englands durch den normannischen Herzog Wilhelm 1066. Doch warum interessierten sich ausgerechnet die Nazis für das Kunstwerk? Eine ARTE-Dokum klärt auf.

Er gilt als eines der beeindruckendsten Kunstobjekte der europäischen Geschichte: Rund 68 mal 50 Zentimeter misst der Teppich von Bayeux, der um 1070 vermutlich in einem Kloster in Canterbury bestickt wurde. Doch es ist weniger die beeindruckende Handarbeit, die den Teppich zu einem hart umkämpften Artefakt macht: Stattdessen ist es die auf ihm erzählte Geschichte, die den französischen General Napoleon Bonaparte wie den Nationalsozialisten Adolf Hitler gleichermaßen faszinierte. Der ARTE-Dokumentarfilm "Der Teppich von Bayeux" von Wilfried Hauke erläutert die genauen Hintergründe.

In filigranen Strickereien zeigt der Teppich eine Vielzahl berittener Heere, Kriegsschiffe und Infanterien, die sich in heftigen Schlachten gegenüberstehen. Dabei beziehen sie sich auf bedeutsames Ereignis, das sich nur wenige Jahre vor der Entstehung des Teppichs in England zutrug: Im Jahr 1066 führte die Schlacht bei Hastings zu der Eroberung Englands durch den normannischen Herzog Wilhelm, indem er den angelsächsischen König Harald II. besiegte.

Die Schlacht diente in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder Kriegstreibern als Vorbild: Bereits Napoleon wollte durch den Teppich beweisen, dass eine Eroberung Englands weiterhin möglich sei. Im Jahr 1940 erregte der Teppich zudem die Aufmerksamkeit der Nazis unter Adolf Hitler, die Wilhelm den Eroberer als Held verehrten und den Teppich nach der Besetzung Frankreichs nach Deutschland entführen wollten. Der Plan konnte in letzter Sekunde von den Alliierten 1944 vereitelt werden.

"Der Teppich von Bayeux" erzählt in aufwendigen Spielszenen von jenen Ereignissen. Gleichzeitig werden neuste Antworten der Wissenschaft aus Archivmaterialien präsentiert. Mit dem gebürtigen Waliser Ken Follett tritt zudem ein besonders prominenter Verehrer des Teppichs auf: Der heute 72-jährige Erfolgsautor studierte das Stück für seine historischen Romane eindringlich. Dabei kam er zu dem Schluss, dass es sich beim Teppich von Bayeux gewissermaßen um den ersten Zeichentrickfilm der Geschichte handele.

Der Teppich von Bayeux – Sa. 19.03. – ARTE: 20.15 Uhr