Vierter Teil der Krimi-Reihe

"Der gute Bulle – Heaven can wait": Im Kampf gegen die Kriminalität und die Krankheit

13.02.2024, 15.32 Uhr
von Maximilian Haase

Rückfall nach drei Jahren Trockenheit, Absturz ... jetzt ist es auch egal… Kommissar Schulz bekommt die Diagnose einer tödlichen Krankheit. Eindringlich von Armin Rohde gespielt. Für den Polizisten heißt es, auf Schmerzmitteln einfach weiter ermitteln. 

ARTE
Der gute Bulle – Heaven can wait
Kriminalfilm • 09.02.2024 • 20:15 Uhr

Als Vorbild taugt "Der gute Bulle" wahrlich nicht: Seit 2017 kämpft Armin Rohde in der gleichnamigen Krimireihe als Ex-Polizist nicht nur gegen Verbrecher, sondern auch gegen sein schweres Alkoholproblem. Mit einem dafür allerdings umso ausgeprägteren Sinn für Gerechtigkeit ermittelte Fredo Schulz in den vergangenen sechs Jahren drei Filme lang mit unkonventionellen Methoden in Drogensümpfen und anderen zwielichtigen Milieus. Und obwohl – oder gerade weil – sich Schöpfer, Autor und Regisseur Lars Becker mit den neuen Folgen mehr Zeit ließ als im Genre üblich, stieß der charismatische Sonderermittler beim Publikum immer wieder auf Gegenliebe.

Nur noch drei Monate zu leben

Jeweils zwischen 5,3 und 6,2 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sahen die Filme im Zweiten. Im aktuellen vierten Fall "Heaven can wait", der bei ARTE erstausgestrahlt wird, rückt das Privatleben des außergewöhnlichen Kommissars nun abermals – und umso intensiver – in den Fokus.

Ein Arztbesuch steht an. "Mein Blut ist sauber, ich bin clean. Keine Ahnung was der Doktor jetzt noch will", lässt der seit drei Jahren trockene Ex-Alkoholiker seine körperlich strapaziöse Laufbahn anfangs Revue passieren. Doch der Mediziner hat keine guten Nachrichten: Darmkrebs im fortgeschrittenen Stadium, lautet die schockierende Diagnose. Kaum mehr als drei Monate hat Schulz noch zu leben. "Sind Sie Gott oder was?", reagiert der geschundene Polizist auf die Nachricht seines nahenden Todes trotzig: "Zweimal war ich fast tot. An Krebs werde ich bestimmt nicht sterben".

Tod eines Sicherheitsmanns

Chemotherapie? Kommt gar nicht infrage. Wo die meisten nach derartigen Diagnosen wohl letzte Reisen planen und die knappe Zeit genießen würden, will Schulz einfach weitermachen wie bisher. Polizeiarbeit heißt seine Ablenkung: "Ich bin immer noch Bulle". Einer, der nichts mehr zu verlieren hat.

Es muss schließlich weitergehen, die Verbrecher machen für einen kranken Cop keine Pause. Schulz, der natürlich erst mal niemandem von seiner Diagnose erzählt, stürzt sich direkt in die Ermittlungen des neuen Falls: In einer grauen Hochhaussiedlung wird ein Sicherheitsmann ermordet aufgefunden. Das Opfer war in Begleitung von Samir Berri (Husam Chadat), dem etwas klischeehaft gezeichneten Eigentümer des Wohnblocks, der das Haus sanieren will und der vor allem migrantischen Bewohnerinnen und Bewohnern mit Räumung droht.

Großstädtischer Mietmarkt, Verdrängung, Gentrifizierung – brisante aktuelle Themen, die ebenso angesprochen werden, wie die Skepsis der Anwohner gegenüber der Staatsmacht: "Die Leute reden nicht gern, jedenfalls nicht mit der Polizei – höchstens Beamtenbeleidigung", weiß Kollege Radu Lupescu (Sabin Tambrea).

Zurück in der Kneipe

Der Hauseigentümer ist für Schulz kein Unbekannter: Der Kommissar hatte ihn einst wegen Drogenhandels festgenommen und hegt nun den Verdacht, dass dessen Immobiliengeschäfte lediglich zur Geldwäsche dienen. Die Indizien deuten auf einen eskalierenden Krieg im Clanmilieu hin. Entgegen der Anweisung seines Chefs (Johann von Bülow), sich eine Auszeit zu nehmen ("Es muss ohne dich gehen"), und trotz seiner körperlichen Beschwerden ermittelt Schulz weiter – was ihn nicht nur beruflich, sondern auch persönlich in große Gefahr bringt. Schulz, vollgepumpt mit starken Schmerzmitteln, gibt lieber eine seiner Weisheiten aus dem Off zum Besten: "Als Bulle hast du nie Pause, nie Feierabend – das haben Bullen und Gangster definitiv gemeinsam."

Klar, dass der eigentliche Fall angesichts der todbringenden Krankheit in den Hintergrund rückt – zumindest für die Zuschauerinnen und Zuschauer, die in "Heaven can wait" ein noch trost- und hoffnungsloseres Noir-Berlin erleben als es die Reihe ohnehin schon prägt. Dazu passt auch, dass Schulz – von Armin Rohde in dieser Episode wohl am eindringlichsten gespielt – in seiner Berliner Eckkneipe wieder einen Drink nach dem anderen kippt und dazu "Lazy Sunday Afternoon" zum Besten gibt. Rückfall nach drei Jahren Trockenheit, Absturz, alles egal.

"Ein Bulle ist für die Leute ein Mülleimer", sagt Schulz an einer Stelle. Ob es Hoffnung gibt? "Wie würde ich aussehen ohne Haare?", fragt der Bulle die Barfrau, die ihn vom Suff rettet und zur Chemo überredet. "Gut würdest du aussehen ohne Haare", antwortet sie. "Du hast immer für andere gekämpft. Jetzt kämpfst du für dich".

Der gute Bulle – Heaven can wait – Fr. 09.02. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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