ARD zeigt Thriller zum rätselhaften NSU-Mord von Heilbronn





Es war der wohl rätselhafteste Mord des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU): Am 25. April 2007 wurde die damals 22-jährige Polizeivollzugsbeamtin Michèle Kiesewetter auf der Theresienwiese in Heilbronn mit einem gezielten Kopfschuss getötet, ihr 24-jähriger Kollege Martin A. wurde lebensgefährlich verletzt. Lange war unklar, wer hinter dem brutalen Mord steckt. Vermeidbare Pannen verzögerten die ohnehin schon jahrelangen Ermittlungen.
"Die Nichte des Polizisten": Angelehnt an den nicht vollständig aufgeklärten Mordfall
Seit November 2011 wird der Mord dem NSU zugerechnet. Ausschlaggebend waren die Selbstmorde der beiden NSU-Angehörigen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, neben deren Leichen die von Kiesewetter und Martin A. entwendeten Dienstwaffen gefunden wurden. Angelehnt an den bis heute nicht vollständig aufgeklärten Mordfall entstand der packende Polizei-Thriller "Die Nichte des Polizisten" (Regie: Dustin Loose, Buch: Nicole Armbruster, Rolf Basedow), den das Erste nun als Erstausstrahlung zeigt.
"Diese Geschichte ist fiktional, aber nicht nur", heißt es in einer Einblendung zu Beginn: "auch das Mögliche, Verlorene und Vergessene wird erzählt." Es folgt eine Vorblende auf das Ende des Films: Die junge Polizistin Rebecca Hanselmann (Magdalena Laubisch) sitzt gemeinsam mit einem Kollegen im Streifenwagen. Sie machen gerade Mittagspause auf einem verlassenen Parkplatz, irgendwo in Heilbronn, als sich zwei maskierte Männer dem Wagen nähern. Die Männer ziehen ihre Waffen und schießen von beiden Seiten gezielt durch die Fenster ins Wageninnere.
Rechtsradikale Einstellungen und Machtmissbrauch innerhalb der Polizei
Danach springt der Film ein paar Monate zurück: Rebecca hat nun selbst eine Waffe in der Hand und übt unter Aufsicht das Schießen: "Präzise, ruhig – Ihr Vorgesetzter hat nicht übertrieben", lobt Eulert (Johannes Zirner) von der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit.
Nach einem erneuten harten Filmschnitt sitzt Rebecca mit einigen Kameraden von der Spezialeinheit im Mannschaftsbus. Sie befinden sich auf dem Weg zu einer Demonstration. Es ist Rebeccas erster Einsatz dieser Art, und er geht gewaltig schief: Ein Demonstrant schlägt der Polizistin den Helm vom Kopf. Ihr Kollege Christoph Laurin (Max von der Groeben) hilft ihr dabei, den Helm wieder zu befestigen. In der gesamten Szene nimmt das Publikum, dank der intelligenten Kameraführung, mal Rebeccas Position ein, mal scheint es, als wäre man als Zuschauer selbst Teil des Getümmels.
Extremsituationen wie diese sind keine Seltenheit in dem fesselnden 90-Minüter. Der Film erzählt von dem Ehrgeiz, mit dem Rebecca und ihre Kameraden an die Ausbildung herangehen. Er zeigt aber auch Machtmissbrauch und rechtsradikale Einstellungen innerhalb der Polizei. Privat besucht Rebecca ihren Onkel Werner Barth (Thorsten Merten) in Thüringen. Auch er ist Polizist und in gewisser Weise ihr Vorbild. Werner steht im Konflikt mit lokalen Rechtsextremisten, und auch Rebecca gerät beim Versuch, ihre drogenabhängige Schwester Anni (Sina Genschel) aus der Clique zu befreien, zwischen die Fronten.
Diesen Aufwand betrieb Magdalena Laubisch für ihre erste Hauptrolle
"Die Nichte des Polizisten" ist die erste Hauptrolle von Magdalena Laubisch: Die 26-Jährige überzeugt durch ihr intensives Spiel. Gleiches gilt für die Darsteller der anderen Polizisten, zuvorderst Max von der Groeben und Aaron Hilmer. Im Vorfeld der Dreharbeiten erhielt Laubisch ein Coaching mit einer Personal-Trainerin: "Sie hat auch unser ganzes Projekt begleitet, also auch alle Stunt- und Gruppenszenen mit Komparserie, zum Beispiel bei der Demonstration am Anfang des Films", erinnert sie sich im Interview: "Mit ihr hatte ich auch ein Waffentraining. Dieser "alltägliche" Umgang mit Waffen war mir sehr lange fremd. Man muss sich wohl damit fühlen, so eine Waffe dauerhaft in der Tasche zu haben und damit umzugehen."
Im Anschluss an den Fernsehfilm zeigt das Erste die Dokumentation "Warum starb Michèle Kiesewetter?" von Theo Heyen um 21.45 Uhr. "Die Nichte des Polizisten" ist bereits ab Mittwoch, 1. Oktober, in der ARD Mediathek abrufbar.
Die Nichte des Polizisten – Mi. 08.10. – ARD: 20.15 Uhr
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH