Neue Ermittler in Frankfurt

"Tatort: Dunkelheit": So gut war der Krimi mit Edin Hasanovic & Melika Foroutan

06.10.2025, 10.33 Uhr
Im "Tatort" entdecken die neuen Ermittler Azadi und Kulina in Frankfurt schockierende Geheimnisse. Ist der tote Vater von Michaela der berüchtigte "Main Ripper"?

Als Michaela Zeller (Anna Drexler) die Habseligkeiten ihres verstorbenen Vaters in einer Garage durchsieht, stößt sie auf etwas Entsetzliches. Der Fund alarmiert Maryam Azadi (Melika Foroutan) und Hamza Kulina (Edin Hasanovic), die im Frankfurter Polizeipräsidium auf alte Fälle spezialisiert sind. Könnte Zellers unscheinbarer Vater tatsächlich ein Serienmörder gewesen sein, der über Jahrzehnte hinweg in der Region gewütet hat?

ARD
Tatort: Dunkelheit
Kriminalfilm • 05.10.2025 • 20:15 Uhr

Mit dem neuen Ermittler-Duo schlägt die Kultreihe „Tatort“ eine andere Richtung ein. Schon im ersten Fall „Tatort: Dunkelheit“ – und wohl auch darüber hinaus – graben Azadi und Kulina tief in der Vergangenheit, um Spuren neu zusammenzufügen. Zwei kluge Köpfe, beide mit Migrationsgeschichte, die neben Pflichtbewusstsein vor allem Einfühlungsvermögen für die Opfer mitbringen.

Das sind die neuen Frankfurter Ermittler

Die mittelalte Azadi hat einen persischen Hintergrund. Der Anfangdreißiger Kulina ist Bosnier. Regelmäßig besucht der junge Kommissar seine alleinstehende Mutter Emina (Gordana Boban), die schon lange um Hamzas älteren Bruder trauert. In diesen Szenen wird untertiteltes Bosnisch gesprochen.

Bald sind sich die beiden Kellerassel-Kommissare sicher, dass der Verstorbene tatsächlich ein Mörder ist. Könnte es sich bei ihm sogar um den sogenannten "Main Ripper" handeln, eine fast mythische Figur der lokalen Kriminalgeschichte. Mit mehreren unaufgeklärten Morden wird sie in Verbindung gebracht. "Tatort: Dunkelheit" erinnert stark an die wahre Geschichte von Manfred Seel, geboren 1946 in Königstein im Taunus. Auch er wurde nach seinem Ableben als mutmaßlicher Serienmörder enttarnt und von der Presse "Hessen-Ripper" oder "Jack the Ripper von Schwalbach" getauft. Im Rhein-Main-Gebiet soll er mindestens fünf Morde begangen haben, weitere Taten sind nicht ausgeschlossen.

Ein "Tatort" nach einer wahren Geschichte?

In der fiktionalen Variante des True Crime-Falles mit den Ermittlern Azadi und Kulina entsteht ein großer Teil der Spanung durchs akribische Ermitteln in der Vergangenheit und dem Zusammensetzen von Puzzelteilen, die aus vier bis fünf Jahrzehnten stammen. In der Anfangssequenz sieht man Szenen aus dem Frankfurter Stadtleben aus eben jenen vier bis fünf Jahrzehnten, die mit kriminalistischen Fundorten aus den entsprechenden Jahren gegengeschnitten sind. Ein sehr stimmungsvoller Einstieg. Die Idee mit der Abteilung für Altfälle ist freilich nicht neu. Bei Netflix startete vor kurzem die gelobte englischsprachige Serie "Dept. Q", die wiederum auf einer dänischen Filmreihe nach Jussi Adler-Olsen beruht. Auch hier sitzt eine Abteilung für Altfälle im Keller – was den durchaus gelungenen Übertrag auf ein deutsches "Tatort"-Setting keineswegs schmälern soll.

Im Gegenteil. Regisseur Stefan Schaller (auch Co-Autor) hat mit "Tatort"-Folgen wie "Damian" (Schwarzwald), dem mit dem Grimme-Preis prämierten Rostocker "Poliuzeiruf 110: Sabine" oder der Berliner Solofolge "Das Opfer" mit Mark Waschke nach Meret Beckers Ausstieg bereits einige herausragend gute Sonntagabendkrimis fürs Erste gedreht. Beim Drehbuch unterstützten Schaller "Tatort"-Spezialist Erol Yesilkaya und Senad Halilbašić ("7500").

Was die Autoren, alle preisgekrönt, anders machen als beim normalen Krimi: Sie geben den Opfern und der Trauer der Angehörigen Raum. So empfangen Azadi und Kulina – unter Zeitdruck wegen einer bereits angekündigten Pressekonferenz der Frankfurter Polizei zum Main-Ripper – die Angehörigen jener Toten aus mehreren Jahrzehnten. Es gilt, die Menschen vorab zu informieren.

Der "Tatort: Dunkelheit" thematisiert das Leid der Angehörigen

Jene Szenen gehören mit zum Besten, was man seit längerer Zeit im "Tatort" gesehen hat. Von Umarmungen mit trauernden Eltern und Partnern, die nun endlich wissen, was aus ihrem geliebten Menschen geworden ist, bis hin zu einem alten dementen Mann, in dessen Kopf das tote Kind immer noch lebendig ist – hier gelingen starke Bilder und Szenen. Sogar der Völkermord im bosnischen Srebrenica, der sich im Juli 2025 zum 30. Mal jährte, kommt im "Tatort" vor – wenn auch nicht als Teil der Mordserie. Den Kreativen Schaller, Yesilkaya und Halilbašić ist mit dem gewohnt kreativen Hessischen Rundfunk die Umsetzung einer starken neuen "Tatort"-Idee gelungen, die endlich mal die Opfer der Mordtaten und den Verlust der Angehörigen betrauert.

Es geht um tote Menschen, die nicht nur dem Crime-Rätsel einen anonymen Körper schenken, sondern zutiefst menschliche Geschichten von Verlust anstoßen. Und die Ermittler? Melika Foroutan bekommt mit 49 Jahren endlich jene Aufmerksamkeit, die diese hervorragende Schauspielerin seit ihrer Rolle in "KDD – Kriminaldauerdienst" (drei Staffeln, 2007 bis 2010, ZDF) schon lange verdient. Damals ebenfalls im Cast der immer wieder preisgekrönten, aber viel zu wenig geschauten ZDF-Serie, die ihrer Zeit voraus war: Edin Hasanovic, heute 33, als jugendlicher Straftäter mit gutem Kern. Manchmal sieht man sich zweimal im Leben!

Tatort: Dunkelheit – So. 05.10. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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