ZDFzeit-Doku

"Die Wahrheit über unsere Landwirtschaft": triste Monokulturen auf deutschen Äckern

01.11.2022, 10.07 Uhr
von Rupert Sommer

Wie krisenanfällig ist die deutsche Ernährungsindustrie? Eine neue ZDF-Doku wirft kritische Fragen auf. Der Polit-Journalist Louis Klamroth ist dafür auch als Feld-Reporter unterwegs.

ZDF
ZDFzeit: Die Wahrheit über unsere Landwirtschaft
Dokumentation • 01.11.2022 • 20:15 Uhr

Im Jahr der vielen Krisen und Kriege spitzt sich nun auch die Ernährungsfrage zu: Lebensmittel werden immer teurer. In weiten Teilen der Welt drohen neue Hungersnöte. Die ZDF-Dokumentation "ZDFzeit: Die Wahrheit über unsere Landwirtschaft" versucht sich an einer Ursachenforschung und beleuchtet nicht nur die Krisenanfälligkeit eines überhitzten Systems aus Profitgier und problematischen Lieferketten. Es geht auch um Investorengier sowie ein störungsanfälliges Subventionssystem. Als Feld-Reporter ist dabei Louis Klamroth, aktuell auch in Diensten von ProSieben-Politiksendungen und ab Jahreswechsel neuer "Hart aber fair"-Moderator der ARD, im Einsatz.

Klamroth macht sich im Beitrag, für den er gemeinsam mit Julia Friedrichs und Michael Schmitt verantwortlich zeichnet, auf eine Spurensuche – entlang schier endloser, trister Monokulturen auf deutschen Äckern, aber auch zu Bauernhöfen, auf denen die agrarische Welt scheinbar noch ganz heil wirkt. Von einem Bäcker lässt sich der Journalist und Moderator erklären, wie hart die steigenden Preise für Backzutaten und Energie gerade kleinere Betriebe treffen. Der Inhaber weiß nicht, wie lange er seinen Laden noch offen halten kann.

Darüber hinaus sprach Louis Klamroth mit Landwirten, die von Investoren bedrängt werden, die deutschlandweit im großen Stil Betriebe aufkaufen und teilweise sogar einer nicht-landwirtschaftlichen Nutzung zuführen. Ackerland ist vielerorts schier unbezahlbar geworden. Allerdings gibt es auch Gegenbewegungen: twa in Gemeinden, die ihre Flächen nicht mehr an Investoren, sondern an Jungbauern verpachten.

Dennoch erscheint es extrem schwierig, Landwirtschaft so zu gestalten, wie man sie noch aus Kinderbüchern kennt: Tim Nandelstädt und Torben Reelfs konnten ihre Träume im eigenen Land nicht verwirklichen. Um einen Hof zu gründen, mussten sie ins Ausland ziehen. Sie landeten – ausgerechnet – in der Ukraine. Dort liegen nun Tonnen von Weizen in den Lagerhallen und können nicht verkauft werden – wegen zerstörter Lieferwege. Der Betrieb der deutschen Auswanderer steht knapp vor dem Aus.

Die Folgen sind global zu spüren, wie ein Abstecher in den Libanon zeigt, wo Weizenlieferungen aus der Ukraine aktuell dringend ersehnt werden. Aber auch in Deutschland wird in sozial schwächeren Haushalten gutes Essen zur teuren Luxusware. Eine alleinerziehende Mutter sagt: "Ich esse nur noch an einem von zwei Tagen warm." Was sie sich buchstäblich von den eigenen Rippen abspart, soll ihrem Kind zugutekommen. "Ich verzichte, damit mein Sohn essen kann."

ZDFzeit: Die Wahrheit über unsere Landwirtschaft – Di. 01.11. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren