Doku "Exclusiv im Ersten"

Cyberstalking – 87 Prozent der Täter sind Männer

von Christopher Schmitt

Eine ARD-Doku über Cyberstalking zeigt, warum es so schwierig ist, die Täter dingfest zu machen – und was dies für die Opfer bedeutet.

ARD
Exclusiv im Ersten: Cyberstalking
Reportage • 31.05.2021 • 21:45 Uhr

Der Albtraum nimmt kein Ende. Ihr Stalker ist einer der Gründe, warum die 25-jährige Johanna aus Schleswig Holstein psychisch angeschlagen ist und sich immer wieder in eine geschlossene Einrichtung zurückziehen muss. Doch noch nicht einmal dort ist sie sicher – selbst die Einrichtung wird zur Zielscheibe. Ihre Betreuer sind der Verzweiflung nahe und wandten sich aktiv an die Autorinnen Simone Horst, Kira Gantner, Lisa Hagen und Patrizia Schlosser. Im Rahmen der ARD-Reportagereihe "Exclusiv im Ersten" entstand ein Film über "Cyberstalking" – so lautet der Fachbegriff dafür, dass Stalker ihre Aktivitäten der Belästigung und Einschüchterung ins Netz verlagern. Die Reportage geht der Frage nach, warum es so schwer ist, die Taten nachzuverfolgen und was das für die Opfer bedeutet.

Hilflosigkeit ist nicht nur bei Johanna das Stichwort: Mehrfach wurde Anzeige erstattet, mehrfach wurde selbige von der Staatsanwaltschaft abgeschmettert. Offenbar genügen die Ermittlungen nicht, um Anklage zu erstatten, obwohl der Täter, ein Hacker, einige Taten im Internet offen zugab. Allerdings weiß er, seine Spuren zu verwischen. Es ist ein typischer Fall von Stalking im Netz – die Taten sind kaum nachzuverfolgen. Dabei sind sie so angsteinflößend: Das Hacken von Johannas Social-Media-Accounts war noch das Harmloseste, der Stalker stahl sogar ihre Krankenakte aus dem Krankenhaus. Er veröffentlichte komplette Bücher in ihrem Namen und setzte schließlich ein Kopfgeld im Darknet auf sie aus.

Die Dunkelziffer ist bei allen Formen des Stalkings hoch, offiziell gezählt hat das BKA 2019 28.653 Anzeigen. Im März 2021 wurde der gesetzliche "Stalking Paragraf" zwar präzisiert, Experten zufolge geht das Gesetz jedoch nicht weit genug. Neben Betroffenen kommen in dem Beitrag auch ein auf Stalking-Opfer spezialisierter Anwalt sowie eine IT-Expertin zu Wort.

Die bekannten Zahlen zeichnen ein eindeutiges Bild hinsichtlich der Geschlechterverteilung: Frauen machen 84 Prozent der Stalking-Opfer aus, 87 Prozent der Täter sind Männer. Johanna ist dementsprechend nur ein Opfer unter vielen. Im Film kommen weitere betroffene Frauen zu Wort: Merle erhielt Vergewaltigungsdrohungen, da sie die "Liebe" des Stalkers nicht erwiderte, Birgits Ex-Mann bewertete ihre Firma so lange negativ auf Google, bis sie ihren Job verlor. Besonders schlimm: Häufig sind die Opfer selbst gefordert, Beweise zu sammeln.

Das Phänomen Cyberstalking nimmt immer mehr zu. Eine Studie aus dem Jahr 2019 besagt, dass 67.000 mobile Nutzer in Deutschland durch Spy-Software attackiert wurden – in Europa bedeutet dies einen traurigen ersten Platz, weltweit den dritten.

Exclusiv im Ersten: Cyberstalking – Mo. 31.05. – ARD: 21.45 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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