Doku mit großartigen Bildern

"Expedition Arktis 2 – Tauchfahrt am Nordpol": Unterwegs mit der "Polarstern"

29.12.2023, 12.43 Uhr
von Rupert Sommer

Die "Polarstern" ist Deutschlands einziger Eisbrecher. Die Doku berichtet von einer Expedition zum Nordpol in atemberaubenden Bildern. Es ist eine Reise, in eine ganz besondere, eigene Welt – und das im Jahr mit den weltweit höchsten jemals gemessenen Durchschnittstemperaturen.

ARD
Expedition Arktis 2 – Tauchfahrt am Nordpol
Dokumentation • 29.12.2023 • 21:50 Uhr

Es ist eine Tradition, die zum TV-Programm "zwischen den Jahren" wie selbstverständlich dazugehört: Bilder aus weit entfernten Regionen der Welt, Orte, an denen es noch den Schnee in Massen und die klirrende Kälte gibt. Und doch ist die neue ARD-Dokumentation "Expedition Arktis 2 – Tauchfahrt am Nordpol" auch ein Störfaktor im allzu Gefälligen. Die auch für wissenschaftliche Laien unüberseh- und – hörbare Botschaft lautet: Der dramatische Klimawandel ist längst Realität. Denn selbst am Nordpol, in der Region des mittlerweile leider gar nicht mehr ewigen Eises, ist die Welt ziemlich in Unordnung geraten.

Beunruhigendes von der Mission "ArcWatch"

Immerhin führte die neue Expeditionsfahrt die "Polarstern", Deutschlands einzigen Eisbrecher und Stolz mutiger Forschungsteams, ausgerechnet im bislang wärmsten Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen auf eine neue Reise. Antje Boetius, Deutschlands bekanntester Meeresbiologin, hat Beunruhigendes von der Mission "ArcWatch" zu berichten.

Unter ihrer Leitung untersucht eine Gruppe internationaler Wissenschaftler das maritime Leben im arktischen Ozean. Man will erkunden, wie sich aktuell gewohnte Kreislaufsysteme verändern. Organisiert wurde die zweimonatige Forschungsfahrt vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) aus Bremerhaven. Für die ARD ist ein NDR-Team mit an Bord, darunter auch die renommierte Wissenschaftsfotografin Esther Horvath.

"Die Arktis ist einer der Hotspots des Klimawandels"

Damit knüpft die "Polarstern" an frühere Expeditionen an, bereits 2020 war sie am Nordpol. Diesmal nehmen die Forscher das Meereis und die Atmosphäre genau unter die Lupe. Aufwendige Messungen und Eisbohrungen, auch Tauchfahrten, werden durchgeführt. Ziel ist es, besser zu verstehen, wie das Leben am Nordpol funktioniert. Dafür geht es erstmalig auch bis zu 4.000 Meter tief auf den Meeresboden. Es sind neue Erkenntnisse, die die Wissenschaftler dort finden. Und die stellen bisherige Arktis-Modelle in Frage.

Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts und Expeditionsleiterin, zeigte sich schon vor dem Aufbruch gen Norden besorgt um eine Region, die ihr besonders am Herzen zu liegen scheint. "Auf meiner 50. Internationalen Tiefseeexpedition geht es darum, an Orte im Arktischen Ozean wiederzukehren, die eine Art zweite Heimat geworden sind", so die Forscherin. "Seit meiner ersten Expedition ins Eis vor 30 Jahren will ich wissen, wie das Leben in einem eisbedeckten Ozean funktioniert, bis unten in die Tiefsee", sagt Boetius. "Die Arktis ist einer der Hotspots des Klimawandels, das schrumpfende Meereis verändert diesen einzigartigen Lebensraum schnell. Wir wollen dokumentieren, ob und wie sich die Lebewesen des arktischen Ozeans anpassen."

Forschungs- und Dreharbeiten unter extremen Bedingungen

Man kann "Expedition Arktis" als faszinierenden Bilderbogen betrachten oder auch als Lehrstück darüber, wie hart die Forschung am Rande des Unbekannten manchmal arbeiten muss. Stürme, auseinanderbrechende Schollen und extreme Temperaturen, aber natürlich auch die Finsternis der Polarnacht machen den Wissenschaftlern – wie auch schon auf früheren Fahrten und den zugehören TV-Dokus mitzuerleben war – oft schwer zu schaffen.

Wer in die arktischen Bildwelten eintaucht, sieht das Faszinierende, aber auch das Zermürbende dieser Arbeit. Für Freunde klassisch erbaulicher Natur-Dokumentationen ist Phlipp Grieß' kritische Wissenschafts-Doku aus der Kälte eher nichts. Dazu fehlt dem zurückhaltenden Film das in derlei Formaten sonst übliche Pathos, dem man hier eine strikt wissenschaftliche Erdung verschrieben hat. Dass man zu den eher nüchternen Erkenntnissen jedoch Bilder wie aus einer anderen Welt sieht, macht das Zuschauen dann doch wieder zu einem berührenden TV-Erlebnis.

Expedition Arktis 2 – Tauchfahrt am Nordpol – Fr. 29.12. – ARD: 21.45 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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