Gefährliche Sportwetten: ARD-Doku über einen zweifelhaften Boom

Die Umsätze der Wettanbieter schießen in die Höhe. Doch damit auch die Anzahl der Spielsüchtigen. Eine ARD-Doku wirft einen Blick auf die Glücksspielindustrie.

Bis zu neun Spiele parallel, immer in Erwartung des Torschreis der Kommentatoren und das alles am Samstagnachmittag, um 15.30 Uhr: Die Bundesliga-Konferenz bei Sky ist während der Saison der deutschen Fußball-Eliteliga für viele Fans des runden Leders ein Pflichttermin. Ebenso gehört seit vielen Jahren einer der großen Werbepartner des Formats dazu: ein Sportwettenanbieter. Dieser vertraute in den letzten Jahren immer wieder auf bekannte Testimonials wie Oliver Kahn und Karl-Heinz Rummenigge. Und es hat gefruchtet: Allein 2019 setzten Glücksspieler 9,3 Milliarden Euro auf Sportveranstaltungen. "Die Story im Ersten: Gefährliche Sportwetten" wirft nun einen kritischen Blick auf diesen Boom.

Denn nicht nur die Umsätze der Wettanbieter sind in die Höhe geschossen – seit 2014 haben sich die Umsätze der Branche verdoppelt -, auch die Suchtberatungen melden einen rapiden Anstieg von Spielsüchtigen angesichts des breiten Angebots an Sportwettanbietern und Online-Casinos. Gerade junge Menschen scheinen anfällig dafür zu sein. In ihrem Film treffen die Macher Ulrich Hagmann und Sebastian Krause unter anderem Glücksspieler und sprechen mit ihnen über den Reiz, aber auch die Gefahren ihrer Leidenschaft. Einer von ihnen ist Fred V., für den die Sport-Bar am Wochenende wie ein zweites Wohnzimmer ist – zumindest vor der Corona-Pandemie.

Thema der 45-minütigen Dokumentation ist auch die permanente Verfügbarkeit der Wettangebote. Musste man früher noch den Gang ins Wettbüro antreten, um seine Tipps zu platzieren, reicht heute schon eine stabile Internetverbindung aus. Die Corona-Pandemie verstärkte diesen Effekt sogar noch und trug so zu einer höheren Suchtgefahr bei.

Auch die Politik hat die Frage über den richtigen Umgang längst erreicht – und es wurden Maßnahmen ergriffen. Am 1. Juli tritt ein neuer Glücksspielstaatsvertrag in Kraft, sofern bis dahin alle Länderparlamente zustimmen. Für Sportwetten würden dann neue Regeln greifen, Online-Casinos wären sogar gänzlich erlaubt, als Gegenpol und sichere Variante zum Schwarzmarkt.

Gleichzeitig ist es ausgemachtes Ziel des Gesetzesvorstoßes, den Jugend- und Spielerschutz zu verbessern. Doch wie kann das zusammen funktionieren? Wie steht es um die Transparenz des Gesetzgebungsverfahrens? Und wie sind Politik und Glücksspielanbieter miteinander verbandelt?

Der Film im Rahmen der Reihe "Die Story im Ersten" schreckt auch vor komplexen Fragen nicht zurück. Vor dem Neustart der Wettbranche mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag und einer weitreichenden Liberalisierung des Marktes lassen die Filmemacher in ihrem Beitrag auch Politiker und prominente Werbepartner zu Wort kommen.

Die Story im Ersten: Gefährliche Sportwetten – Mo. 14.06. – ARD: 23.05 Uhr