"Lena Lorenz – Freiheit" – Kritik: In den Fängen einer Sekte

Die hochschwangere Lilly hat sich einer sektenartigen Gemeinschaft angeschlossen, die die moderne Schulmedizin strikt ablehnt. Doch das kann lebensgefährlich werden, wie Hebamme Lena Lorenz der jungen Frau nun verklickern muss.

Harte Zeiten für die Wissenschaft: Homöopathie boomt, monatelang erprobte Impfstoffe werden millionenfach verweigert und Forscherinnen und Forschern müssen sich vorwerfen lassen, Studienergebnisse zugunsten einer übermächtigen Pharmalobby zu manipulieren. Zwar existieren Globuli und Impfgegner nicht erst seit der Pandemie. Nichtsdestotrotz scheint die Krise den Boykott der Schulmedizin in vielen gesellschaftlichen Schichten salonfähig gemacht zu haben.

Insofern mag es wohl kaum dem Zufall geschuldet sein, dass sich der ZDF-Dauerbrenner "Lena Lorenz" ausgerechnet jetzt ebendieser Thematik annimmt. Noch nie war die beliebte Heimatreihe so relevant wie in "Freiheit", dem 26. Film über die sympathische Lena (Judith Hoersch): Nachdem sie zuletzt eine schwangere Gefängnisinsassin betreut hat, widmet sich die Hebamme in der jüngsten Folge der Serie nun abermals einer Frau, die nur wenig persönliche Freiheiten genießt.

Hinter Gittern sitzt die hochschwangere Lilly Waldhauser (Teresa Klamert) jedoch nicht. Ganz im Gegenteil – sie ist Teil einer "Gemeinschaft", einer Kommune, die auf den ersten Blick geradezu paradiesisch anmutet. Zusammen mit zahlreichen anderen selbsternannten Freigeistern lebt sie auf einem idyllischen Hof, baut ihr eigenes Gemüse an und lässt sich von der charismatischen Marthe Gerber (Doris Schretzmayer) auf die bevorstehende Geburt vorbereiten. Marthe, die sich als eine Art Guru versteht und jegliche "widernatürliche Einmischung" ablehnt, verzichtet in ihrer Behandlung gänzlich auf Hilfsmittel wie Ultraschalluntersuchungen oder ärztliche Expertise. Lilly allerdings ist sich sicher: Marthe hat für sie und ihr Kind nur das Beste im Sinn.

Als die werdende Mutter jedoch eines Tages auf einem Wochenmarkt vor Lenas Augen einen Schwächeanfall erleidet, wird die Hebamme hellhörig. Lilly befindet sich in der 37. Schwangerschaftswoche und hat bislang noch keine ärztliche Untersuchung hinter sich. Kurzerhand überredet Lena die fremde Frau dazu, sie in ein Krankenhaus zu begleiten. Besorgt stellt sie fest, dass sich das Kind in der Querlage befindet. Eine natürliche Geburt wird so kaum möglich sein, warnt Lena und rät zum Kaiserschnitt. Doch Lilly ist entsetzt. "Warum machst du mir denn solche Angst?", fragt sie – und verschwindet in einem unbeobachteten Moment aus der Klinik.

Sympathische Protagonistin ist zurecht bei den Fans beliebt

Selbstredend wäre Lena nicht Lena, würde sie ihre widerwillige Patientin nicht aufspüren. Schon bald gerät die Geburtshelferin mit Kultführerin Marthe aneinander. Dass Letztere nicht nur eine "naturnahe Lebensweise" propagiert, sondern Lilly auch verbietet, ein Mobiltelefon zu benutzen und selbst den Namen ihres Kindes auszusuchen, bestätigt Lenas Verdacht: Marthe will die Mitglieder ihrer vermeintlich harmlosen Gemeinschaft gefügig machen. Doch kann es der aufopferungsvollen Hebamme gelingen, ihre Patientin aus den sektenhaften Klauen der Kommune zu befreien?

Es ist nicht das erste Mal, dass die seit 2015 bestehende ZDF-Reihe sich ernste Themen vornimmt. Kombiniert mit sympathischen Figuren, einer Traumkulisse und einer gezielten Prise Humor schafft es "Lena Lorenz" trotzdem immer wieder aufs Neue, leichte und spannende Abendunterhaltung zu bieten. Dass die Protagonistin – nach dem Unfalltod ihres Mannes noch immer in tiefer Trauer – selbst von einem Problem zum nächsten hetzt und dabei permanent latent überfordert wirkt, macht die von Judith Hoersch charmant verkörperte Lena nach wie vor zum verdienten Fanliebling.

Drei weitere neue Folgen der Familienserie werden im Anschluss jeweils donnerstags, 20.15 Uhr, ausgestrahlt.

Lena Lorenz – Freiheit – Do. 24.03. – ZDF: 20.15 Uhr