Keine Marschflugkörper für die Ukraine

Wladimir Klitschko unzufrieden mit Scholz' Entscheidung zu Taurus-Lieferungen

29.02.2024, 08.47 Uhr
von Marko Schlichting

Bei "Maischberger" fand der Bruder des Kiewer Bürgermeisters klare Worte für Olaf Scholz, der vor Kurzem bekannt gegeben hat, keine Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern zu wollen.

Der ehemalige Box-Weltmeister Wladimir Klitschko, Bruder des Kiewer Bürgermeisters Witali Klitschko, hat heftige Kritik an Bundeskanzler Olaf Scholz geübt. Dessen erneute Absage für Lieferungen von Taurus-Marschflugkörpern sei "enttäuschend", sagte Klitschko am Dienstagabend in der ARD-Talkshow Maischberger. In der Ukraine gebe es genug Menschen, die lernen könnten, wie man das System bedient.

"Wir sind ein Volk, das sehr hoch ausgebildet ist. Wir können wahnsinnig viel wahnsinnig schnell umsetzen", sagte Klitschko. Für das ukrainische Volk gehe es in diesem Krieg ums Überleben. Da könne man Dinge, für die man normalerweise ein Jahr Ausbildung brauche, auch in vier Wochen lernen. Auch das Argument, dass die Ukraine Taurus-Marschflugkörper für die Vernichtung von Zielen in Russland einsetzen könne, zählt für ihn nicht. Man habe auch früher den Einsatz westlicher Waffen mit den Partnern abgestimmt. "Bis jetzt sind wir immer diszipliniert gewesen. Die Behauptung, dass wir Moskau angreifen könnten, macht keinen Sinn", erklärte Klitschko. Denn in der Ukraine wisse man: Würden die Waffen falsch eingesetzt werden, wäre endgültig Schluss mit der Lieferung.

Klitschko: "Wir brauchen keine deutschen Soldaten"

Auch Bodentruppen aus dem Westen, die der französische Präsident Macron ins Gespräch gebracht hatte, benötige die Ukraine nicht. Klitschko: "Wir brauchen keine deutschen Soldaten. Wir brauchen keine Nato-Soldaten. Das können alles wir erledigen." Die Ukraine brauche aber Waffen und Munition. "In einem Krieg wird nicht mit Fäusten gekämpft wie in meiner ehemaligen Karriere, sondern mit Waffen. Und diese Waffen- und Munitionslieferungen gibt es nicht. Wenn wir das nicht haben – wer weiß, was dann in einem Jahr passiert. Werde ich wieder in dieser Sendung sitzen? Oder reden wir dann von der Ukraine als Vergangenheit? Auch das ist möglich. Und wenn wir fallen, werden wir nicht die letzten in Europa sein, die Russland angreift", sagte Klitschko.

Auf die aktuelle Situation in den USA blickt Klitschko mit Sorge. Der Krieg in der Ukraine dauere nun schon zehn Jahre – seit der russischen Besetzung der Krim. Seit dieser Zeit unterstütze Deutschland die Ukraine wie kein anderes Land der Welt. Aber was Waffenlieferungen betreffe, sei die USA auf Platz eins. "Ohne die militärische Unterstützung aus den USA wird es für uns wahnsinnig schwierig sein", so Klitschko.

Appell an Ukrainer im Ausland

Klitschko besuchte vor kurzem die Soldaten an der Front. Die physische und psychische Belastung der Männer sei unglaublich. "Die müssen ausgetauscht werden", sagte Klitschko. Darum appellierte er an Ukrainer im wehrfähigen Alter, die im Ausland leben: "Es wäre gut, wenn die zurück ins Land kommen und uns unterstützen." Das sei eine moralische Pflicht.

Man sei frustriert über die fehlenden Waffenlieferungen aus dem Westen. "Die freie Welt lässt uns fallen und gibt uns nicht genug, um uns zu schützen, unser Leben, die Mutter Natur." Zukünftige Friedensverhandlungen will Klitschko nicht ausschließen, aber zurzeit sieht er keine Chancen dafür. Deswegen sagte er: "Danke für die Unterstützung. Aber vergesst nicht: Wir verteidigen nicht nur uns, wir verteidigen auch euch. Die demokratischen Werte, die Demokratie. Wir verteidigen Europa."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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