Film im Ersten

"Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben": Kämpferin bis zum Schluss

10.10.2022, 08.19 Uhr

Basierend auf einer wahren Geschichte und dem Roman "Dem Paradies so fern" erzählt der Film "Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben" die Geschichte der Witwe des jüdischen Malers Max Liebermann.

ARD
Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben
Drama • 10.10.2022 • 20:25 Uhr

"Ick kann jar nich soville fressen, wie ick kotzen möchte": Diesen viel zitierten Satz lernen Schülerinnen und Schüler im Geschichtsunterricht, wenn es um die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 geht. Er stammt von dem Berliner Maler Max Liebermann, der mit Werken wie "Papageienallee" oder "Gänserupferinnen" zu einem der bekanntesten Vertreter des Impressionismus wurde und als Jude stets ein Dorn im Auge der Gestapo war. Max Liebermann starb am 8. Februar 1935, seine Witwe Martha Liebermann aber erlebte den Zweiten Weltkrieg und die Gräueltaten, die an den Juden verübt wurden, bis zu ihrem Selbstmord im Jahr 1943 mit. Von ihren verzweifelten Ausreiseversuchen in die Schweiz und nach Schweden erzählt nun das Drama "Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben" (Regie: Stefan Bühling, Buch: Marco Rossi), das rund vier Monate nach der Uraufführung auf dem Festival de Télévision de Monte-Carlo erstmals im Ersten zu sehen ist.

Der Film beginnt im Jahr 1927, als Max Liebermann (Rüdiger Vogler) im Beisein seiner geliebten Frau Martha (Thekla Carola Wied) sowie zahlreichen prominenten Freunden seinen 80. Geburtstag feiert. Doch die freudige Stimmung kippt schnell: Mit einer gekonnten szenischen Montage wird die Zeit vom Tod Max Liebermanns bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs skizziert, während Martha scheinbar nur kurz durch den Korridor ihrer Villa spaziert. Plötzlich finden sich die inzwischen sichtlich gealterte Martha, ihre treue Haushälterin Luise (Lana Cooper) und natürlich auch das Fernsehpublikum in Liebermanns Stadtwohnung in der Graf-Spee-Straße im Berlin des Jahres 1943 wieder.

Hier wartet die inzwischen 85-jährige Jüdin, die zeitlebens eine rechtschaffene Frau war, wie sie wieder und wieder betont, darauf, dass ihr Ausreiseantrag genehmigt wird. Doch die Chancen sind gering. Stattdessen könnte die ältere Dame jederzeit in ein Konzentrationslager deportiert werden. Marthas Freunde drängen sie daher, einen Teil der wertvollen Gemälde ihres Mannes illegal zu verkaufen, um ihre Flucht mithilfe der Widerstandsgruppe von Hanna Solf (Fritzi Haberlandt) zu finanzieren. Gleichzeitig hoffen der unbarmherzige Gestapo-Kommissar Teubner (Franz Hartwig) mit seinem Handlanger (Daniel Noël Fleischmann) durch einen überstürzten Fluchtversuch Marthas, die Regimegegnerinnen zu entlarven. Plötzlich sind nicht nur Marthas und Hannas Leben, sondern auch das von Luise in Gefahr.

"Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben" ist ein sehenswertes Drama, welches im Rahmen des Festivals de Télévision de Monte-Carlo zurecht mit der Goldenen Nymphe als bester Fernsehfilm ausgezeichnet wurde. Die vielfach gelobte Hauptdarstellerin Thekla Carola Wied wurde zudem als beste Darstellerin ausgezeichnet. Doch auch die gebürtige Hamburgerin Lana Cooper legt mit der ungeniert Berliner Schnauze sprechenden Luise ein beeindruckendes Zeugnis ihres schauspielerischen Talents ab. Hinzukommt der unaufgeregte Inszenierungsstil von Stefan Bühling, der es versteht, durch kleine Blicke und Gesten Spannung zu erzeugen. Der Film basiert lose auf dem Roman "Dem Paradies so fern" von Sophia Mott, der 2019 erschien.

Martha Liebermann – Ein gestohlenes Leben – Mo. 10.10. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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