18. Teil der ZDF-Reihe

"Nachtschicht – Die Ruhe vor dem Sturm": Drogengeschäfte, Kiezgrößen und entlaufene Affen

15.02.2024, 09.00 Uhr
von Christopher Schmitt

Der 18. Teil der ZDF-Reihe "Nachtschicht" entpuppt sich als unterhaltsamer Film mit Charme und Esprit. In Hamburg kommt es aufgrund eines aufziehenden Sturms zum Ausnahmezustand in der Hansestadt. Es gibt viel zu tun für Ömer Kaplan (Özgür Karadeniz) und seinem wichtigsten Mann Erichsen (Armin Rohde).

ZDF
Nachtschicht – Die Ruhe vor dem Sturm
Krimi • 12.02.2024 • 20:15 Uhr

Schlechtes Wetter ist man in Hamburg ja gewöhnt, es gehört beinahe zur lokalen Folklore. Mit "Schietwetter" gibt es in der Hansestadt sogar einen eigenen Ausdruck für besonders verregnete Tage. Wie schnell das "bisschen Regen", wie es im Film mehrfach heißt, schnell zum wütenden Orkan und einer bedrohlichen Hochwasserkatastrophe anschwellen kann, ist an der Elbe ebenfalls bekannt. Mit diesem Bedrohungsszenario spielt der 18. Teil der ZDF-Reihe "Nachtschicht" (Buch und Regie: Lars Becker), der folgerichtig den Namen "Die Ruhe vor dem Sturm" trägt.

Auf der Flucht

Allerdings bildet es lediglich den Handlungsrahmen für den gelungenen Krimi, der sich um das Drogengeschäft, charismatische Kiezgrößen und nicht zuletzt entlaufene Affen dreht. Was nach einer wilden Mixtur klingt, erweist sich als unterhaltsamer Film mit Charme und Esprit. Das Zweite wiederholt den Krimi, der bei seiner Erstausstrahlung mit 5,37 Millionen Zuschauern eine beachtliche Einschaltquote einfuhr, nun zur Primetime am Montag.

In Hamburg herrscht aufgrund des aufziehenden Sturms mit Windstärke zwölf Ausnahmezustand, abends soll eine Ausgangssperre gelten. Dem Kriminaldauerdienst unter der Leitung von Ömer Kaplan (Özgür Karadeniz) und seinem wichtigsten Mann Erichsen (Armin Rohde) kommt die Aufgabe zu, die Bewohnerinnen und Bewohner der sozial prekären Viertel – die besonders nahe am Wasser gebaut sind – zu schützen. Als durch Aquaplaning ein Gefangenentransporter mit einem Tiertransporter kollidiert, gelingt neben Schwerverbrecher Axel Karkoff (Shenja Lacher) auch zwei Schimpansen die Flucht. Die Frage ist nun auch: Wer hat die zwei entwendeten Waffen?

Große Portion Kiez-Charisma 

Gleichzeitig versucht die Versicherungsbetrügerin Bonnie noch bevor die Ausgangssperre greift, ein paar Gutgläubige abzuziehen. Die Dealer Luka (Slavko Popadic) und Moses (Ben Andrews Rumler) liefern derweil Drogen per Drohne – ein revolutionärer Einfall. Dass sie, um an genügend Stoff zu kommen, die Kiez-Legende Micky Mommsen (Roland Koch) überfallen und in den Kofferraum stecken, erweist sich hingegen als echt blöde Idee. Denn Mommsen ist auch ein alter Bekannter des entflohenen Karkoff. Selbstredend muss sich der KDD um alle Kriminellen kümmern – und um die Affen.

In öffentlich-rechtlichen Krimis aus der Hansestadt gehört es zum guten Ton, dass auf eine echte Kiezgröße nicht verzichtet werden kann. Kriminell, logisch, aber doch immer irgendwie raubeinig-sympathisch und bei der Polizei nicht nur bekannt, sondern irgendwie auch geschätzt. In "Nachtschicht – Die Ruhe vor dem Sturm" kommt dieser Part dem ehemaligen Boxer Micky Mommsen zu, Roland Koch spielt ihn herausragend. Sein Kiez-Charisma kommt besonders in der Chemie mit Erichsen – einst glühender Fan der Box-Legende – und seiner Ex-Frau zur Geltung. Im Gegensatz dazu steht der Psychopath Axel, dem Shenja Lacher die nötige Portion Wahnsinn einhaucht.

Doch nur ein Lüftchen?

Nicht nur den Hauptfiguren schaut man gerne zu. Als echtes Pfund des neuen Krimis aus der "Nachtschicht"-Reihe erweisen sich auch die liebenswerten Nebenfiguren, die eine gute Portion Witz einbringen. Dazu gehört allen voran der Mann von "Animal Rescue", der mit der Aufgabe betraut wurde, die entflohenen Affen wieder einzufangen. Ungefragt palavert er von seiner "Kongo-Spezialausbildung" und erklärt dem geduldigen Erichsen, mit welchem Betäubungsmittel er die haarigen Primaten effektiv ins Reich der Träume schickt – selbstverständlich per Präzisionsgewehr samt Nachtsichtgerät.

Der aufziehende Sturm erweist sich übrigens als deutlich weniger dramatisch, als man zu Beginn des Krimis annehmen durfte. Dramaturgisch ist er allerdings von enormer Bedeutung – und wird clever in die Handlung integriert. So setzt die verhängte Ausgangssperre den Protagonistinnen und Protagonisten zeitliche Zwänge und zwingt sie so in ungeplante Situationen.

Lars Becker findet in seinem Film sogar noch Platz für die großen Themen Klima und Rassismus in der Polizei. Während ersteres noch beiläufig-sinnvoll integriert ist, wirkt der Rassismus-Ansatz zu gewollt und verkürzt. Dieser Stoff würde auch in "Nachtschicht" eine eigene Episode verdienen. Wenn diese dann trotz des Ernsts der Lage noch so unterhaltsam ausfällt wie "Die Ruhe vor dem Sturm", umso besser.

 – Mo. 12.02. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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