Wie gut ist der erste ARD-Krimi nach der Sommerpause?
Die ARD zeigt am Sonntag den ersten neuen Krimi nach einer Sommerpause voller Wiederholungen. Hier erfahrt ihr, wir gut der neue „Polizeiruf 110: Du gehörst mir“ ist.
Als die alleinerziehende Mutter Lana nur für einen Moment ihren Kinderwagen aus den Augen lässt, wird ihr Baby entführt. Hauptkommissarin Brasch wird zum Tatort gerufen und verdächtigt schon bald Chris Novak, der die junge Mutter gestalkt haben soll. Braschs Chef Uwe Lemp will sich unterdessen auf den Weg ins Sabbatical machen. Vor der Abreise hilft er noch seiner Nachbarin Inga dabei, den Kinderwagen ihres neugeborenen Babys in ihre Wohnung zu tragen. Doch ehe er sich versieht, wird er von seiner Nachbarin niedergeschlagen und gefesselt.
Wer kontrolliert wen?
Wie der Titel des Films bereits suggeriert, dreht sich dieser „Polizeiruf 110“-Streifen um vielfältige Arten von Kontrolle. Es geht um die Kontrolle, die ein Stalker über sein Opfer hat oder haben will, um eine Mutter, die ihr Kind verloren hat und alles tut, um Kontrolle über die Situation zu erlangen und einen verletzten und gefangenen Mann, der mit aller Kraft versucht, seinem Albtraum zu entkommen.
Der Krimi folgt so gar nicht der klassischen Krimi-Blaupause. Schließlich gibt es keinen blutrünstigen Mörder, der durch hervorragende Polizeiarbeit zu Fall gebracht werden muss. Allgemein hat die Ermittlung nur wenig Bedeutung im Kriminalfilm. Kommissarin Brasch tut zwar, was sie kann, doch brillante Einfälle hat sie nicht. Am Ende kommt sie der Baby-Diebin nur aufgrund von Zufällen auf die Spur.
Diese abwechslungsreiche und unverbrauchte Idee wirkt erfrischend und sorgt immer wieder für große Spannungen. Einerseits empfindet man Mitgefühl für die Mutter des Kindes sowie den schwer verletzten Lemp, andererseits können sich die Zuschauer eines gewissen Mitleids für die Täterin nicht erwehren, zumal diese im Verlauf des Films immer wieder zeigt, dass die eigentlich ein guter Mensch ist. So ist keine einfache Einteilung in Gut und Böse möglich und das Publikum erlebt eine emotionale Achterbahnfahrt. Diese Vielschichtigkeit wird zumeist von den exzellenten Darstellerinnen und Darstellern erzeugt, die mit ihren Leistungen genau jene Gefühle beim Publikum erzeugen, die dieses Kriminaldrama so fesselnd machen.
Ein Krimi voller Zufälle
Da fällt es auch nicht zu schwer ins Gewicht, dass im Film ein unglaublicher Zufall den nächsten jagt, um die Geschichte voranzubringen. Schließlich ist es erfrischend zu sehen, dass Handlungen auch ohne brillante Ermittlungsarbeit à la Sherlock Holmes erzählt werden können. Selbst erfahrene ARD-Krimi-Fans werden mit „Polizeiruf 110: Du gehörst mir“ also auf ihre Kosten kommen.