"Putins Krieg (1/2): Die Invasion": Ein Blick auf den Beginn des Krieges




Die zweiteilige ARTE-Dokumentation "Putins Krieg" von Norma Percy zeigt die diplomatischen Bemühungen nach dem Angriff auf die Ukraine und die Herausforderungen der westlichen Einheit. Mit Erinnerungen von Botschaftern und Regierungschefs und seltenen Bildern der Opfer wird die Vergeblichkeit des Kriegs verdeutlicht.
"Putins Krieg", eine zweiteilige Hochglanzproduktion der amerikanischen Dokumentarfilmerin und Produzentin Norma Percy, ist offensichtlich fasziniert von den diplomatischen Bemühungen nach dem Angriff Putins auf die Ukraine. Es ging, so wird es auch im Film erzählt, um die Einheit des Westens und Europas, die unter der Last der aufgesetzten Sanktionen gegen Russland zu zerbrechen drohte. Zwar wird ein neues Kapitel Europas aufgeschlagen, doch zu besichtigen ist letztlich vor allem Vergeblichkeit. Es wird in diesem sehenswerten Beitrag deutlich, wie groß der Schock nach dem Angriff war, als auch am Sitz der Vereinten Nationen in New York Wut und Fassungslosigkeit herrschten.
Viel wird hier aus der Erinnerung von Botschaftern, von Regierungschefs und deren Abgesandten erzählt. Da ist viel Bekanntes dabei, den Zwiespalt zwischen Falken und den anderen, die um den Weltfrieden besorgt sind, kennt man bis heute. In zweieinhalb Kriegsjahren mit zigtausend Toten und Millionen von Flüchtlingen hat sich nur wenig geändert, während das westliche Waffenbudget immer weiter gestiegen ist. Das alles ist nun mal nüchternste Realität, täglich wird darüber berichtet. So sind Momente, die unter die Haut gehen, in diesem Zweiteiler eher selten. Auch hier gibt es Besserwisser, ob sie nun für mehr und effektivere Waffen sind oder ob sie immer wieder aufs Neue Verhandlungen anmahnen.
Nur, wenn die seltenen Bilder der Opfer von Butscha oder die Bombardements auf ukrainische Städte eingeblendet werden, begreift man auch emotional, worum es geht. Ergreifend allerdings, wenn der damalige UNO-Generalsekretär António Guterres vor den Vereinten Nationen vom "traurigsten Moment in meiner zehnjährigen Amtszeit" spricht und, an den russischen Präsidenten Putin gewandt, fleht: "Bring the troops back to Russia". Schließlich wurde der Überfall ja zunächst als militärische "Spezialoperation" ausgegeben und als solche auf absurde Weise auch vom russischen UN-Botschafter verteidigt. Der gescheiterte Überfall, der den Zweck hatte, Kiew zu erobern und den ukrainischen Präsidenten Selenskyj abzusetzen, wird im Dokumentarfilm anhand zerschossener russischer Panzer deutlich.
Als westliche Staatschefs Selenskyj nach Beginn des Krieges die Hilfe zur Flucht anboten, erwidert er bekanntlich: "Dafür wurden wir gewählt, für diesen Tag." Aus dem einen Tag sind nun bereits zweieinhalb Jahre des Widerstands geworden. Keine Frage, dass die UNO dabei eine eher unvollkommene Rolle spielt. Nicht zu Unrecht wird sie im Film von eigenen Mitgliedern gelegentlich als "Dinosaurier" bezeichnet, der "obsolet" geworden sei.
Der zweite Teil von "Putins Krieg" (ARTE, 21.05 Uhr) endet ein Jahr nach Kriegsbeginn. Die Ukraine und Russland stehen sich noch immer unversöhnlich gegenüber, ein Frieden liegt bis heute in weiter Ferne.
Putins Krieg (1/2): Die Invasion – Di. 03.09. – ARTE: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH