TV-Koch will Gaststätte erhalten

Desaster beim "Restaurantretter" Tim Raue: Verwahrloste Küche und unbezahlte Rechnungen

19.04.2023, 09.20 Uhr

Da staunte der "Restaurantretter" Tim Raue und seine Frau nicht schlecht. Der TV-Koch möchte eine Gaststätte vor dem Untergang bewahren. Die Inhaber selbst kämpfen gegen einen Schuldenberg an, haben einen Zweitjob im Supermarkt und kommen pro Nacht auf grade mal 3,5 Stunden Schlaf pro Nacht. 

"Hier verrecken Lebensmittel": In der "Genussküche" in Vallendar bei Koblenz ist in puncto Genuss nur noch der kreative Name der Restaurantgründerinnen übrig. Vor zweieinhalb Jahren sind die gelernten Köchinnen Eva und Anke Stopschinski angetreten, ihren Lebenstraum zu verwirklichen und mit international gefärbter Regionalküche einen Akzent in der kleinen Studentenstadt zu setzen.

Als Sternekoch Tim Raue und seine Frau, die Interior- und Marketing-Expertin Katharina Raue, eintreffen, ist davon keine Spur mehr. Das Gastro-Powercouple trifft in der zweiten Ausgabe von "Rach – Der Restaurantretter" (RTL) auf zwei erschöpfte, unsichere Frauen, die ihre Rechnungen und ihr Personal nicht mehr bezahlen können und alle unerledigten Bescheide "bis auf Weiteres" in einer überquellenden Schublade deponieren.

"Abgefuckten Küchendesasters"

"Leck mich am A...", entfährt es Raue angesichts des "abgefuckten Küchendesasters" und dem von Eva auf "vielleicht 50.000 Euro" geschätzten Schuldenberg. Das ergänzt sie lapidar: "Das denke ich mir auch jeden Morgen, wenn ich hier reinkomme." Anke kommt ohnehin später – sie arbeitet notgedrungen zusätzlich in einem Supermarkt. Nach eigenen Angaben schlafen beide nur 3,5 Stunden pro Nacht. "Die sind kurz vor dem Ende", konstatiert Raue, und auch der eilig herbeizitierte Schuldnerberater kann das nicht relativieren: "Die Ausstände sind insgesamt bei 75.000 Euro."

Das Absurde daran: Dem Ehepaar schmeckt, was es von den Stopschinkis und ihren Küchenhelfern serviert bekommt. Highlights sind unter anderem Burger, Bowls und ein "Aschenbraten" – im Ofen mit Zwiebeln und Bacon gegarter Schweinenacken. Da sehen die Raues ein erstes Rettungsthema: "Der Name ist so 1972! Heute heisst das 'Pulled Pork'".

Zuerst muss an die marode Küche ran

Es gilt also zu modernisieren – aber nicht nur den "Aschenbraten", sondern zunächst die völlig marode Küche. Aus dem Gefrierschrank fließt Kühlflüssigkeit, auch die Saladette hält nicht mehr frisch, dazu Fettschlieren an der verklebten Fritteuse. Auch bei der Sauberkeit des Arbeitsplatzes fordert die Erschöpfung des Teams ihren Tribut: Nachts fehlt ganz offenkundig die Energie, die Snacks des Personals aus den Regalen zu räumen.

Tim Raue ist der Schock anzusehen. Ebenso unvermeidlich stellt sich Mitgefühl ein, denn wie Katharina schnell merkt: "Hier fehlt es nicht an Herz, sondern persönlicher Klarheit." In der Unsicherheit, was sie mit ihrem Restaurant wirklich darstellen wollen, haben sich Eva und Anke heillos verstrickt.

Katharinas Gegenmittel sind pink, orange und neongrün und kommen in Form von Kunststoff-Möbeln und Leuchtröhren, die das ratlos-dunkle Interieur ersetzen. Aus dem fast ironischen "Genussküche" wird "Schwesterlein – Schnitzeleria & Concept Burger" – ein etwas komplizierter Claim, der die Studierenden der nahe gelegenen Business-Uni anziehen soll. "Ist das krass, Alter", lautet der Kommentar der Stopschinskis, eifrig applaudiert von der enthusiastischen Katharina: "Ich weiß, so geil, so eine Freude."

Keine Rettung mehr für das "Schwesterlein"

Einen Teil der Kücheinrichtung wirft Raue kurzerhand auf den Müll, schafft neue Essentials wie Reiskocher für die Bowl-Grundlage an und gibt unter anderem dem Burger seine unverkennbar asiatische Note: Ein bisschen Fischsauce in den Ketchup, Weißkohl und japanische Mayonnaise zum Schnitzel (Raue: "Yippieh yeah!") – und fertig ist der moderne Touch.

Wird er Anke und Eva nicht nur über das ebenfalls etwas zu gutgläubig anberaumte Catering für ein 300-Gäste-Weinfest helfen, sondern ihnen auch einen Weg in eine mehr als neonfarben leuchtende Zukunft weisen können? Nach sechs Monaten ist klar: Leider nein. Schon beim Zwischenbesuch zeigte sich, dass die vom Berliner Sternekoch mühsam aufgeräumten Lagerräume wieder an Struktur verloren haben.

Kurz vor Ausstrahlung ihrer Episode verkünden Eva und Anke Stopschinski auf der Facebook-Seite des "Schwesterlein" das Ende ihres Traums: "Unsere Lichter sind endgültig ausgegangen." Und zeigen auf ihre charmante Art, die ihnen hoffentlich eine andere Vision bringen wird, melancholische Erkenntnis: "Was es ist und was es war, das wird uns erst beim Abschied klar."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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