Zweite Staffel bei VOX

"Tonis Welt": Warten auf das Baby

08.06.2022, 14.27 Uhr

Mit "Club der roten Bänder" wurde ausgerechnet eine Serie über todkranke Jugendliche zu einem Überraschungserfolg für den Sender VOX. Mit dem Ableger der Serie "Tonis Welt" knüpfte der Sender 2021 an den Fernsehhit an. In der zweiten Staffel müssen sich Toni (Ivo Kortlang) und Valerie (Amber Bongard) den Herausforderungen als werdende Eltern stellen. Die Serie kommt locker und charmant daher und überzeugt mit verschroben, sympathische Figuren. Ab Mittwoch gibt es die zweite Staffel "Tonis Welt" auf VOX zu sehen. 

VOX
Tonis Welt – Staffel 2
Dramedy-Serie • 08.06.2022 • 20:15 Uhr

Über drei Staffeln blickte das VOX-Format "Club der roten Bänder" auf das Leben mehrerer Teenager, die in einem fiktiven Kölner Krankenhaus nicht nur gegen ihre Krankheiten kämpften, sondern auch mit den ganz alltäglichen Problemen, die das Jungsein so mit sich bringt. Für VOX war die Dramedy-Eigenproduktion ein Glücksgriff: Vom Grimme-Preis bis zum Deutschen Fernsehpreis staubte "CdrB" so ziemlich alle relevanten Auszeichnungen hierzulande ab. Kein Wunder also, dass nach dem Serienende 2017 erst ein Kinofilm ("Club der roten Bänder – Wie alles begann", 2019) folgte – und dann im letzten Jahr mit "Tonis Welt" das erste Serien-Spin-off, das nun in seine zweite Staffel geht.

Weiterhin widmet sich die Serie dem Beziehungs- und Kleinfamilienleben von Toni (Ivo Kortlang) und seiner Freundin Valerie (Amber Bongard), deren Leben immer wieder Herausforderungen bereithält: Während der Asperger-Autist Toni Gewohnheiten liebt und mit Veränderungen nur schwer zurechtkommt, hat es Valerie mit ihrem Tourette-Syndrom ebenfalls nicht leicht. Verschlug es die beiden in der ersten Staffel aufs Land, wo die Dorfgemeinschaft dem durchaus speziellen Paar zunächst wenig wohlgesonnen begegnete, drehen sich die acht neuen Episoden um das Dasein als junge Familie. Die schwangere Valerie entscheidet sich in letzter Sekunde, das Kind doch zu bekommen – und die von Nico Sommer und Aki Wegner inszenierte Geschichte nimmt ihren tragikomischen Lauf.

Glaubwürdig und verschroben, sympathische Figuren

Toni, voller Vatervorfreuden, will Valerie keine Sorgen bereiten – und verschweigt ihr, dass sie beide in schweren finanziellen Nöten stecken. Derweil ist die werdende Mutter trotzdem genervt: Von der Angst davor, als junges Paar mit vielen eigenen Problemchen überhaupt ein Leben mit Kind nicht bewältigen zu können; aber auch von Toni, der dank seines Kontrollzwangs alles für seine Partnerin regeln will. "Er will einfach nur das Schlimmste verhindern können – und das ist seine Form von Liebe", erklärt Ivo Kortlang über seine Figur, die er abermals glaubwürdig und verschroben sympathisch verkörpert.

Das Baby jedenfalls bestimmt den Alltag der beiden schon vor der Geburt vollständig. Ein Glück ist es für Valerie daher, dass sie Yvonne (Sarina Radomski) kennenlernt. Die ist Inhaberin des örtlichen Kosmetiksalons und bereits Mutter eines kleinen Kindes. Kann die coole Mama Valerie die Sorgen nehmen? Die Herausforderungen nehmen jedenfalls nicht ab – das stellen Valerie und Toni spätestens dann fest, als Valeries Mutter vor der Tür steht, um bei dem jungen Paar einzuziehen.

Derweil geht es auch im Freundes- und Bekanntenkreis des außergewöhnlichen Paares drunter und drüber: Mirko (Gareth Charles) wird arbeitslos und könnte nun zwar öfter für Clara (Lea Zoe Voss) da sein – zockt aber lieber Videospiele. Dr. Schmieta, wieder herausragend griesgrämig gespielt von Armin Rohde, versucht sich an den Lebensstil seiner Liebsten anzupassen: Opern, indisches Essen, Weltoffenheit – all das kann er eigentlich nicht leiden, während er sich zugleich mit seiner Parkinson-Erkrankung abfinden muss. Aber was tut man nicht alles für die Liebe? Wie die Konfliktlinien in Beziehungen verlaufen, illustriert die humorvolle Story nach einem Drehbuch von Elena Senft an hübsch herausgearbeiteten Figurenkonstellationen. Dabei werden Tonis "Seltsamkeit" und die wohl bei jedem Publikum funktionierenden Tourette-Beschimpfungen Valeries nicht der Lächerlichkeit preisgegeben, sondern in ihrer Absurdität als Reaktion auf eine nicht minder absurde Welt dargestellt.

Abermals verwebt "Tonis Welt" – darin etwa internationalen Formaten wie "Young Sheldon" ähnlich – den bisweilen sonderbaren, oft aber auch erhellenden Blick autistischer Menschen auf das Dasein mit den enormen Anforderungen, die die Gesellschaft an junge Menschen stellt. Und an junge Eltern: Die Vorstellungen von Schwanger- und Elternschaft, von Kinderbetreuung und Rollenmustern sind auch heute noch so vielfältig und paradox, dass es bisweilen eben eine Serie wie "Tonis Welt" braucht, um sie in ihren Widersprüchlichkeiten aufzudecken.

Tonis Welt – Staffel 2 – Mi. 08.06. – VOX: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte dich auch interessieren