"Wir haben um Hilfe gerufen"

ARD-Reporter bei Europapokal-Spiel von Fans attackiert

29.04.2022, 10.52 Uhr
Nach dem zwischenzeitlichen 1:1 durch West Ham United wurden zwei deutsche Reporter von West-Ham-Fans angegriffen.
Nach dem zwischenzeitlichen 1:1 durch West Ham United wurden zwei deutsche Reporter von West-Ham-Fans angegriffen.  Fotoquelle: picture alliance/dpa | Arne Dedert

Beim 2:1-Sieg von Eintracht Frankfurt bei West Ham United sind am Donnerstag zwei Radioreporter von Fans der Heimmannschaft angegriffen worden.

Eintracht Frankfurt gegen West Ham United: Beim Europa-League-Spiel in London am Donnerstagabend ging es nicht nur auf dem Feld hoch her. Auf der Tribüne wurden die ARD-Hörfunkreporter Philipp Hofmeister und Tim Brockmeier, die das Spiel live für hr-iNFO kommentierten, von Fans der Gastgeber attackiert. Kurz nachdem West Ham den Ausgleich zum 1:1 erzielte, hörte man live im Radio, wie die Reporter Opfer eines tätlichen Angriffs wurden.

"Tor, Tor für West Ham, Ball ist drin, 1:1 der Spielstand", wird das Geschehen kommentiert. Anschließend ist eine Weile nur der Jubel der Fans und ein Rascheln zu hören. Dann wird der Kommentar von Hofmeister fortgesetzt. "1:1 steht's auf jeden Fall, und wir werden hier jetzt gerade von hinten attackiert von den englischen Fans. Deswegen waren wir leider kurz weg. Dem Kollegen Tim haben sie jetzt gerade mal das Headset runtergeworfen. Also da müssen wir jetzt echt ein bisschen aufpassen, was wir hier machen."

In einem Beitrag auf hessenschau.de haben die beiden Reporter die Vorkommnisse aus ihrer Sicht geschildert und erklärt, dass die Angriffe bereits vor der gehörten Szene begonnen hätten. "Wir wurden relativ früh nach dem 1:0 von Eintracht Frankfurt von West-Ham-Fans mit Faustschlägen in den Nacken und gegen den Hinterkopf und Rücken attackiert", schreiben sie. Auslöser sei schlicht und ergreifend gewesen, dass sie ihren Job gemacht hätten.

Nach dem Ausgleich "setzte es wieder heftige Schläge"

Die beiden Reporter saßen in der letzten Reihe der Pressetribüne, also direkt vor den West-Ham-Fans. Denen habe offenbar die emotionale Art und Weise, wie man das Spiel kommentierte, nicht gefallen. Man habe versucht, das Problem wegzudiskutieren, als dann allerdings der Ausgleich fiel, "setzte es wieder heftige Schläge". Tim Brockmeier wurde besonders attackiert und verlor sein Headset und sein Mikrofon. Ihr Techniker habe versucht, das Sicherheitspersonal zu alarmieren, das sich aber eher passiv verhielt. "Wir haben im Anschluss schlichtweg um Hilfe gerufen, wir brauchten jemanden, der uns beschützt."

Nach der Halbzeit wurden die Reporter dann auf die Haupt-Pressetribüne gesetzt und konnten von dort ungestört weiter kommentieren. "Nach dem Spiel wurden wir vom Sicherheitspersonal des Vereins aus dem Stadion in eine Art Lounge geführt. Uns wurde nahegelegt, das Stadion zu unserer Sicherheit nicht zeitnah zu verlassen." Der West-Ham-Pressechef habe sich bei den beiden entschuldigt und "versichert, dass der Vorfall verfolgt wird und es rechtliche Konsequenzen geben kann".

Bei Tim Brockmeier und Philipp Hofmeister hat der Vorfall Spuren hinterlassen. "Wir haben die erste Halbzeit mit der ständigen Angst kommentieren müssen, dass uns jemand in den Rücken springt und vielleicht nicht nur mit Fäusten attackiert", schreiben sie in dem Beitrag. Das haben sie auch in der zweiten Halbzeit nicht so einfach abschütteln können. "Uns wurde dieses Highlight, dieser Sieg der Eintracht, emotional geklaut."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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