Ernstes Thema im Fokus

"Wien-Krimi: Geister der Vergangenheit": Darum geht's im Film mit Philipp Hochmair

16.10.2025, 06.15 Uhr
Der 13. Film der Wien-Krimi-Reihe präsentiert den brisantesten Fall bisher: Alex Haller und sein Team stehen vor der Herausforderung, die steigende Zahl häuslicher Gewalt gegen Frauen zu thematisieren.

So brisant und relevant wie der 13. Film war noch keiner der von ARD und ORF koproduzierten Reihe. Drehen sich die Fälle sonst oft um Geld, Gier und Dekadenz, werden Sonderermittler Alex Haller und seine Kollegen diesmal mit den dramatisch zunehmenden Fällen häuslicher Gewalt gegen Frauen konfrontiert.

ARD
"Der Wien-Krimi: Blind ermittelt – Geister der Vergangenheit"
Kriminalfilm • 16.10.2025 • 20:15 Uhr

"Als Autor sehe ich es als meine Pflicht an, ein Krimiformat mit gesellschaftsrelevanten Themen zu füllen", erklärt Uli Brée, Drehbuchautor des 13. Films der Reihe "Der Wien-Krimi: Blind ermittelt – Die Geister der Vergangenheit", der am Donnerstagabend im Ersten zu sehen ist. Und in der Tat: So aktuell und relevant war wohl noch kein "Wien-Krimi".

Was mit einer versuchten Entführung des blinden Sonderermittlers Alex Haller (Philipp Hochmair) beginnt, entwickelt sich zu einem Fall über Gewalt gegen Frauen. Die Zahlen steigen seit Jahren, in Deutschland sind die Fälle häuslicher Gewalt aktuell auf dem Höchststand: Knapp 266.000 Menschen wurden 2024 Opfer, 73 Prozent davon Frauen.

Eigentlich wollte Haller mit seiner rechten Hand Niko Falk (Andreas Guenther) in einem Wiener Club feiern. Doch da Falk ein Date dazwischenkam, nimmt Haller nach durchtanzter Nacht eben ein Taxi. Wenig später erwacht er im Krankenhaus. Nach und nach kehren Erinnerungen zurück: ein Klopfen im Kofferraum des Taxis, eine Wasserflasche, die ihm die Fahrerin reichte, dann der Kontrollverlust. Wortfetzen: "Freuds Fehler" und ein lateinischer Satz, auf Deutsch übersetzt: "Gerechtigkeit ist das Recht der Schwächeren". Er ist Haller gut bekannt.

Grischka Tanner (Ursula Strauss), vor seiner Erblindung seine Partnerin bei der Polizei, hatte ihn Haller bei ihrer Verhaftung zugeraunt. Sie hatte einen Mörder in den Tod stürzen lassen, Hallers Aussage hatte sie ins Gefängnis gebracht. Und nun soll auch die Taxifahrerin diesen Satz gesagt haben? Nur einer von vielen seltsamen Zufällen in "Geister der Vergangenheit".

Freuds Fehler: Er hat die Frauen unterschätzt

Mittlerweile betreibt Grischka als Psychotherapeutin eine Praxis für traumatisierte Frauen, die Opfer von Gewalt wurden. Will sie sich wirklich an Haller rächen oder verrennt er sich in etwas? Zumal die Taxifahrerin Eva Beck (Lavinia Nowak) glaubwürdig eine ganz andere Version erzählt: Haller sei durchgedreht, habe ihr ins Lenkrad gegriffen, sie habe ihn auf die Straße gesetzt.

Doch da war ja noch etwas: "Freuds Fehler". Um mehr darüber zu erfahren, sucht Haller das Sigmund-Freud-Museum auf, in dessen Räumen einst der Vater der Psychoanalyse praktizierte. Die charmante Expertin Anna Bernays (Dennenesch Zoudé) erklärt Haller: "Wenn sie mich fragen, was Freuds Fehler war, dann der, dass er die Frauen unterschätzt hat." Der entscheidende Hinweis für die Klärung des Falls?

Alles deutet darauf hin, als auch noch die Leiche des Tankwarts Georg Fiedler gefunden wird – jenes Mannes, der im Kofferraum des Taxis eingesperrt war und klopfte. Fiedler hatte seine Frau Melanie (Liane Forestieri) geschlagen, der Familie mit Mord gedroht. Melanie ist – zufällig? – eine von Grischkas Patientinnen.

"Ihr seid nur so lange Opfer, wie ihr das zulasst", sagt Britta Leitner (Petra Morzé), eine weitere Betroffene in Grischkas Gruppentherapie. Gegenüber Haller klagt sie: "Allein in Wien gab es letztes Jahr 42 Femizide, wissen sie das? 42! Und in ganz Österreich hat jede dritte Frau schon einmal häusliche Gewalt erlebt, jede dritte Frau!" Und die Polizei und Justiz helfe nicht. Geht es hier um Selbstjustiz? "Gerechtigkeit ist das Recht der Schwächeren" ...

"Gewalt an Frauen geht uns alle was an"

"Dass Straftaten gegen Frauen stetig steigen, ist eine sehr traurige Wahrheit", sagt Hauptdarsteller Philipp Hochmair zum aktuellen "Wien-Krimi". "Ich denke, dass es eine der Hauptaufgaben von Film und Fernsehen sein muss, Themen wie diese anzupacken." Und das ist in "Geister der Vergangenheit" erstaunlich gut gelungen.

"Gewalt an Frauen geht uns alle was an und ist ein wichtiges Thema", sagt auch Regisseurin Mimi Kezele. "Mir persönlich war es wichtig zu zeigen, wie unterschiedlich Frauen damit umgehen – viele bleiben in toxischen Beziehungen, schützen sogar den Täter; andere schaffen es die Beziehung zu verlassen, haben weiterhin Ängste."

Das zu vermitteln gelingt nicht durch Zahlen und Statistiken, sondern "über die Emotion, die in den Nachrichten oft auf der Strecke bleibt", ergänzt Autor Uli Brée: "Gib einem Schicksal einen Namen und es berührt dich. Tragödien aus der Anonymität holen, das gelingt durch Fiction. Das kann Film und das ist unsere Aufgabe."

"Der Wien-Krimi: Blind ermittelt – Geister der Vergangenheit" – Do. 16.10. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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