Claude Jade

Claude Marcelle Jorré
Lesermeinung
Geboren
08.10.1948 in Dijon, Frankreich
Gestorben
01.12.2006 in Boulogne-Billancourt, Frankreich
Sternzeichen
Biografie
Als Partnerin von Jean-Pierre Léaud in François Truffauts Doinel-Filmen "Geraubte Küsse" (1968), "Tisch und Bett" (1970) und "Liebe auf der Flucht" (1978) wurde Claude Jade international bekannt. So standen auch diese Klassiker im Programm des Internationalen Filmfestivals Palm Beach, wo Claude Jade am 2. Februar 2000 den New Wave Award für ihre "trendsetzende Rolle in der Filmwelt" erhielt.

Geboren wurde Claude Jade als Tochter des Professorenpaares Marcel Jorré und Marcelle Schneider. Bereits mit neun Jahren inszenierte die kleine Claude Marcelle Jorré (den Namen Jade wählte sie erst 1968 auf Anraten ihres Entdeckers und damaligen Bräutigams François Truffaut) erste Theaterstücke. Sie besuchte das Konservatorium in Dijon und spielte während ihres Philiosophiestudiums bereits Theater.

1966 erhielt sie den Prix de Comédie für ihre Agnès in Molières "Schule der Frauen" und ging anschließend ans Pariser Théâtre Edouard VII, wo sie wie Gérard Depardieu von Jean-Laurent Cochet unterrichtet wurde. Claude spielte in einigen TV-Serien, u.a. eine Hauptrolle als flügge Tochter Sylvie in "Les oiseaux rares", und wurde im November 1967 am Théâtre Moderne - als Frida in Sacha Pitoeffs Inszenierung von Pirandellos "Heinrich IV" - von François Truffaut entdeckt.

Truffaut war von ihrer Natürlichkeit und Schönheit begeistert, neckte sie jedoch für ihre gute Kinderstube. Da ihre Eltern Englischlehrer waren, nannte er sie "Peggy brav". Die beiden führten im Februar die ersten Demonstrationen an, die später im Pariser Mai gipfelten. Die Hochzeit von Claude Jade und Francois Truffaut stand bereits fest, als sich die 19-jährige "zu jung" fühlte und die Trauung platzte. Dem Film "Geraubte Küsse", in dem Truffauts Alter ego Antoine Doinel (Jean-Pierre Léaud) einer endgültigen Fixierung auf seine Freundin, die Geigerin Christine Darbon (Claude Jade), entfliehen will, war jedoch ein Welterfolg vergönnt.

So ging Claude Jade nach Hollywood und drehte mit Alfred Hitchcock das Agentendrama "Topas", in den sie als frisch verheiratete Agententochter Michèle Picard laut Hitchcock "etwas Glanz" brachte. Hitchcock meinte seinerzeit: "Claude Jade ist eine eher ruhige junge Dame, doch für ihr Benehmen auf dem Rücksitz eines Taxis würde ich keine Garantie übernehmen." Eine Krise der Universal beendete den Siebenjahres-Vertrag junger Aktricen, darunter Katharine Ross aus "Die Reifeprüfung" und Claude Jade. Ihr nächstes Projekt, Tony Richardsons Ehedrama des schwulen Tänzers Nijinski, platze.

Claude Jade spielte anschließend eine Mord-"Zeugin", als die sie dem undurchsichtigen Gérard Barray verfiel, unterstützte als süße Linda den "Rächer aus dem Sarg" und hatte ihren endgültigen Durchbruch als Manette in Edouard Molinaros "Mein Onkel Benjamin" an der Seite von Jacques Brel. 1970 holte Truffaut Claude Jade und Jean-Pierre Léaud für "Tisch und Bett" ein weiteres Mal zusammen. Das nunmehr verheiratete Paar Antoine und Christine behauptet sich in einem von bitterer Ironie und Grazie bestimmten Ehealltag.

Claude Jade erklärte auf dem Höhepunkt ihrer Karriere: "Reden Sie mir nicht von Stars. Das Wort Schauspielerin ist edler als das Wort Star". Sie suchte schwierige Rollen und wurde gefeiert als skrupellose Eléonore in Gérard Brachs "Le bateau sur l'herbe" (1970). Doch das Kino legte sie immer wieder als brave Heldin fest. In "Kerzenlicht" (1972) revoltiert sie gegen Mama Annie Girardot, in "Trautes Heim" (1973) beweist sie als autoritäre Pflegerin großes Talent, in "Der Abbé und die Liebe" (1973) lehnt sie sich gegen das Zölibat auf - doch spannendere Aufgaben wie die Kontaktanzeigenmörderin in "Monsieur Seul" (1973) bietet das Fernsehen.

Mitte der Siebzigerjahre spielt Claude Jade auch in belgischen, italienischen und japanischen Filmen, ist in "Le malin plaisir" (1975) als mörderische Julie freizügig - und zieht sich 1976 nach der Geburt von Sohn Pierre kurze Zeit zurück. Anschließend folgen reifere Darstellungen, so als unglücklich verheiratete Maria-Teresa in Eriprando Viscontis "Caresses Bourgeoises" (1977). 1978 trennen sich Antoine (Jean-Pierre Léaud) und Christine (Claude Jade) in "Liebe auf der Flucht" - der letzte Film François Truffauts mit seinen Kameraden.

Eine neue Popularität bringt Claude Jade im selben Jahr der Sechsteiler "Die Insel der dreißig Tode", in dem sie als Abenteuerin Véronique d'Hergemont mit einer grausigen Prophezeiung und 30 Morden konfrontiert wird. Mit Gatte Bernard Coste (Ehemann seit 1972) und Sohn geht sie 1979 für drei Jahre nach Moskau und dreht "hinter dem eisernen Vorhang" die Filme "Lenin in Paris" (1981) und "Killer sind immer unterwegs" (1981). Für die Bavaria entsteht "Rendezvous in Paris" (1981) mit Claude Jade als tragischer Vicki-Baum-Heldin Evelyne Droste, in Frankreich zügelt sie in "Le bahut va craquer" (1981) renitente Schüler und kämpft als Anwältin um "Die Ehre eines Hauptmanns" (1982).

Mitte der Achtziger arbeitet sie vor allem fürs Fernsehen, in der Doppelrolle von "Lise et Laura" (1982) und im preisgekrönten TV-Film "Une petite fille dans les tournesols" (1984). Kinofilme wie "L'homme qui n'était pas là" (1987) bleiben unbeachtet. Ein Fiasko werden die Dreharbeiten zu "Le Radeau de la Méduse", die von 1987 bis 1990 andauern. Der Film, in dem Claude Jade die schiffbrüchige Gouverneursgattin Reine Schmaltz spielt, kommt nach zahlreichen Prozessen und einem Selbstmordversuch des Regisseurs Iradj Azimi im Pariser Kulturministerium erst 1998 in die offiziellen Kinos von Paris bis Hongkong.

In den Neunzigerjahren ist sie neben TV-Serien wie "La tête en l'air" (1993) im Kino unter anderem als liebevolle Mutter in "Tableau d'honneur" (1992) und als schüchterne Lesbierin Caroline in Jean-Pierre Mockys "Bonsoir" (1994). Wird ihr in letzterem von Michel Serrault die Erbschaft gerettet, so kämpft sie im nächsten Film "Eugénie Grandet" (1993) als intrigante Lucienne des Grassins um die Mitgift der Titelheldin. In Folge war sie Gaststar in Krimi-Reihen.

Von 1998 bis 2000 war Claude Jade Heldin der Serie "Cap des Pins" und spielte anschließend die Hauptrolle im Kinokurzfilm "Aufwärts", gehört neben Pierre Richard, Bernard Fresson, Stefano Dionisi, Marianne Sägebrecht und Veronica Ferres zum internationalen Ensemble um den kleinen Remi (Jules Sitruk) im Zweiteiler "Das Findelkind" (alle 2000), der in Tschechien entstand.

In den folgenden Jahren in einigen TV-Krimis und Kurzfilmen zu sehen, brachte Claude Jade 2004 ihre Autogiographie "Baisers envolés" heraus. 2006 spielte sie die Célimène in Jacques Rampals Inszenierung seines Stückes "Célimène et le cardinal". Am 1. Dezember 2006 erlag Claude Jade einem Krebsleiden.

Autor: Karl Fleischer

Filme mit Claude Jade

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