"Aus diesem Film" - der Kritiker spricht von "Wintermärchen" (1991) - kommt man versöhnt mit dem Leben heraus, so bescheiden es auch sein mag, mit der Liebe, so einfach sie sein mag, und besser noch: mit sich selbst." Ein Kompliment, das viele Filme des feinnervigen Franzosen verdient haben. Das liegt an Eric Rohmers Unaufdringlichkeit, seinem behutsamen Umgang mit der Kamera und seinem Hang zu Klarheit und Einfachheit. Rohmers Figuren sind bei all ihrer Alltäglichkeit dazu von einer schönen Heiterkeit und Leichtigkeit. Bei all ihren gewöhnlichen Problemen scheinen sie fast ein wenig zu schweben. Das Spiel bewegt sich wie von selbst, geführt stets vom Dialog, ohne dass dabei allerdings die Bilder an Wert verlieren.
Rohmer testete sein Talent seit 1950 mit einigen Kurzfilmen und Beiträgen für das Schulfernsehen, bevor er 1959 mit "Im Zeichen des Löwen" seinen ersten Spielfilm drehte. Vorausgegangen waren Arbeiten zur Literatur- und Filmkritik, die er unter dem Pseudonym Eric Rohmer veröffentlichte. Seiner Dissertation über Murnaus "Faust" folgten Bücher über Hitchcock und Chaplin. Daneben arbeitete der später erfolgreiche Regisseur als Filmkritiker für diverse Zeitschriften. Zusammen mit Truffaut, Godard, Jacques Rivette und Chabrol gehörte er zu den Mitbegründer der einflussreichen französischen Filmzeitschrift "Cahiers du Cinéma".
1962 stieg Rohmer mit sechs moralischen Filmerzählungen ins Filmgeschäft ein, von denen die dritte Arbeit - "Meine Nacht bei Maud" (1969) - ein überraschender Erfolg wurde und ihm eine Oscar-Nominierung einbrachte. Zusammen mit seinem Kollegen Barbet Schroeder hatte er bereits 1964 die Produktionsfirma "Les Films du Losange" gegründet, die eine Reihe von Filmen bekannter Regisseure wie Wim Wenders und Rainer Werner Fassbinder finanzierte. Anfang der Achtzigerjahre gelangen Rohmer weitere bemerkenswerte Filme: "Die Frau des Fliegers", "Die schöne Hochzeit" (beide 1981) und "Pauline am Strand" (1982) - für den es einen Silbernen Bären in Berlin gab. Ferner: "Vollmondnächte" (1984), der in Venedig mit Gold ausgezeichnete Melodram "Das grüne Leuchten" (1985) und die verzwickte Komödie "Der Freund meiner Freundin" (1987).
Selten ging Rohmer in die Totale. Meist hielt er Abstand mit der Kamera, setzte einfache, natürliche Beleuchtung ein und bevorzugte eine ruhige Entwicklung. Seine Figuren blieben alltäglich, er machte keine Helden aus ihnen. Der Zuschauer durfte gelassen bleiben und beobachten. Diesem Stil blieb sich Rohmer auch mit seinen späteren Filmen treu: "Frühlingserzählung" (1989), "Der Baum, der Bürgermeister und die Mediathek" (1992), "Rendezvous in Paris" (1995), "Sommer" (1996) sowie der vierte Teil seines Jahreszeitenzyklus, "Herbstgeschichte" (1998) und "Die Lady und der Herzog" (2001).
Weitere Filme von Eric Rohmer: "Die Karriere von Suzanne" (1963), "Paris vu par ..." (1965), "Die Sammlerin" (1967), "Claires Knie" (1970), "Die Liebe am Nachmittag" (1972), "Vier Abenteuer von Reinette und Mirabelle" (1986), "Les amours d'Astrée et de Céladon" (2006).