Seit 1971 war Dewaere ständig in kleineren Nebenrollen auf der Leinwand präsent, so etwa als Polizeioffizier in Claude Faraldos "Themroc". Doch erst an der Seite von Miou-Miou - seiner zeitweiligen Lebenspartnerin - und Gérard Depardieu in Bertrand Bliers skandalumwitterten Erotikfilm "Die Ausgebufften" (1973) feierte Dewaere seinen internationalen Durchbruch. Die drastische und anarchische Satire erzählt die Geschichte zweier Herumtreiber, die vor keiner Schandtat haltmachen. Hauptsache es geht um Spaß, Sex und Autos: Gemeinsam bringen sie ein Mädchen um ihre Jungfernschaft, fahren Autos zu Schrott und rauben sogar einen Kosmetiksalon aus.
Überzeugend auch seine schaupielerische Leistung in dem Actionfilm "Adieu, Bulle" (1975) von Pierre Granier-Deferre, in dem er den cleveren jungen Mitarbeiter von Kommissar Lino Ventura spielt. 1978 zwei weitere große Rollen: Zunächst ist er in Jean-Jacques Annauds Fußball-Satire "Damit ist die Sache für mich erledigt" ein junger Stürmer, der beschuldigt wird, eine Frau vergewaltigt zu haben. Dewaere kann seine Unschuld beweisen und rächt sich an den Männern, die ihn verraten haben.
Und noch einmal arbeitet er mit Regisseur Blier zusammen, diesmal in der mit einem Oscar gekrönten Komödie "Frau zu verschenken". Auch in diesem Film konnte er seine ausgeprägten komödiantischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Ebenso überzeugend verkörperte Dewaere aber auch kaputte und neurotische Typen, wie etwa als mordender Hausierer in Alain Corneaus "Série Noire" (1979). Vielleicht kam Dewaere dabei seine Angewohnheit entgegen, selbst gern zur Flasche zu greifen und mit allen erdenklichen Drogen zu experimentieren.
Dennoch kam die Nachricht seines Todes überraschend: Kurz nachdem der Film "Brainwash - Ein Mann in Bestform" (1982) in die Kinos gekommen war, schoss sich der Schauspieler in einem Pariser Hotel in den Kopf. Ironie des Schicksals: In "Brainwash" spielte er einen Mann, der Selbstmord begeht. 1983 wurde zu Ehren Dewaeres der Patrick Dewaere Award ins Leben gerufen, und eine Dokumentation über sein Leben hatte 1992 auf dem Filmfestival von Cannes Premiere.
Weitere Filme mit Patrick Dewaere: "La Madelon" (1952), "Das Gänseblümchen wird entblättert" (ungenannt), "Je reviendrai à Kandara" (beide 1956), "Straße des Glücks" (ungenannt), "Spione am Werk" (beide 1957), "Mimi Pinson" (1958), "La déesse d'or" (Serie, 1961), "Brennt Paris?" (1966, ungenannt), "Jean de la Tour miracle" (1967, Serie), "Les hauts de Hurlevent" (1968), "La vie sentimentale de Georges Le Tueur", "Si j'étais vous", "Musketier mit Hieb und Stich", "La maison sous les arbres" (alle 1971), "Au long de rivière Fango", "Lily, aime-moi", "Gib Gas, Dicker!", "Catherine und Co" (alle 1975), "Unser Weg ist der beste", "Triumphmarsch", "F... comme Fairbanks" (alle 1976), "Der Richter, den sie 'Sheriff' nannten", "La stanza del vescovo" (beide 1977), "Die Klassenlehrerin" (1978), "Stau", "Paco el seguro" (beide 1979), "Der ungeratene Sohn" (1980), "Ausgerechnet ihr Stiefvater", "Psy", "Begegnung in Biarritz" (alle 1981), "Paradis pour tous" und "Tausend Milliarden Dollar" (alle 1982).
Foto: Kinowelt