Schauspieler und Komiker Bastian Pastewka und Comedy-Autor Ralf Husmann machen erstmals gemeinsame Sache. Herausgekommen ist eine zwar vorhersehbare, aber durchaus unterhaltsame Dramödie – auch dank der großartigen Lina Beckmann und Katrin Wichmann.
Der Name des Drehbuchautors und Produzenten Ralf Husmann wird wohl für immer zuallererst mit der kultigen Mockumentaryserie "Stromberg" in Verbindung gebracht werden. Dabei landete der einstige Gagschreiber – unter anderem für Harald Schmidt und Oliver Pocher – seitdem zahlreiche weitere Comedy-Erfolge, darunter "Merz gegen Merz" (mit "Stromberg"-Darsteller Christoph Maria Herbst und Annette Frier) oder auch "Frau Jordan stellt gleich" mit Katrin Bauerfeind. Der TV-Film "Alles gelogen" mit Bastian Pastewka, der nun als Teil des sommerlichen Komödien-Pakets am Donnerstagabend im ZDF lineare Premiere feiert, stammt ebenfalls aus seiner Feder.
Wobei es sich dabei, wie so oft, um keine reine Komödie handelt, oder wie Husmann sagt: "Waren 'Dick & Doof' mehr dick oder mehr doof? Gibt es bei 'GZSZ' mehr gute oder mehr schlechte Zeiten? Sind bei den Stones die Balladen besser als die schnellen Songs? Idealerweise hat man immer beides. Lustig und ernst. Und zwar gleichzeitig." Für Hauptdarsteller Bastian Pastewka ist "Alles gelogen" vor allem "eine groß angelegte Verwechslungskomödie" – und es ist die erste Zusammenarbeit des Komikers mit Husmann, der ihm die Hauptrolle auf den Leib schrieb.
Schon als Protagonist seiner eigenen Comedyserie war Pastewka um keine Ausrede verlegen und flunkerte, dass sich die Balken bogen. Bloß keine Fehler zugeben, immer den einfachen Weg aus unangenehmen Situationen nehmen. Ein bisschen wirkt "Alles gelogen" tatsächlich wie eine 90-minütige Episode von "Pastewka", nur dass der komische Held hier Hajo Siewers heißt, Autoverkäufer ist – und eine rote Lügen-Linie überschreitet, als er wieder einmal nicht pünktlich zur Arbeit erscheint und seiner Chefin erzählt, seine Frau Vera (Katrin Wichmann) sei gerade bei einem Unfall ums Leben gekommen.
Dabei hatte er diesmal ausnahmsweise tatsächlich einen triftigen Grund: Er wurde wegen seines Sohnes Marvin (Arthur Gropp) in die Schule zitiert. Der Junge hat sich das Lügen mittlerweile von seinem Vater abgeschaut, hat er doch vom Besten gelernt: "Die Wahrheit ist biegsamer als 'ne Banane, kannste dir merken", ist nur eine der väterlichen Lebensweisheiten. In was für eine Bredouille ihn diese letzte, geschmacklose Flunkerei bringen würde, das hat Hajo allerdings nicht vorhergesehen.
Während sein Chef (Holger Stockhaus) sich beim Kondolieren den unbeholfenen Satz "Als mein Hamster gestorben ist, da war ich drei Wochen lang nicht zu gebrauchen, und mit dem war ich ja nicht mal verheiratet" herauspresst, ist Hajos Kollegin Birgit (Lina Beckmann) tief getroffen. Als sie Hajo allerdings zu Hause aufsucht, um ihm Trost zu spenden, hört sie im Hintergrund die Stimme der in Wahrheit quicklebendigen Vera. Hajo flunkert erneut, mit fatalen Folgen: Im Glauben, der frisch Verwitwete habe eine Affäre, erpresst Birgit ihn nun dazu, sich als ihr neuer Freund auszugeben. Es wird nicht Hajos einziges Problem bleiben, schon bald steht die Polizei vor seiner Tür ...
Ralf Husmann ist nicht eben für einen subtilen, intellektuellen Humor bekannt. Auch in "Alles gelogen" kommen die Dialoge und Witze häufig klischeehaft, teils altbacken und arg vorhersehbar daher. Doch nicht nur Husmann-Fans dürften sich gut amüsieren, sondern vor allem auch Pastewka-Fans. Er mag vielleicht nicht der überzeugendste Schauspieler sein – was besonders in Szenen mit der großartigen Bühnenschauspielerin Lina Beckmann deutlich wird -, wohl aber der vielleicht beste Comedian des Landes. Und immer wieder gelingt es ihm, nicht unbedingt sympathische Figuren doch irgendwie liebenswert zu machen. So wie Hajo.
Wer noch mehr Bastian Pastewka sehen will, kann dies seit 15. August bei Amazon Prime tun, in seiner ersten gemeinsamen Comedyserie mit Anke Engelke: "Perfekt verpasst". Von Ralf Husmann gibt es schon kommende Woche ebenfalls Neues: "Merz gegen Merz – Geheimnisse" ist am Donnerstag, 12. September, zu sehen – und wie "Alles gelogen" und alle weiteren Komödien der ZDF-Reihe bereits jetzt in der Mediathek abrufbar.
"Alles gelogen" – Do. 05.09. – ZDF: 20.15 Uhr