Der Regisseurwechsel schadete nicht: Francis Lawrence erzählt die düstere Geschichte der "Tribute von Panem" so weiter, wie Gary Ross sie begann.
Die Romanautorin Suzanne Collins schuf mit ihrer "Panem"-Trilogie eine ebenso faszinierende wie düstere Jugendbuchreihe. Statt sie – wie bei den "Twilight"-Büchern geschehen – mit zuckrig-romantischem Geplänkel zu überziehen, nimmt sie ihre jugendlichen Leser ernst und präsentiert ihnen eine Heldin, die genau das partout nicht sein will: Katniss Everdeen, auf der Leinwand perfekt verkörpert von Shootingstar Jennifer Lawrence, ist spröde, manchmal sogar gemein – und trotzdem wollen Zuschauer und Leser, dass sie es schafft. SAT.1 zeigt jetzt mit "Die Tribute von Panem – Catching Fire" (2013) den zweiten Film aus der Reihe in der Wiederholung zur Primetime.
Fast zwei Dutzend Teenager starben in "Die Tribute von Panem – The Hunger Games", zumeist durch die Hand anderer Teenager. So wie in jedem Jahr in Panem seit dem großen Aufstand, als sich die Bevölkerung in den Distrikten gegen die herrschende Klasse im Kapitol erhob und nur mit Waffengewalt wieder unter Kontrolle gebracht werden konnte. Jahr für Jahr wurden seither aus jedem Distrikt ein männlicher und ein weiblicher Bewohner zwischen zwölf und 18 Jahren ausgelost, um im Rahmen eines riesigen Medienspektakels gegeneinander und gegen die Tribute der anderen Distrikte zu kämpfen. Bis nur noch einer am Leben ist.
Was für eine Sensation war es, als am Ende der 74. Hungerspiele zwei Sieger die Arena verließen: Katniss (Lawrence) und Peeta (Josh Hutcherson) aus Distrikt zwölf wollten lieber gemeinsam Selbstmord begehen, als einander zu töten. Ein Akt der Liebe, beteuern die beiden. Ein Akt der Rebellion, vermutet Panems Diktator, Präsident Snow (Donald Sutherland). Tatsächlich wächst in allen Teilen des Landes langsam Widerstand, der in der kämpferischen Katniss eine Symbolfigur wider Willen gefunden hat. Nur ihr Tod, so glaubt Präsident Snow, könne die Hoffnung auf Veränderung im Keim ersticken. Was böte dafür einen besseren Rahmen als eine Jubiläumsausgabe der Hungerspiele zum 75. Jahrestag des gescheiterten Aufstands?
Sehr, sehr reale Bluttaten so zu inszenieren, dass sie zwar gerade noch für ein jugendliches Publikum zuträglich sind, ihre Grausamkeit aber nie in Frage steht – das war eine enorme Herausforderung, die Regisseur Gary Ross in "Die Tribute von Panem – The Hunger Games" meisterlich bewältigte. Auch sein Nachfolger Francis Lawrence bleibt diesem Motto bis zu den letzten beiden Teilen "Mockingjay Teil 1" und "Teil 2" treu. Seine Namensvetterin Jennifer Lawrence kann sich, seit sie Katniss Everdeen verkörperte, kaum vor Angeboten retten. Zuletzt war sie in "X-Men: Dark Phoenix" (2019) zu sehen.
Die Tribute von Panem – Catching Fire – Sa. 08.02. – SAT.1: 20.15 Uhr