Hirschhausen und die Abnehmspritze
08.04.2024 • 20:15 - 21:00 Uhr
Gesundheit + Medizin, Dokumentation
Lesermeinung
Eckart von Hirschhausen erkundet in seiner neuen Doku die Abnehmspritze - konzentriert sich aber auch auf andere Aspekte unserer aus den Fugen geratenen Ernährung. Nach einem mehrtägigen Junk-Food-Experiment will er hier wissen, ob das körpereigene Hormon Insulin ihn jetzt noch genauso satt wie vorher macht.
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Eckart von Hirschhausen (rechts) und Prof. Andreas Birkenfeld von der Uni Tübingen. Unter dessen Leitung macht von Hirschhausen ein Selbstexperiment: Wie schnell rutscht sein Körper in den Teufelskreis der Adipositas-Erkrankung? Reichen fünf Tage Snacks und Junk-Food?
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Wie sieht es im Inneren des Körpers aus, wenn wir uns schlecht ernähren? Eckart von Hirschhausen lässt sich für ein Vorher-Nachher-Experiment in die Röhre schieben, um das zu erfahren.
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Starke Begegnung: Hirschhausen spricht mit der Stand-Up Comedienne Nicole Jäger, die ihr Leben mit Adipositas auch auf der Bühne thematisiert.
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Mit der Gehirnforscherin Stephanie Kullmann stellt sich Eckart von Hirschhausen einem Experiment. Die Frage lautet: Wie schnell gerät sein Gehirn aus der Balance? Offenbar reichen schon fünf Tage Snack- und Junk-Food-Alarm, um in den Teufelskreis einer Adipositas-Erkrankung zu geraten.
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Originaltitel
Hirschhausen und die Abnehmspritze
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2024
Gesundheit + Medizin, Dokumentation

Warum werden wir dick – und was hilft dagegen?

Von Eric Leimann

Die sogenannte Abnehmspritze gilt als "Game Changer" im Kampf gegen Übergewicht. Eckart von Hirschhausen schaut sich in seiner Doku "Hirschhausen und die Abnehmspritze" an, was das neue Medikament leistet, aber auch welche anderen Hebel im Kampf gegen die Pfunde umgelegt werden müssten.

"Schon heute sterben mehr Menschen auf der Welt an den Folgen ihres Übergewichtes als an Unterernährung", sagt Professor Andreas Birkenfeld. Er ist Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Tübingen sowie Spezialist für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen. Der Mediziner begleitet Eckart von Hirschhausen bei einem Selbstversuch in dessen Doku "Hirschhausen und die Abnehmspritze". Für einige Zeit ernährt sich der Deutschen liebster TV-Arzt extrem ungesund: viel Fett, Zucker und überflüssige Kalorien via Süßigkeiten, Chips und anderer Snacks. All das haut sich der 56-Jährige rein. Die Folge: deutlich mehr Kilos, mehr gesundheitsschädliches Bauchfett und vor allem: Schon nach fünf Tagen zeigen sich Veränderungen im Gehirn.

Hirschhausens Belohnungszentrum braucht mehr Süßes und Fettiges, um jene Stoffe im Körper freizusetzen, die zufrieden und glücklich machen. Unsere Lust auf unnatürlich Süßes und Fettiges ist nämlich nichts anderes als eine Suchterkrankung. Eine, an der bald die Hälfte der Weltbevölkerung leidet. In gut zehn Jahren soll es soweit sein. Und nun? Gibt es die sogenannte Abnehmspritze, deren Wirkung direkt im Gehirn stattfindet.

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Das Medikament setzt über Hormone im Belohnungssystem an und hilft, den Schalter im Hirn umzulegen. 300 Euro kostet die Abnehmspritze im Monat als Selbstzahler. Man muss sie dauerhaft anwenden, um den Effekt des sehr wirksamen Medikaments beizubehalten. Es handelt sich also um eine teure und wohl lebenslange Therapie.

Warum kommt keine Zuckersteuer?

In seiner 45 Minuten langen Doku "Hirschhausen und die Abnehmspritze" nimmt der studierte Mediziner zwar auch die titelgebende Spritze unter die Lupe, doch der Fokus des Films ist angenehm ganzheitlich. Eckart von Hirschhausen spricht mit Betroffenen, die schon ein Leben lang gegen ihre Essstörung und das starke Übergewicht kämpfen. Warum sind sie so dick geworden? Welche seelischen Qualen mussten sie erleiden, und was genau könnte dafür verantwortlich sein? Welche alternativen Therapieformen gibt es? Wie wichtig sind Selbsthilfegruppen und Psychotherapie?

Fest steht: Adipositas ist eine Krankheit. In Großbritannien wird bereits ab einem Bodymaßindex (BMI) von 35 die Abnehmspritze finanziert. In Deutschland bekommen sie Menschen mit Diabetes Typ 2 von der Krankenkasse bezahlt. Rein adipöse Menschen, Nicht-Diabetiker also, haben es da schwerer. Neben seinem Selbstversuch, der zeigt, wie schnell unser Körper in die Abhängigkeit mieser Lebensmittel gerät, und vielen Gesprächen mit Übergewichtigen zu ihrem Kampf, beschäftigt sich Hirschhausen im Film von Kristin Siebert auch mit der Lebensmittelindustrie.

Viele Möglichkeiten gäbe es, jene die Regale flutenden Dickmacher in die Schranken zu weisen: eine Zuckersteuer wie in anderen europäischen Ländern, Werbebeschränkungen oder auch Anreizsysteme für körperliche Bewegung. Doch aufgrund erfolgreicher Lobbyarbeit der Lebensmittelindustrie passiert wenig.

In zehn Jahren ist fast die Hälfte der Erdbevölkerung übergewichtig

Beim Blick auf das Nahrungsangebot einer tpischen deutschen Innenstadt stellt Hirschhausen in seiner Doku fest: "Scheinbar viel Auswahl – aber mit den immer gleichen, billigen Bausteinen. Die Hälfte der Erkrankungen von Typ 2 Diabetes, Demenz, Krebs und Herzkrankheiten ließe sich vermeiden durch gesünderes, pflanzenbasiertes Essen."

Schon in zehn Jahren sollen vier Milliarden Menschen übergewichtig sein – fast die Hälfte der Weltbevölkerung. Schön zu sehen, dass von Hirschhausen am Vorabend des ARD-Thementags "Medizin von morgen" (Dienstag, 9. April, – mit einer Zukunftstaffel der Serie "Charité" und einer weiteren Hirschausen-Doku) feststellt, dass die Abnehmspritze nur ein, wenn auch hilfreiches Mittel gegen die Übergewichts-Pandemie auf der Welt ist. Ebenso berührend ist, wie stark und offen Übergewichtige hier von ihrem Martyrium sprechen und der Film sie aus jener Vorwurfs-Ecke rausholt, alle Adipösen seien womöglich willenschwache Gesellen. Die Anerkennung als eine Krankheit, die fast jeden treffen kann, ist auch ein Schritt in die richtige Richtung, die der Film ebenso klug und gewohnt Hirschhausen-herzenswarm illustriert.

Hirschhausen und die Abnehmspritze – Mo. 08.04. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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