Horst Lichter - Keine Zeit für Arschlöcher
09.01.2022 • 20:15 - 21:45 Uhr
Fernsehfilm, Biografie
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Originaltitel
Horst Lichter - Keine Zeit für Arschlöcher
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2021
Fernsehfilm, Biografie

Zwischen Sterbebett und Neuanfang

Von Eric Leimann

2016 veröffentlichte TV-Star Horst Lichter eine sehr persönliche Autobiografie, die das Sterben der Mutter in den Mittelpunkt rückte. Nun wurde das Buch verfilmt – anrührend und facettenreich. Oliver Stokowski übernahm den schwierigen Job, eines der populärsten Gesichter Deutschlands zu spielen.

Im Fernsehen war er schon als Koch, Reiseleiter und populärster TV-Antiquar Deutschlands ("Bares für Rares") zu sehen. 2016 erschien Horst Lichters bereits zweite Autobiografie. In der ersten, "Und plötzlich guckst du bis zum lieben Gott", hatte der sonst so fröhliche Rheinländer über jene Schicksalsschläge geschrieben, die ihn allesamt bereits vor seinem 30. Geburtstag ereilten: plötzlicher Kindstod, zwei Hirnschläge und ein Herzinfarkt. Irgendwann hatte Lichter beschlossen, nur noch das zu tun, was ihm Spaß machte. Ein "turning point" im Leben, der nicht nur ihn selbst zum glücklichen Menschen machte, sondern auch seine besondere Aura und Popularität erklärt. Aus dem Buch "Keine Zeit für Arschlöcher!" hat das ZDF nun einen Film gemacht. Er erzählt vom Sterben der Mutter als zentralem Motiv für die Entscheidung des damals schon sehr erfolgreichen TV-Entertainers, sein Leben ein weiteres Mal neu zu justieren.

Als Horst Lichters Mutter Margret (Barbara Nüsse) 2014 schwer an Krebs erkrankt, macht sich der TV-Star (Oliver Stokowski) mit seiner Frau Nada (Chiara Schoras) auf den Weg in die alte Heimat. Margret lebt immer noch im alten Haus in Rommerskirchen bei Düsseldorf, in dem Horst aufgewachsen ist. Es war ein kleinbürgerliches Leben mit dauergestresster, oft emotional abweisender Mutter, liebevoll verträumtem, aber jung verstorbenem Vater und überschaubaren Grenzen, in denen der kleine Horst (Emilian Heinrich) aufwuchs. Das Geld war immer knapp und "Urlaube" gab es nur in Form von Kurzausflügen in die Eiffel.

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Als der erwachsene Sohn kurzfristig wieder in das alte Kinderzimmer einzieht, um die Mutter bis zur genauen Diagnose ihres Leidens zu begleiten, kommen alte Erinnerungen wieder hoch. Horst versucht, das lebenslang schwierige Verhältnis zur Mutter für die letzten Meter auf eine gute Bahn zu lenken. Doch der Mann, dem im Fernsehen so nonchalant offenbar alles zu gelingen scheint, stößt an seine Grenzen ...

Ein durchaus tiefgründiges Stück Wohlfühl-Fernsehen

Das Filmprojekt "Horst Lichter- Keine Zeit für Arschlöcher" hätte furchtbar schiefgehen können. Beispielsweise, wenn Theaterhaudegen Oliver Stokowski ("Zeit der Helden"), der schon alle großen deutschsprachigen Bühnen aus aufführender Perspektive gesehen hat, nicht so einen unangestrengten und trotzdem fokussierten Horst Lichter geben würde. Obwohl der 59-jährige Schauspieler dem gleichaltrigen Lichter nicht allzu ähnlich sieht – mit Maske, Bart und Studien in rheinischem Dialekt gelingt dem Hessen Stokowski eine sehr akzeptable Version des TV-Unikats, zu dessen 60. Geburtstag am 15. Januar 2022 der Film entstanden ist. Auch die übrigen Rollen sind feinfühlig besetzt: Barbara Nüsse als typisch verhärtete deutsche (Nach)kriegsmutter, Emilian Heinrich als junger Horst oder Lou Strenger als junge Version Margrets.

Bliebe noch der Genre-Spagat selbst, mit dem sich der "Herzkino"-Beitrag in die qualitativen Nesseln hätte setzen können: Ein beinhartes Melodram ist er allein schon vom Plot. Eindimensional rührselig ist der Film (Drehbuch: Edda Leesch, Regie: Andreas Menck) aber keinesfalls. Eher fühlt man sich wie bei eigenen echten Verwandten zu Hause: Die Angehörigen sind ein bisschen nervig und ändern sich natürlich nie. Man ist geplättet von der Wucht, die alte Erinnerungen, Sehnsüchte und auch Wut nach Jahrzehnten des Abstands immer noch auslösen.

Und doch sucht man mit dem "Positivisten" Horst Lichter nach einer einvernehmlichen Lösung all dieser Widersprüche. Dass solche Lösungen mehr enthalten als nur kluge Sprüche (die gibt es bei Lichter zwar auch mal), dass sie viel mit Öffnung dem Leben und seinen Menschen gegenüber zu tun haben, kann man sich denken, wenn man den echten Horst Lichter ein bisschen kennt. Ein durchaus tiefgründiges Stück Wohlfühl-Fernsehen.

Horst Lichter – Keine Zeit für Arschlöcher – So. 09.01. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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