Etliche Verfilmungen gibt es von einem der klassischsten Abenteuer-Stoffe, welche die Weltliteratur zu bieten hat. Kann eine europäisch koproduzierte TV-Serie mit David Tennant und Leonie Benesch dem Abenteuer von 1873 in Zeiten der globalisierten High Speed-Welt noch Charme abgewinnen?
Beinahe 150 Jahre ist eine der verführerischsten Abenteuergeschichten der Welt alt. In einer Zeit, als die Erde mit ihrem äquatorialen Umfang von 40.000 Kilometern den Menschen noch galaktisch groß erschien, ersann der französische Autor Jules Verne folgende Story: Der reiche englische Gentleman Phileas Fogg, ein Exzentriker in Sachen Pünktlichkeit, wettet mit anderen Mitgliedern seines Clubs in London um 20.000 Pfund Sterling, dass es ihm gelingen würde, in 80 Tagen um die Welt zu reisen. Noch am selben Tag bricht der Gentleman auf. Man nimmt das Schiff nach Paris, reist von dort aus per Zug nach Brindisi in Süditalien. Mit dem Schiff geht es weiter nach Suez, Indien, Amerika und wieder zurück nach London.
Die faszinierende Wette wurde schon 1913 und 1919 in zwei Stummfilmen bebildert. Am berühmtesten ist wohl ist die klassische Adaption mit David Niven von 1956, die fünf Oscars gewann. Ende der 80-er folgte ein Remake mit Pierce Brosnan und Peter Ustinov, im Jahr 2004 eines mit Jackie Chan und Steve Coogan. Für die aktuelle TV-Produktion, die in englischer Sprache entstand (Regie: Steve Barron), tat sich das ZDF mit France Télévisions und RAI aus Italien zusammen. Auch Partner aus Großbritannien, Rumänien und Südafrika, wo fast alle Landschaftsaufnahmen entstanden, wirkten mit. Die Geschichte wurde dafür sanft modernisiert. Neben dem englischen Star David Tennant ("Broadchurch", "Dr. Who") und dem – hier schwarzen – französischen Diener Passepartout (Ibrahim Koma, "Der Falke") begleitet Journalistin Abigail "Fix" Fortescue (Leonie Benesch, "Babylon Berlin") die Reisegruppe, um über die Umsetzung der spektakulären Wette zu berichten. Potzblitz! Eine Frau gab es bei Jules Verne noch nicht.
Acht Folgen mit insgesamt sechs Stunden Erzählzeit hat diese "neue Reise um die Welt in 80 Tagen" zu bieten. Sie ist diverser besetzt und auch an den alten Charakteren hat man ein bisschen geschraubt. So ist David Tennants Phileas Fogg bei Weitem nicht so ein schlimmer Snob wie in der Vorlage, sondern ein eher selbstunsicherer Gentleman. Sein Diener ist schwarz, aber selbstbewusst, ebenso wie die Dame des Trios der Männerwelt in der ein oder anderen Abenteuerkategorie ebenbürtig bis überlegen ist. Trotz dieser Anpassungen bleibt das 2021er-Update des Stoffes ein klassischer, durchaus charmanter Abenteuerfilm. Und das ist auch gut so, denn dieser Stoff wollte nie mehr sein. Dafür ist Jules Vernes Plot auch zu überzeugend, auch wenn heute auffällt, dass die englische Kolonialzeit, die im Roman die Reiseroute bestimmt, heute doch ziemlich kolonialistisch rüberkommt.
Zwar wird in der Serie die ein oder andere politische Spitze und Gesellschaftsritik eingestreut, im Grunde bleiben die sechs Stunden TV-Reise um die Erdkugel aber das bildersatte und in bunten Farben gemalte Unterhaltungswerk, das es schon immer war. Leonie Benesch, der deutsche Star der Serie, profitiert in ihrer Rolle als frühemanzipierte Reporterin von ihrem perfekten Englisch, das die rotblonde Deutsche während ihrer Schauspielausbildung an der Londoner "Guildhall School of Music and Drama" gelernt hat. Die in Hamburg geborene Schauspielerin sagt selbstbewusst, dass ihre Aussprache sogar von Engländern nicht mehr als als die einer Ausländerin erkannt wird. Einer noch größeren Karriere der charismatischen 30-Jährigen stünde also nichts mehr im Weg.
Das ZDF zeigt "In 80 Tagen um die Welt" linear an drei Abenden. Nach dem im Wortsinn abendfüllenden Auftakt am 21. Dezember mit vier Folgen gibt es am 22. und 23. Dezember noch jeweils zwei weitere Episoden um 22.15 Uhr. In der Mediathek ist das Serienwerk schon komplett ab Samstag, 11. Dezember, zu finden.
In 80 Tagen um die Welt – Di. 21.12. – ZDF: 20.25 Uhr