Laim und der letzte Schuldige
18.05.2020 • 20:15 - 21:45 Uhr
Fernsehfilm, Kriminalfilm
Lesermeinung
Roland Gachleitner (Roeland Wiesnekker, l.) lässt Maxi (Tom Philipp, r.) bei sich schlafen, nachdem dieser nachts zu ihm kommt.
Vergrößern
Sandra Rutkowski (Sophie von Kessel) erfährt von der Lorenz Ammersfeld Stiftung, die scheinbar musikalisch begabte Schüler fördert.
Vergrößern
Roland Gachleitner (Roeland Wiesnekker, r.) fragt Maxi (Tom Philipp, l.) widerwillig, ob dieser auch mit in die Oper möchte. Der Junge ahnt nicht, was das zu bedeuten hat.
Vergrößern
Roland Gachleitner (Roeland Wiesnekker, l.) trifft einen Chris Kranzl (Mark-Alexander Solf, r.), um ihn nach Ammersfelds Einladungen junger Schüler in die Oper zu befragen.
Vergrößern
Originaltitel
Laim und der letzte Schuldige
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2020
Fernsehfilm, Kriminalfilm

Drama eines Pädagogen

Von Wilfried Geldner

Dritter Fall für den von Max Simonischek gespielten Kommissar Laim. In "Laim und der letzte Schuldige" (ZDF) erhält der coole Drei-Tage-Bart Unterstützung von der LKA-Beamtin Sandra (Sophie von Kessel). Ein Opernstar scheint ein Kinderschänder zu sein.

Die Münchner LKA-Beamtin Sandra Rutkowski (Sophie von Kessel) hat einen anonymen Anruf erhalten, in dem ein Startenor der Münchner Staatsoper der Kinderschändung bezichtigt wird. In der Garderobe des Sängers, der gerade noch auf der Bühne gefeiert wird, soll ein ihm zugeführter Junge eingeschlossen sein. Als Sandra und der Münchner Kommissar Lukas Laim (Max Simonischek) die Türe zur Garderobe aufbrechen, finden sie im Schrank einen eingeschüchterten, apathischen Jungen vor. Im dritten "Laim"-Krimi, "Laim und der letzte Schuldige", wird Kindsmissbrauch in höheren Kreisen thematisiert, es werden aber auch die Freundschaft eines Lehrers zu einem Jungen und die – selbstredend fiktiven – Methoden der Pädophilen-Handlanger gegeneinandergesetzt.

"Laim und der letzte Schuldige" (Drehbuch: Christoph Darnstädt, Regie: Michael Schneider) schafft es, an seinen besten Stellen tief traurig, aber mitunter auch münchnerisch-komisch zu werden, fast schon im Geiste des Monaco Franze. Das Ambiente, es ist nun mal die Münchner Staatsoper, gibt dazu die beste Gelegenheit. Was für ein Auftritt der betagten Opernfans, Bewunderer ihres aufgeplusterten Startenors, von dem allerdings böse Zungen behaupten, er wäre eigentlich gar kein Tenor, sondern ein hoher Bariton – "aber die Leut' woll'n Tenöre!" Die eben 80 gewordene frühere Defa-Schauspielerin Marie Anne Fliegel hat da einen wunderbar gespreizten Auftritt als Laims stolze Tante Valerie. Laim wird gleich den Starnberger Mitgliedern des Freundeskreises der Oper vorgestellt.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Mit diesem satirischen Untergrund wird dem eigentlichen Ernst des Missbrauchsfalles ein abmildernder Rahmen gegeben. Man darf wohl vermuten, dass Ähnliches wie hier an der Münchner Oper nicht passiert. Allerdings stellt sich der anonyme Anruf – man hört ihn zwecks Stimmerkennung später noch ein halbes Dutzend Mal – auch als inszenierte Falle. Noch während gewissermaßen der Schlussbeifall rauscht, sinkt der Startenor, Herr Ammersfeld (Dieter Fischer), von einem Schuss getroffen, nämlich auf den Stufen des Nationaltheaters nieder. Hatte der Schütze ihm den Jungen zugeführt?

Bermudadreieck aus Oper, Internat und Flüchtlingsheim

An dieser Frage hat nicht nur unser heftig flirtendes Kriminalistenpärchen eine ganze Weile zu knabbern, auch der Zuschauer wird durch ein labyrinthisches Dreieck aus Opernbetrieb, Internatsinnereien und einem Heim für unbegleitete Flüchtlingskinder samt Wachpersonal geführt. "Es geht nicht um Kindsmissbrauch, es geht um Mord", sagt mal die Dame vom LKA. Doch erkennt auch bald der Letzte, dass es hier eben doch in erster Linie um die Usancen des Missbrauchs Jugendlicher geht, um Vertuschung, Verheimlichung, Abwiegelung. Schuldig werden sie alle: der Herr Direktor, dessen Internat als Reservoir für junge Opfer dient, Wachbeamte, die gerne ein wenig Schmiergeld entgegennehmen und auch die Freunde von der Opern-Society.

Erstaunlich, dass das Ganze weit vor der Corona-Krise gedreht wurde – im August 2018. Viele Szenen spielen in der leeren Staatsoper, auch der wahrhaft pathetische Showdown auf der Bühne, der natürlich den coolen Kommissar grandios obsiegen lässt. Zudem sitzen Sophie von Kessel und Max Simonischek mit Bierflaschen bewaffnet in schönster Abendstimmung auf den Treppen der Feldherrnhalle, als hätten alle Kneipen damals schon geschlossen. Ein heftig flirtendes Pärchen sind die beiden, dem man gerne Zukunft attestiert. Zur Hochform jedoch läuft einmal mehr Roeland Wiesnekker als undurchsichtiger Internatslehrer auf. Als liebevoller Pädagogenfreund stellt er inmitten eines Unterhaltungskrimis in kurzen, fast schon rudimentären Szenen ein ganz eigenes tiefgründiges Drama her.

P.S.: Alle Personen, die in diesem Film auftreten, sind frei erfunden. Versteht sich ja eigentlich von selbst, es sei aber sicherheitshalber und durchaus lobend gemeint einfach doch noch mal gesagt.

Laim und der letzte Schuldige – Mo. 18.05. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Darsteller

Top stars

Das beste aus dem magazin

Patrick Kalupa ist Dr. Neiss alias „Dr. Nice.
Star-News

"Dr. Nice" Patrick Kalupa im Gespräch mit prisma: „Ich habe ein Helfersyndrom“

Patrick Kalupa spielt Dr. Neiss, Frauenschwarm und Star-Chirurg, den alle nur „Dr. Nice“ nennen. Staffel 2 der Erfolgsserie ist nun in der ZDF Mediathek abrufbar. prisma sprach mit dem Schauspieler über „Dr. Nice“.
Jack McBannon auf der Veranda der Cash Cabin.
HALLO!

Jack McBannon: „Genau für so etwas bin ich Künstler geworden“

Der Wuppertaler Jack McBannon hat sein neues Album „Tennessee“ unter der Leitung von Johnny Cashs Sohn John Carter Cash in der legendären Cash Cabin aufgenommen. prisma hat mit ihm über seinen wahr gewordenen Traum gesprochen.
Dr. Melanie Ahaus 
ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin 
des Berufsverbandes der Kinder- und 
Jugendärzt*innen 
in Sachsen.
Gesundheit

Vulvitis – wenn es unten brennt wie Feuer

Dr. Melanie Ahaus gibt in der Arzt-Kolumne Informationen und Ratschläge zum Thema Vulvitis.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt 
und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als „Doc Esser“ in TV, 
Hörfunk und als Buchautor.
Gesundheit

Männer – keine Angst vor der Vorsorge!

Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser gibt in der Arzt-Kolumne Informationen und Ratschläge zum Thema Vorsorge.
Dr. Andreas Hagemann sprach 
mit prisma über das Thema Wechseljahre.
Gesundheit

Wechseljahre: Lebensphase mit vielen Herausforderungen

Dr. Andreas Hagemann sprach mit prisma über die seelischen Beschwerden und Therapiemöglichkeiten in den weiblichen Wechseljahren.
Harald Lesch im Interview.
HALLO!

Harald Lesch: "Ein kapitalistisches Weltbild hingegen gefährdet unsere Lebensbedingungen"

Harald Lesch bringt seit Jahren dem TV-Publikum unsere faszinierende Welt und wissenschaftliche Erkenntnisse näher. Im Interview spricht der Astrophysiker unter anderem über kommende Generationen, seine Lehrtätigkeit in München und wie Religion und Wissenschaft für ihn zusammenpassen.