Allseits bekannter Schauspieler, Autor, Tier- und unermüdlicher Umweltschützer, der kein Blatt vor den Mund nimmt: Im BR-"Lebenslinien"-Porträt von Suli Kurban blickt Hannes Jaenicke, nunmehr 64, auf sein abenteuerliches Leben zurück.
"Mein Name ist Hannes Jaenicke. Ich bin Schauspieler, Dokumentarfilmer, Gelegenheitsautor", sagt der Porträtierte gleich zum Beginn des Films aus der BR-Reihe "Lebenslinien", die ja mal für die heimlichen Helden des Alltags bestimmt war. Vielleicht auch deshalb gibt sich Jaenicke, der vielfach preisgekürte Medienheld und Umweltschützer bescheiden: "Ich tue mich schwer, über mich selbst zu reden", sagt er, "so spannend bin ich nicht als Person."
Ist er aber dann doch, weil er manch tieferen Einblick in sein Seelenleben gibt. Hin- und hergerissen zwischen den Welten, zwischen Deutschland und Amerika schon als Kind. Der Vater war Biochemiker, hatte einen Lehrauftrag in Pittsburgh. Jaenicke genoss das Leben in Amerika, die Lässigkeit, das Baseballspiel quer über die Straße. "Unfassbar schöne Erinnerungen", sagt er im Film, Jaenicke liebt die Superlative. Auch später, als Schauspieler, zog es ihn nach Amerika zurück, Hollywood lockte genauso wie das Surfen im Pazifik.
Die amerikanische Lässigkeit hat er sich bewahrt: Noch immer kann er mancherlei Ärger herunterspielen. Die Welt "ein wenig verbessern" will er, nach immerhin 17-jährigem Film-"Einsatz" für bedrohte Arten, für Orang-Utans, Eisbären, Nashörner oder Wölfe im ZDF. Da konnte er knallharte Thesen aufstellen, wie: "Der Mensch ist das dümmste aller Tiere" oder: "Deutschland ist eine finstere Bananenrepublik", Wenn es um schlechte Tierhaltung oder fehlende Umweltverantwortung geht, versteht er noch immer keinen Spaß.
Jetzt, im Lebenslinienfilm, ist er milder gestimmt. Er lässt sein Boot am Ammersee, wo er beheimatet ist, zu Wasser und dabei sein Leben mit schnellem Witz vorüberrauschen – im Film wird mitunter gar zum Kunstgriff eines außer Kontrolle geratenen Streams gegriffen. Zwischen den vielen Umweltdokus, seinem bewundernswerten Aktionismus und der Schauspielerei ist Jaenicke immer auf der Suche nach der intakten Familie gewesen. Die Eltern – Vater Chemiker, Mutter Pianistin – waren Vorbild mit ihrer 60-jährigen Vorzeige-Ehe. Nachahmungsversuche blieben vergeblich. "Ich habe ein anderes Modell gefahren", so sagt er. Er habe das Berufsleben vor das Privatleben gestellt. Gerade mal zwei Jahre Eheleben schaffte er mit Nicole, seiner "Traumfrau", einer Australien. Doch nach einem Dreh in Marokko "war sie sehr schnell verschwunden".
Die Anhänglichkeit an die Mutter ist ihm zeitlebens geblieben. Noch nach ihrem Tod 2019 wollte er sie anrufen im Reflex, wie ehedem. Über die Faxe, die in drei Sekunden über den Atlantik gingen hatte sie sich damals maßlos gefreut. Anders der gestrenge Vater, den er mit "Reader's Digest" überlisten musste, als er ihn zum Bücherlesen zwang, bevor er Ski fahren durfte. Inzwischen hat er nicht nur verschiedene "Ersatzfamilien" gefunden, darunter auch sein festes Doku-Team. Das Porträt endet, man mag es fast ein wenig schade finden, in einer Hymne auf seine neue Partnerin. Jaenicke wird da zum Minnesänger, eine Romantic Comedy spielt sich ab, auf die sich inzwischen schon Boulevard- und bunte Medien stürzten.
"Ich übe noch an der Work-Life-Balance", sagt der Schauspieler da mit gespitztem Mund leicht selbstironisch. Aber er habe bei Stephanie (Krogmann, d. Red.) das Gefühl, er sei "angekommen". Es sei "wunderschön, in einer echt harmonischen, intakten und humorigen Beziehung zu sein. Das ist für mich zu Hause." Endlich mal kein Drama, endlich eine Frau, "die nicht beeindruckt wäre, wenn einer mit einer Rolex oder mit dem Porsche durch die Gegend geistert." – "Endlich darf Hannes so sein, wie er ist!" jubelt zuletzt der glücklicherweise seltene Off-Kommentar.
Aber wie "Hannes" wirklich ist, das wissen wir glücklicherweise noch immer nicht. Dazu ist er zu vielseitig, zu kämpferisch, romantisch, witzig. Als Hippie, der am liebsten in einer großen WG leben würde, beschreibt ihn im Film seine Mitautorin aus dem Doku-Team. Das könnte passen, vielleicht lässt sich das ja alles gemeinsam richten.
Lebenslinien: Hannes Jaenicke – der Schauspieler, der die Welt verändern will – Mo. 15.04. – BR: 22.00 Uhr