Veronica Ferres macht die Heiratsschwindlerin, Dieter Hallervorden den Heiratsschwindler. Aber das merkt man erst ganz am Schluss.
Der Titel – "Liebe auf den ersten Trick" – ist sicher das Beste an diesem Film, knapp gefolgt von der Figurenkonstellation. "Ferres heiratet Hallervorden!" – Fast wäre man auch darauf reingefallen. Dem jung gebliebenen Dieter Hallervorden ist schließlich alles zuzutrauen: Mit fast 80 läuft er noch mal Marathon, danach hat er tragikomisch "Honig im Kopf", und dann heiratet er das "Superweib" Monica Ferres. Schade nur, dass im Heiratsschwindler-Film selbst dann das Augenzwinkern über weite Strecken vergessen wird. Das Zusammenspiel gestaltet sich eher zäh zwischen dem einstigen Comedy-Star und seiner Bewunderin seit Kindertagen.
Es darf Entwarnung gegeben werden: Sie heiraten nicht. Nicht mal im Film, als Lottomillionär und Schönheitskönigin zu Kapstadt hinterm Tafelberg. Hochstapler sind sie beide, die sich ein schönes Scheinleben zusammengezimmert haben. Aber das sollte man im Falle Hallervordens schnell wieder vergessen. Allzu lange gibt er nämlich den Millionär, den lüsternen Alten an der Seite der Superfrau, die "seit 20 Jahren" mit ihren Tricks die Männer betrügt.
Sagt der eine in etwa "Mein Haus, mein Auto, mein Pferd!", fällt die andere prompt darauf herein und erhofft sich die Lebensrettung vom Superreichen. 300.000 soll die Ferres in einem recht lieblos vorgetragenen Plot an ein vor Jahren genasführtes Opfer zurückzahlen. Andernfalls wird der Betrogene sie auffliegen lassen. Immer wieder mal kreuzt er unverhofft die Wege der Betrügerin.
Die Ferres, im Film Annabel mit Namen, handelt also ganz aus Not. Das macht die Sache schon mal ziemlich brav. Zumal auch die hurtig eingefädelte Beziehung mit dem Millionär – den Verlobungsring hat er "selbst geschmiedet" – äußerst aseptisch dargeboten wird. Regie und Kamera (André Erkau, Henner Besuch) haben sich ganz Besonderes einfallen lassen, indem sie das Verlobungsbett einfach mal senkrecht stellen. Da liegen sie nun wie die Heringe, teils mit hochrotem Kopf, nebeneinander.
Die Nebenfiguren (Casting!?) werden vom Drehbuch (Jan Haering, "Undercover küsst man nicht") eher lieblos behandelt. Steffen Groth gibt den Liebhaber und sportiven Gegner der Ferres zugleich, wobei er immer irgendwie im Ungefähren stecken bleibt. Katharine Mehling, Schauspielerin und Musicalsängerin ("Evita") , im Film falsche Modedesignerin ("Ich habe kein Abitur!") und Hallervordens töchterliche Geliebte, trägt die Last des Einfalts – "Ich weiß, dass ich nicht die hellste Kerze auf dem Kuchen bin!" – bis zum alle erlösenden Ende.
Zwischen schönem Beginn am Strand von Kapstadt und der wenigstens überraschenden Schlusspointe nimmt man mit allerlei Großaufnahmen der adrett zurechtgemachten Veronica Ferres vorlieb, die hier stets das Schmollmund-Klischee, warum auch immer, auf die Spitze zu treibt. Hallervorden seinerseits fällt noch einmal zurück in längst vergangene Didi-Zeiten. Er darf hinter dicken Brillengläsern den Betrüger geben, aber auch den schlauen Sprücheklopfer. "Wer ist denn schon genau der, der er behauptet zu sein?" gibt er vorlaut zu bedenken – zweifellos die stärkste Stelle im Stück. Das sind dann die lichten Momente in einer Kap-Komödie, die sich nicht wirklich auf ihre Figuren einlassen will. Wie soll da einer glauben, dass am Ende über das Geld immer die Liebe siegt?