Marcel Reich-Ranicki: Mein Leben
31.05.2020 • 23:35 - 01:05 Uhr
Fernsehfilm, Biografie
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Marcel Reich-Ranicki : Mein Leben
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2009
Altersfreigabe
12+
Kinostart
Fr., 10. April 2009
DVD-Start
Do., 16. April 2009
Fernsehfilm, Biografie

Biopic zum 100.: Das Erste ehrt Marcel Reich-Ranicki

Von Hans Czerny

Am 2. Juni wäre Marcel Reich-Ranicki 100 Jahre alt geworden. Das Erste wiederholt zu diesem Anlass die Verfilmung der Bestseller-Biografie "Mein Leben", die in sensiblen wie packenden Bildern vom Leben des späteren Literaturkritikers zwischen 1920 und 1958 berichtet.

"Bitte langweilen Sie die Zuschauer nicht": Nur diesen einen Satz gab Marcel Reich-Ranicki dem Drehbuchautor Michael Gutmann zur Verfilmung seiner Autobiografie mit auf den Weg. Ansonsten erhielt das Projekt, das im Jahr 2009 erstmals ausgestrahlt wurde, freies Geleit. Offensichtlich machte man beim WDR dann auch alles richtig. "Fabelhaft", soll das Urteil des 2013 verstorbenen Literaturpapstes gelautet haben, als er die Verfilmung seines Lebens von der Kindheit bis in die 50er-Jahre hinein (Antritt bei der "Frankfurter Allgemeinen") im Rahmen einer Privatvorführung sah. Dem schloss sich die Kritik weitgehend an, schon weil Matthias Schweighöfer in der Titelrolle – ganz ohne Ranicki-"r" – eine Glanzleistung vollbringt. Nun, da der große Kritiker am 2. Juni 100 Jahre alt geworden wäre, wiederholt das Erste "Marcel Reich-Ranicki: Mein Leben".

Der Fernsehfilm über Ranickis Leben wird anlässlich eines (fiktiven) Geheimdienst-Verhörs von 1949 von Drehbuchautor Michael Gutmann geschickt in Rückblenden erzählt: Der spätere Literaturkritiker wird 1920 im polnischen Wloclawek als Sohn jüdischer Eltern geboren. Der musisch interessierte Vater David (Joachim Król) übt den Kaufmannsberuf eher schlecht als recht aus. Er kann der Familie außer Bildung kaum etwas bieten. Mutter Helene (Maja Maranow), die deutscher Herkunft ist, schickt den neunjährigen Marcel zu ihrem wohlhabenden Bruder ins Berlin der Weimarer Republik. Deutsch soll er lernen, im "Land der Kultur", wie er es ehrfürchtig mit auf den Weg bekommt.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Der Empfang fällt für den jungen Polen jedoch eher frostig aus. Im Unterricht wird er wegen mangelnder Sprachkenntnisse und wegen seines Akzents gehänselt. So nimmt er sich vor, der Beste in Deutsch zu werden – was dem Heranwachsenden, der sich in Berlin immer wohler zu fühlen beginnt, schließlich auch gelingt.

Auch das ZDF ehrt

Als die Nazis 1933 die Macht übernehmen, will Marcel trotzig weitermachen wie bisher. Seine Liebe zum Theater und zur Literatur gibt ihm die Kraft, den immer deutlicher werdenden Übergriffen des Systems zu widerstehen. Doch 1938, nur wenige Monate nach dem Abitur, weist man den 18-Jährigen nach Warschau aus. Nach Hitlers Überfall auf Polen werden die Reich-Ranickis ins Warschauer Getto umgesiedelt, wo die Lebensumstände von Woche zu Woche unmenschlicher werden. Hier trifft Marcel die junge Teofila, genannt Tosia (Katharina Schüttler), die er noch im Getto heiratet.

Als die beiden im Februar 1943 ins Vernichtungslager Treblinka deportiert werden sollen, gelingt ihnen die Flucht, sie verstecken sich in einem Keller bei Warschau. 1958, 13 Jahre nach dem Ende des Dritten Reiches, entschließt sich Reich-Ranicki zu einem ungewöhnlichen Schritt: Er zieht nach Frankfurt, mitten ins Land der "Richter und Henker". Aus dem Mann, den Nazi-Deutschland vernichten wollte, wird einer der größten Liebhaber und Kritiker der deutschen Literatur. Bei der Begrenzung auf die erste Hälfte der Lebensgeschichte Ranickis – der Aufstieg zum Star des Kulturbetriebs bleibt ausgespart – wurde von Gutmann und Regisseur Dror Zahavi der übliche biografische Bilderreigen vermieden. Der hervorragend besetzte Film liefert stattdessen traumhafte Momente, die die Liebe des jungen Außenseiters zur deutschen Literatur und Sprache jederzeit spüren lassen.

Auch das ZDF ehrt zum Jubiläum den legendären Chef des "Literarischen Quartetts": In der Nacht zu Montag, 1. Juni, zeigt das Zweite ab 00.25 Uhr das dokumentarische Porträt "Ich, Reich-Ranicki", in dem sich die Autoren Lutz Hachmeister und Gert Scobel dem Leben und dem Charakter des polarisierenden Kritikers widmen. Der Film von 2006 dokumentiert neben seltenen Archivaufnahmen auch detaillierte Gespräche mit Reich-Ranicki.

Marcel Reich-Ranicki: Mein Leben – So. 31.05. – ARD: 23.35 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Darsteller

Schauspielerin Maja Maranow am Rande der ZDF- Dreharbeiten zu "Ein starkes Team" in Groß Glienicke bei Potsdam.
Maja Maranow
Lesermeinung
Beliebt und etabliert: Joachim Król
Joachim Król
Lesermeinung
Tino Mewes
Lesermeinung
Macht auch im Kölner Tatort "Die Wacht am Rhein" eine gute Figur: Sylvester Groth.
Sylvester Groth
Lesermeinung
Sven Pippig in der Komödie "Der Mann auf dem Baum"
Sven Pippig
Lesermeinung

Top stars

Das beste aus dem magazin

Michael Kaeshammer ist ab Mitte Mai auf Deutschland-Tournee.
Weitere Themen aus dem Magazin

Michael Kaeshammer: „Wenn man nichts zu sagen hat, kann man nichts Echtes kreieren“

Michael Kaeshammer füllt in Nordamerika große Säle und hat im kanadischen TV sogar seine eigene Kochshow namens „Kaeshammer‘s Kitchen“. Seine Musik, natürlich vom Jazz beeinflusst, vereint Pop, Blues und Rock’n‘Roll - und überzeugt nicht zuletzt durch Kaeshammers einzigartigen und mitreißenden „Crossover Style“. Mit seinem neuen Album „Turn It Up“ möchte der gebürtige Offenburger, der in jungen Jahren ausgewandert ist, auch in Deutschland den Durchbruch schaffen. prisma hat mit dem Musiker gesprochen.
Ian Hill von Judas Priest!
Star-News

Ian Hill: "Kein Wunder, dass damals so ziemlich jeder übergeschnappt ist"

Ian Hill ist der Bassist der Heavy-Metal-Band Judas Priest. Im Interview spricht der Engländer über die wilden 80er, wie ihre Musik geprägt hat und über vieles mehr.
Professor Dr. Sven Ostermeier
ist Facharzt für Orthopädie und 
Unfallchirurgie, Sportmedizin, 
Chirotherapie und spezielle 
orthopädische Chirurgie. Der 
Schulter- und Knie-Experte arbeitet als leitender Orthopäde 
der Gelenk-Klinik Gundelfingen. 
Außerdem ist er Instruktor der  Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA).
Weitere Themen aus dem Magazin

Sportlich fit bis ins hohe Alter – so geht´s

Welche Sportarten Best Ager ab 55 Jahren starten können und welche besser nicht, hat prisma Sportmediziner Dr. Sven Ostermeier im zweiten Teil der Serie „Sport im Alter“ gefragt.
Dr. Melanie Ahaus 
ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin 
des Berufsverbandes der Kinder- und 
Jugendärzt*innen 
in Sachsen.
Weitere Themen aus dem Magazin

Dellwarzen – lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad

Dellwarzen sind ein lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad. Dr. Melanie Ahaus erklärt in der prisma Arzt-Kolumne, was am besten dagegen hilft.
Katharina Wackernagel spielt in „Mord mit Aussicht“ Marie Babler.
Weitere Themen aus dem Magazin

Katharina Wackernagel: „An die Stelle von Skepsis ist Vorfreude getreten“

Fans des fiktiven Eifel-Örtchens Hengasch können sich freuen: Ab Dienstag, 16. April, läuft die fünfte Staffel der Erfolgsserie "Mord mit Aussicht" immer dienstags um 20.15 Uhr in der ARD. prisma hat mit Hauptdarstellerin Katharina Wackernagel anlässlich dieses Starts gesprochen.
"Reisen Reisen" ist Deutschlands beliebtester Reise-Podcast.
Reise

Reise-Tipp fürs Wochenende: Utrecht

Wer auf der Suche nach Inspiration rund ums Verreisen ist, kommt an Deutschlands beliebtestem Reise-Podcast „Reisen Reisen“ nicht vorbei. Jochen Schliemann und Michael Dietz nehmen Euch mit zu Zielen, die „um die Ecke“ oder am Ende der Welt liegen. Einer ihrer Lieblinge in den Niederlanden: Utrecht!