Philomena - Eine Mutter sucht ihren Sohn
26.09.2017 • 22:45 - 00:15 Uhr
Spielfilm, Tragikomödie
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prisma-Redaktion
Die junge Philomena (Sophie Kennedy Clark) liebt ihren kleinen Sohn.
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Philomena Lee (Judi Dench) geht mit Martin Sixsmith (Steve Coogan) auf eine Reise in ihre Vergangenheit.
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Originaltitel
Philomena
Produktionsland
Frankreich / Großbritannien / USA
Produktionsdatum
2013
Altersfreigabe
10+
Kinostart
Do., 27. Februar 2014
Spielfilm, Tragikomödie

Sag ja zum Leben!

Von Andreas Fischer

Die grandiose Judy Dench gönnt sich als "Philomena" die humorvolle Gelassenheit, der katholischen Kirche eine himmelschreiende Ungerechtigkeit zu vergeben.

Für Martin Sixsmith (Steven Coogan) ist es die Hölle: Er sitzt mit einer alten Frau (Judy Dench) auf einem Flughafen und muss sich von ihr die Zusammenfassung eines Schundromans anhören. Aber er hat keine Wahl: Martin ist gefeuerter Pressesprecher der Regierung, zynisch, lebensfeindlich und von der Art intellektueller Arroganz, die nur Briten hinbekommen. Um in seinem alten Beruf als Journalist wieder Fuß zu fassen, soll er einen Artikel über die Geschichte von "Philomena" (2013) erzählen: 50 Jahre nachdem die Irin von der katholischen Kirche gezwungen wurde, ihren Sohn zur Adoption freizugeben, will sie endlich wissen, was aus ihm geworden ist. Das Erste wiederholt nun den berührenden Film.

Begleitet von dem schnöseligen Journalisten begibt sich die freundliche alte Dame auf eine so rührende wie komische Spurensuche, die auf wahren Begebenheiten beruht. Großartig gespielt von Judi Dench und Steven Coogan feiert der von Stephen Frears ("Die Queen") sensibel inszenierte Film die Menschlichkeit, die in der Vergebung liegt.

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Als junges, unverheiratetes Mädchen war Philomena schwanger geworden. Hingerissen von der Leidenschaft, was in Irland Schande und Verteufelung gleichkam. Sie wurde wie viele andere Mädchen in ein Kloster gesperrt: Dort nahmen die Nonnen in Kauf, dass junge Mädchen und ihre Babys bei der Geburt starben. Schmerz und Tod als Strafe Gottes für die Unzucht. Wer überlebte, musste im Kloster jahrelang in sklavenähnlichen Verhältnissen arbeiten. Die Frauen durften ihre Kinder nur eine Stunde pro Tag sehen – sofern sie nicht von reichen Amerikanern adoptiert wurden.

Eine Entschuldigung gibt's von den Nonnen im Film nicht – im Gegenteil: Sie vertuschen die Verbrechen von einst und rechtfertigen ihr Verhalten bis heute. Man könnte deswegen aus der Haut fahren wie Martin. Oder man hält es wie Philomena, die sich für Schuld und Verantwortung nicht interessiert und einfach nur ihren Sohn finden will.

Es ist das große Verdienst des Films, nicht die Unmenschlichkeit in den Mittelpunkt zu rücken, sondern die phänomenale Philomena. Natürlich ist die Frau traurig, aber sie blickt immer nach vorne. Sie schafft es, sogar ihrem zynischen Begleiter hin und wieder ein echtes Lächeln zu entlocken: Wenn sie sich wonnevoll an den Abend erinnert, an dem Anthony gezeugt wurde zum Beispiel. Das ist einer der schönsten, einer der ehrlichsten Dialoge, der die Quintessenz des Films enthält: Sag ja zum Leben!

Statt einer wütenden Abrechnung inszenierte Stephen Frears eine zutiefst rührende Geschichte, die ohne Pathos und Kitsch auskommt und einfach nur hinreißend ist: Man muss der energischen und würdevollen Judi Dench einfach zu Füßen liegen. Die Grande Dame des britischen Kinos wurde 2014 für ihre Rolle mit einer Oscar-Nominierung bedacht, genau wie das fantastische Drehbuch, das ihr Co-Star Steven Coogan zusammen mit Jeff Pope verfasste. "Philomena" wurde zudem als bester Film und für die beste Musik nominiert.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Der Trailer zu "Philomena"

Darsteller

Vielfach ausgezeichnete Charakterdarstellerin: Judi Dench.
Judi Dench
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Steve Coogan beherrscht viele Facetten
Steve Coogan
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