Der Krieg in der Ukraine wird nicht nur auf dem Schlachtfeld geführt, sondern auch in den Köpfen. Ein Dokumentarfilm auf ARTE widmet sich nun ukrainischen Influencern sowie russischen Trollfabriken und zeigt, wie ikonische Bilder aus zwei Perspektiven interpretiert werden.
Krieg hat im 21. Jahrhundert viele Gesichter: Längst wird nicht mehr nur auf dem Schlachtfeld gekämpft, wo Panzer und Granatwerfer zum Einsatz kommen. Eine hybride Kriegsführung ist unabdinglich, will man auch im Kampf um die Deutungshoheit siegen. Das Ziel: ein eigenes Narrativ über die Medien zu verbreiten. Dies gilt auch für den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, der sowohl mit militärischen als auch medialen Mitteln geführt wird – in Zeiten von sogenannten WarTokern in Sozialen Medien sogar in Echtzeit. Wie die erstmals gezeigte ARTE-Dokumentation "Propagandaschlacht um die Ukraine" zeigt, führt Russland eine riesige Propagandamaschine ins Feld, doch die Ukraine währt sich mit einer Graswurzelstrategie.
"Vom ersten Tag an geht es um Lüge und Wahrheit": Der aufschlussreiche Film von Kristian Kähler und Saskia Geisler berichtet von den neuen Frontlinien der virtuellen Kriegsführung. Hierfür werden ikonische Bilder aus den Blickwinkeln der beiden Parteien gezeigt. Svitlana Matviyenko, ukrainische Professorin für kritische Medienanalyse und die deutsche Journalistin Samira El Ouassil sowie Greg Yudin aus Russland, Philosoph und Soziologe, ordnen die Bilder als Experten ein.
Als beispielhafte Protagonisten dienen unter anderem der ukrainische Influencer Oleksij Arestowytsch – "Psychotherapeut der Nation" – sowie der russische Talker und Propagandist Wladimir Solowjow. Zudem gewährt die Doku Einblicke in die Trickkiste von Populistinnen und Populisten auf Social Media. Gleichzeitig wird die Bedeutung des "alten Mediums" Fernsehen herausgestellt, über das Propaganda immer noch effizient verbreitet werden kann. Die Technik der Analyse ist teils vergleichbar mit der von Fußball-Taktik: Mit einem Stift werden beispielsweise Achsen und Linien eines Talkshow-Panels entschlüsselt.
Hierzu gehört beispielsweise die Inszenierung von Wolodomyr Selenskyj im olivgrünen T-Shirt – ein für einen Staatspräsidenten ungewöhnliches Outfit, das jedoch in Kriegszeiten enorme Symbolkraft entfaltet hat. Das Narrativ der Ukraine soll die eigene Bevölkerung emotional mobilisieren, um den Widerstand gegen den Aggressor zu stärken. Nach außen sendet das Land andere Signale gen Westen: Wir brauchen militärische Unterstützung.
Russland hingegen streut gezielt Desinformation, die sogenannten Trollfabriken leisten etwa auf Instagram ganze Arbeit. Das oberste Ziel: Nachrichten systematisch entwerten. Auch auf russischer Seite gibt es eine Botschaft an die eigene Bevölkerung, die insbesondere als Rechtfertigung des Einfalls ins Nachbarland diente: die Befreiung der Ukraine von vermeintlichen Nazis.
Propagandaschlacht um die Ukraine – Di. 14.02. – ARTE: 21.45 Uhr