Vier Filme, vier Väter, die allesamt den sonst gerne Frauen zugedachten Haushalts- und Erziehungspflichten nachgehen wollen. Den Anfang macht Peter Lohmeyer als "Gerd", bislang ein Kleinunternehmer für Renovierungen. Er will alles geben, um zu beweisen, dass er zum guten Hausmann und, ja, für die Ehe taugt.
Früher ging Papa zur Arbeit, die Mutter machte den Haushalt, wusch und kochte das Essen – Kinderpflege inklusive. Nicht erst seit gestern ist dieses Rollenverhalten im Wandel. Auch Mutter arbeitet und wenn alles optimal läuft, werden Haushalt und die Erziehung der Kinder geteilt. Dann bleibt Papa auch mal zu Hause und schmeißt den Laden. Die vierteilige Komödienreihe "Väter allein zu Haus", von Jan Martin Scharf (Buch und Regie) und Arne Nolting (Buch) frei nach einer immerhin 50-teiligen australischen Comedyserie ("House Husbands") gestrickt, hält sich nicht lange mit Elternzeit- und Elterngeld-Problematiken auf. Sie tauscht frech die Rollen: Wie meistert Papa das, wenn Mutter wieder arbeiten geht. Gerd, die Titelfigur in Film Nummer eins, guckt jedenfalls ganz schön doof aus der Wäsche, als ihm seine Gefährtin Michaela klar macht, dass sie wieder arbeiten gehen will. Und zwar genau dann, wenn die gemeinsame Tochter Laura (Lilli Ogaj) in die Schule kommt.
Die wahrlich resolute Michaela (Christina Große) setzt ihrem Lebensgefährten (Peter Lohmeyer) gewissermaßen das Messer auf die Brust. Sie hat für seinen kleinen Renovierungsbetrieb jahrelang die Steuer gemacht und weiß somit genau, wie es um ihn steht: nicht gut. Wenn er jetzt verkaufe, dann würde das doch bis zur Rente reichen, doziert sie. Darüber hinaus diktiert sie natürlich auch, welche Besorgungen und Darreichungen Gerd fortan bewerkstelligen muss. Ein Jahr dauert die Prüfungszeit, andernfalls kann sich Gerd die erwünschte Heirat mit ihr schenken. Prompt legt Gerd schon an Lauras erstem Schultag den Fehler hin, hat er doch leichtfertig zu Tochter Laura gesagt, sie dürfe selber den Volvo zur Schule lenken. In der Verabschiedungszone "Kiss and ride" drückt Laura dann wirklich aufs Gaspedal und fährt einen lustigen Pinguin aus Pappe um. Es wird Folgen haben.
Gut, dass Gerd ein paar Freunde hat – die gleichfalls erfahrene Patchwork-Väter sind. Sie greifen ihm unter die Arme, als es zum Termin vor der Direktorin kommt, die man "den Terminator" nennt. Dort spielt Gerd den reuigen Sünder, dabei hatte er zuvor mit den anderen, mit Mark, Timo und Andreas noch den Helden gemimt: "Ich hab' uns da reingeritten, ich reite uns auch wieder heraus", prustet er sich mit rauchiger Stimme. Er ist dann aber mit Hut sehr klein und gelobt Besserung.
Männer und Frauen – das ewige Thema
Gerd war schon verheiratet, er ist geschieden und hat zwei Kinder mit anderen Frauen. Alles Ursachen, die in Michaela das Misstrauen schüren. Sie wird von ihrer Bewährungsprobe, einer Art Bachelor-Prüfung, keinen Zentimeter mehr weichen. Sie ist – ganz der Idee des Rollentausches geschuldet – unerbittlich bis zur Unwahrscheinlichkeit. Geradezu winselnd muss sich Gerd in sein Schicksal ergeben. Er ist, das sollte man wissen, ein Heiratsfreak. Er will die Ehe, das ist sein Ziel, und er will "diesen Trauring" haben, so wird er es später unaufgefordert an einem Tresen beichten.
Von Beginn an wird viel aufs Tempo gedrückt. Ganz gegen die – etwa von Peter Lohmeyer – eigens bekundete Absicht, nur ja nicht zu viel zu "spielen" und womöglich komisch sein zu wollen, wird viel theatralisiert, mit Gesten, Blicken, ohrwurmigen Stimmen. Mitunter glaubt man, nicht zuletzt als es in der Wuppertaler Schwebebahn einen verlorenen Plüschohrhasen zu suchen gilt, Til Schweiger schwebe über dem Ganzen. Das schwankt ein bisschen zu viel zwischen Comedy und Dramödie. Immer wieder wird das hier nicht tot zu kriegende Thema "Männer und Frauen" – und damit das gottgewollte Unverständnis für einander – im Freundeskreis gewälzt.
Zwischen all dem wird sehr durchgängig ein kleines Drama aufgeführt: Gerds halbwüchsige Tochter aus früherer Ehe kehrt zurück. Angeblich in Australien weilend, wohnte sie irgendwo nebenan. Nun ist sie schwanger – und Vater Gerd geht hoch. Doch wie sie allmählich alle zusammenhalten, der Gerd, der nun Opa wird, die Michaela, welche die schwangere Tochter versteht, und auch diese selbst in all ihrer pubertären Rigorosität: Das ist ein kleiner Film im Film, der auch die schönsten Bilder zeitigt, wenn Vater und Tochter im riesigen Krautfeld sitzen, über das die Tochter gerade flüchten wollte, und sich ihr Leben beichten. Endlich mal Szenen jenseits von kraftmeiernder Komik und aufgesetzter Weinerlichkeit.
Am 20. September folgt mit "Mark" die nächste Geschichte aus der "Väter allein zu Haus"-Reihe. Dann spielt David Rott die Hauptrolle. Die beiden weiteren Filme werden im Jahr 2020 gezeigt.