Um die Zukunft zu bewahren, lohnt es sich manchmal, den Blick in die Vergangenheit zu richten. Genau diesen Weg geht der Wissenschaftler Eske Willerslev. Er erforscht die genetische Geschichte der Umwelt.
Jede Körperzelle des Menschen enthält rund drei Milliarden Bausteine der DNA. Doch wie verhält es sich mit dem Erbgut, das unsere Umwelt birgt? Die preisgekrönte "Terra X"-Dokumentation "Vor der Eiszeit – Jagd nach dem ältesten Erbgut der Welt" nimmt die Zuschauer mit auf eine faszinierende Reise in die Tiefen der Erdgeschichte und begleitet den Evolutionsgenetiker Eske Willerslev auf seiner Suche nach Spuren der Vergangenheit. Der Film stammt von Niobe Thompson.
Bereits im Alter von 20 Jahren wagt der 1971 geborene Däne Eske Willerslev gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Rane eine wagemutige Expedition nach Sibirien. In einem einfachen Kanu machten sich die Brüder auf den Weg, um die Yugakirs zu finden – ein beinahe ausgestorbenes Volk. Tatsächlich gelingt ihnen das Unglaubliche. Doch anstelle von Glück überkommt den Wissenschaftler ein Gefühl der Leere: Einsamkeit, Hunger und bittere Kälte prägen seine Erfahrung. Entmutigt kehrt er nach Dänemark zurück. Dort stürzt er in eine tiefe Krise und denkt sogar an Selbstmord.
Und dann: Ein Lichtblick, unscheinbar und doch lebensverändernd. Eske Willerslev beobachtet, wie ein Hund im strömenden Regen sein Geschäft erledigt. Plötzlich stellt er sich eine entscheidende Frage: Was geschieht mit dem Erbgut dieses Häufchens? Was passiert mit dem genetischen Material, das in allem steckt, was lebt? Könnte es nicht in Erde, Schmutz oder gar im Eis gespeichert sein? In diesem Moment entsteht die bahnbrechende Idee der DNA-Extraktion aus Umweltproben.
Besonders das Eis fasziniert Willerslev. Denn dort, wo Kälte konserviert, muss die älteste DNA der Welt verborgen liegen. Doch bis seine revolutionären Gedanken anerkannt werden, muss der Forscher einen steinigen Weg gehen. Spott, Zweifel und zahllose Hindernisse stellen sich ihm in den Weg.
Die Dokumentation zeigt eindrucksvoll, wie Willerslev trotz aller Widerstände seinen Weg findet und warum die Erforschung der Vergangenheit vielleicht auch entscheidend für unsere Zukunft ist. Seine Ergebnisse beweisen: Vor zwei Millionen Jahren existierte eine Erde, die deutlich heißer war als heute – mit ganz anderen Tieren, Pflanzen und Bewohnern. Eske Willerslev formuliert es so: "Wir stehlen die genetischen Geheimnisse der Vergangenheit, um die Zukunft zu retten." Der Wissenschaftler arbeitet als Evolutionsgenetiker an der Universität in Kopenhagen.
"Terra X: Vor der Eiszeit – Jagd nach dem ältesten Erbgut der Welt" ist bereits in der ZDF-Mediathek abrufbar.
Terra X: Vor der Eiszeit – Jagd nach dem ältesten Erbgut der Welt – So. 02.11. – ZDF: 19.30 Uhr